Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Kind gerade vorher für vielleicht einen ganz anderen Körperteil verwendet hat, erfordert dies ungewöhnliche organisatorische Vorkehrungen: etwa indem Person A die Handtücher nur auf den vorgesehenen Stangen, Person B nur am Fensterkreuz aufhängt usw.
Warum die Hotellerie seit Jahrzehnten die Gäste auf diese Weise ärgert, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich plädiere jedenfalls hiermit für die Verwendung verschiedener Farben für verschiedene Garnituren. Um lange Sitzungen und Abstimmungen der Hotelfachleute zu vermeiden, schlage ich auch gleich konkrete Farben vor. Die erste Garnitur weiß, eine etwaige zweite lindgrün, eine etwaige dritte lichtrosa. Ich bin gerne bereit, noch über die Farbwahl zu diskutieren, über das Prinzip aber nicht. Es ist schlichtweg hygienischer, wenn für die Benützer eines Badezimmers von vornherein Handtüchergarnituren in verschiedener Farbe zur Verfügung gestellt werden. Ich hoffe, für diese epochale Neuerung eine entsprechende Medaille (mehrfarbig?) der Österreichischen Fremdenverkehrswirtschaft zu erhalten.
6.8 Der Tod als Hilfe?
Da bin ich bei einem Freund auf Besuch. Ich bin hektisch wie immer, er ist gelassen. Auf einem Tisch steht eine alte römische Urne, ein schönes Stück. Ich schaue hinein; ein bisschen Asche ist drinnen. Ich sage ironisch: »Hier müsste wohl auch einmal eine Putzfrau her.« Mein Freund antwortet lächelnd: »Nein, in der Urne ist die Asche eines Römers, der vor mehr als 2000 Jahren gelebt hat.«
Schweigen. Und dann ich: »Und das – eine Art Friedhof – hast du in deinem Zimmer stehen und lebst die ganze Zeit damit?« Mein Freund: »Ja, immer wenn ich Probleme habe, schaue ich in die Urne und denke mir: Was sind das für Kleinigkeiten! In 2000 Jahren ist von mir (mit VIEL Glück) gerade noch so ein Häufchen Asche da.«
Mich hat dieses Erlebnis beeindruckt. Ich verstehe heute, warum die Lehrer der Habsburgerkinder den Auftrag hatten, jeden Tag mindestens einmal zu sagen: »Vergesst nicht, auch ihr seid sterblich!« (damit deren mögliche Überheblichkeit gedämpft würde). Und wenn es mir (oder dir) einmal schlecht geht, dann kann ich nur empfehlen: Fahr nach Eisenerz oder Hallstatt und lass dir vom Pfarrer den Karner (die Knochenkammer) aufsperren. Da liegen sorgfältig aus den Gräbern herausgeholt die Überreste (Knochen, Schädel …) von Menschen, manchmal fein säuberlich beschriftet. Unsere Vergänglichkeit wird uns damit sehr bewusst, unsere Probleme werden plötzlich fast lächerlich.
7 BEVÖLKERUNSPROBLEME
7.1 Es ist falsch, eine zukünftige Überbevölkerung der Erde zu befürchten
Wir hören und lesen immer wieder: Wenn es zu keiner gravierenden Trendwende kommt, dann wird die Erdbevölkerung innerhalb der nächsten 30 Jahre 10 Milliarden Menschen übersteigen, wird es also zunehmend zu einer kaum mehr zu bewältigenden Überbevölkerung unseres Planeten kommen.
Ich halte solche Aussagen und Prognosen über zukünftige Überbevölkerung für äußerst gefährlich, weil sie suggerieren, dass heute noch alles in Ordnung ist, dass das Phänomen Überbevölkerung erst irgendwann in so und so vielen Jahren gefährlich wird. Tatsächlich ist aber Überbevölkerung kein Problem der Zukunft, sondern ein Problem der Gegenwart. Schon heute leben viel zu viele Menschen auf dieser Erde. Viele der Probleme, mit denen die Menschheit konfrontiert ist, von der Umweltbelastung bis zur Nahrungsmittelversorgung, vom Verkehrschaos bis zum überfüllten Strand, vom zunehmenden Zubetonieren der Natur bis zur zunehmenden Einengung der persönlichen Freiheit, sind direkt gekoppelt mit der Anzahl der Menschen, die auf der Erde mit einem gewissen Lebensstandard existieren wollen.
Wir tendieren dazu, vieles an gegenwärtigen Verhältnissen zu messen. Wir haben uns so an die verschiedensten Einschränkungen gewöhnt, dass uns gar nicht mehr auffällt, wie sehr wir schon jetzt beengt leben. Und wenn die Entwicklung ungehindert weiterläuft, dann werden wir uns immer dichter zusammendrängen und einschränken müssen, werden die Spannungen in den einzelnen Ländern und zwischen wohlhabenden und nicht wohlhabenden Teilen der Welt immer größer werden, werden wir Politiker, Technologie und alles Mögliche andere dafür verantwortlich machen, obwohl die Hauptursache diese ist: Beschränkte Ressourcen eines beschränkten Planeten sind nur dann für alle Menschen einigermaßen frei verfügbar, wenn es nicht zu viele Menschen gibt.
Wie groß ist die
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