Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
»Idealbevölkerung« der Erde? Klar dürfte sein, dass einige Hunderttausende etwas wenig wären (weil dann gewisse Infrastrukturen vom Theater bis zum Flugzeug nicht mehr verfügbar sein würden). Klar ist wohl auch, dass 100 Milliarden viel zu viel sind. Irgendwo dazwischen liegt also das Optimum. Viele Tatsachen sprechen dafür, dass wir die bestmögliche Größe schon lange überschritten haben. (Es wäre ja auch ein unglaublicher Zufall, wenn wir gerade jetzt die bestmögliche Größe erreicht hätten!) Ich sage: Die Erde wäre ein wunderschöner Planet …, wenn auf ihr nur einige hundert Millionen Menschen leben würden. Vorrangiges Ziel muss es daher sein, nicht nur einen weiteren Bevölkerungszuwachs zu verhindern, Ziel muss es vor allem sein, innerhalb einiger Generationen die Bevölkerung der Erde auf zirka ein Zehntel des heutigen Standes zu reduzieren und auf diesem Stand zu halten. Ich schlage im Beitrag 7.2: »Negatives Bevölkerungswachstum« konkrete Schritte vor, die in diese Richtung führen, werde aber im Folgenden versuchen zu erklären, warum ich überzeugt bin, dass die Welt schon heute – fast überall, vor allem auch in Europa – stark überbevölkert ist. Es ist bekannt, dass zukünftiger Bevölkerungszuwachs in erster Linie von Ländern der Dritten Welt ausgehen wird, dass sich die Bevölkerung in Europa nur noch langsam (mehr durch Zuwanderung als durch Geburtenüberschuss) vergrößern wird. Das heißt aber nicht, dass deshalb in Europa die Bevölkerungsdichte stimmt. Sie ist nur schon so lange viel zu hoch, dass uns dies nicht mehr be wusst wird, dass uns nicht mehr bewusst wird, wie eingeengt und unnatürlich wir leben! Wer möchte nicht durch unverbaute Natur wandern können, an einer schönen Stelle eine Rast machen, ein Lagerfeuer anzünden, vielleicht ein Zelt aufschlagen? Wer möchte nicht eine Bergwanderung machen, ohne andauernd Lifttrassen, Seilbahnen, Staudämme, Hochspannungsleitungen und Alpenstraßen zu sehen? Wer möchte nicht einen Wald, in dem Herrenpilze und Eierschwammerl noch nicht durch langjähriges Überpflücken fast ausgerottet sind? Wer möchte nicht an einem See im Sommer baden, ohne in eines der überfüllten Strandbäder gehen zu müssen? Wer möchte nicht vielleicht einmal in einem Bach so nebenbei eine Forelle fangen?
Dies sind nur ein paar Beispiele für Dinge, die so natürlich sind, dass sie jedem Menschen möglich sein sollten. Ich finde es erstaunlich, dass viele dieser Dinge zum Beispiel in Mitteleuropa nicht mehr möglich sind und dies hingenommen, ja nicht einmal diskutiert wird.
Die aufgezählten Beispiele sind nicht unmögliche Visionen. Sie entsprechen vielmehr dem, was in manchen Teilen der Welt auch heute noch üblich ist, zum Beispiel in Teilen Kanadas oder Australiens. Freilich ist dort die Bevölkerungsdichte sehr viel geringer. Kein Wunder, dass dort das Zusammenleben auch hochtechnisierter Menschen mit der Natur einfacher ist. Aber das ist ja gerade der springende Punkt: Ein angenehmes Leben mit einer intakten Natur ist nicht erreichbar, indem man sich nur in allen möglichen Bereichen einschränkt, indem man nur Technik maßvoller einsetzt, als dies in der Vergangenheit manchmal geschah, indem man nur versucht, Ressourcen gerechter zu verteilen (obwohl solche Bestrebungen zu begrüßen sind). Eine wirkliche Lösung kann nicht durch das Einsparen von ein paar Prozent da und dort erreicht werden, sondern nur durch eine allmähliche, aber im Ausmaß dramatische Reduktion der Bevölkerung, auch in Europa.
Ich plädiere daher zum Beispiel für ein Europa mit 25 Millionen Einwohnern, für ein Deutschland mit 5 Millionen und für ein Österreich mit 500.000. München und Wien mit 180.000 Menschen, Graz und Dortmund mit 25.000 Menschen. Schöne Städte werden dies sein, mit erfreulich viel Grün, mit angenehm lockerem Verkehr, in dem sogar für Radfahrer Platz ist, ohne dass diese um ihr Leben fürchten müssen. Übrigens, da zu diesem Zeitpunkt nur noch ein winziger Bruchteil der heutigen Energie in Europa benötigt wird und die schlimmsten Umweltbelaster (zum Beispiel veraltete kalorische Kraftwerke) vorrangig stillgelegt wurden, gehört die Angst vor saurem Regen der Vergangenheit an; selbst Tannenwälder beginnen wieder nachzuwachsen. Und die Herbsttage werden plötzlich erstaunlich nebelfrei sein …
Ein wichtiges Argument, warum es nicht reicht, den Bevölkerungszuwachs zu stoppen, sondern warum es erforderlich ist, die
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