Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Schirmtechnologie wird sich nicht nur durch faltbare, rollbare, extrem leichte und dünne Farbschirme verbessern, die Schirmtechnologie wird überhaupt verschwinden. Über einfache Brillen, die bei den Ohren einen Stereo-Ton direkt auf die Gehörknochen abgeben (wie das heute bei Hörbrillen schon gang und gäbe ist), werden Bilder direkt durch die Pupille auf die Netzhaut projiziert werden, links und rechts natürlich verschiedene, um dreidimensionale Effekte zu erlauben.
Die Brille wird aber auch Aufnahmegerät sein, mit einem 500fach Zoom, mit dem man die dann auf dem Mond entstehenden Gebäude in klaren Nächten sehen wird können, mit Infrarot und Lichtverstärkung für klare Sicht bei Nacht und Nebel, mit einer Makrofunktion, damit ich zum Beispiel den Belag auf der Zunge gleich an meinen Arzt, der irgendwo sein mag, übermitteln kann (und dem ein Computer aus einer Datenbank gleich ähnliche Bilder mit Diagnose und Therapievorschlägen vorlegt). Das bedeutet auch, dass alles, was ein Mensch gerade sieht, auch beliebigen anderen Menschen zugänglich gemacht werden kann, ja dass vielleicht überhaupt alles, was ein Mensch je hört oder sieht, als eine Art »Supertagebuch« aufgezeichnet werden wird, das später nach verschiedensten Kriterien durchsucht werden kann. Natürlich benötigt das auch die Verwendung neuer Speichermedien. Die heutigen 20 Gigabyte-Harddisks, die gerade noch 24 Stunden Filme guter Qualität aufzeichnen könnten, werden ersetzt werden durch Speichergeräte mit einer millionenfach höheren Speicherdichte, die dann schon problemlos das ganze 150-jährige Leben von 20 Menschen aufzeichnen können. Ist das Science-Fiction? Sicher nicht: In den Bio-Nanotechnologielabors wird heute schon an Speicherdichten von 10 Terrabyte pro Quadratzentimeter gearbeitet, auf organischen Mikrokristallen basierend. Ein kreditkartengroßer Speicher dieser Art würde dann schon 500 Terrabyte Kapazität haben, also 25.000 Mal mehr als die 20 Gigabyte-Harddisks. Und da reden wir von zirka 2020, nicht von heute in hundert Jahren!
Bei der Wissenswiedergabe und Speicherung von Ton, Sprache, Film, dreidimensionalen Szenen etc. zeichnen sich also schon heute ganz wesentliche Umwälzungen ab. Über taktile und olfaktorische Ausgabegeräte wird geforscht: Computer werden in hundert Jahren auch auf diesem Weg mit uns kommunizieren. Die Kommunikati onsrichtung Computer – Mensch ist gut absehbar. Die umgekehrte Richtung ist weniger offensichtlich. Natürlich werden Spracheingabe, Gestenerkennung, Eingabe durch Informationen über einfache Fingerbewegungen, Computer die hören und sehen und das Erlebte verarbeiten, aber auch subtilere Verfahren eine enorme Rolle spielen. Jeder, der unter »Wearables« im WWW sucht, wird sich rasch überzeugen können, dass enorm viel im Entstehen ist. Aber noch ist irgendwie abzusehen, was sich durchsetzen wird bzw. was die nächsten hundert Jahre an Eingabegeräten noch alles bringen werden.
Insgesamt sind die Benutzerschnittstellen Mensch-Computer darum so schwer vorhersehbar, weil es nicht klar ist, wie weit eine direkte Verbindung der menschlichen Nervenbahnen mit Computern erwünscht ist. Die medizinisch-technische Machbarkeit zeichnet sich am Beispiel der direkten Impulsübergabe an den Gehörnerv bei tauben Personen ab oder durch die gedankliche Steuerung von einfachen Bewegungen wie Beinprothesen oder eines Computerkursors. Wie weit wird die Menschheit bereit sein, eine solche vollständige Symbiose mit Computern anzunehmen? Werden dafür die nächsten hundert Jahre reichen? Hervorragende Wissenschaftler wie Morawetz, Kurzweil oder Gershenfeld würden ein klares »Ja« sagen, ja würden bezweifeln, ob der Mensch als zirka 75 kg schweres Lebewesen überhaupt noch sinnvoll ist oder eine noch viel weitergehende Verschmelzung Mensch/Maschine nicht die offensichtlichere Zukunft ist …
Klar ist, dass die Miniaturisierung von sehr mächtigen Computern mit den beschriebenen Benutzerschnittstellen und Funktionen so weit gehen wird, dass man sie zum Beispiel einmal in das Loch in einem Zahn wird einpflanzen können. Die Übertragung der Signale zu und von den menschlichen Sinnesorganen könnte zum Beispiel über die Leitfähigkeit der menschlichen Haut erfolgen, die Verbindung zu den Datennetzen drahtlos. Die notwendige Energie wird direkt aus der Energie des menschlichen Körpers gewonnen werden. Dieser erzeugt in Ruhestellung ja immerhin 75 Watt. Ein Bruchteil wird für den Betrieb der
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