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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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Die Menschen sind nur noch Zellen dieses Lebewesens, die bestimmte Aufgaben übernommen haben. Dieses neue Lebewesen Menschheit hat anstelle von Muskeln Werkzeuge, Maschinen und Energieversorgungsnetze, anstelle von Blut die globalen Transportsysteme, anstelle von Nerven die weltweiten Kommunikations-, Medien-, Daten- und Computernetzwerke.
    Noch anders formuliert: Obwohl wir die materiellen Dinge in unserer Umgebung (von der Kleidung zur Behausung, vom Transportmittel zum Essen …) andauernd und ganz selbstverständlich benutzen, können wir nur ganz wenige davon selbst herstellen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir im materiellen Bereich vollständig auf andere Menschen angewiesen sind und greifen auf diese Produkte anderer Menschen ohne Bedenken jederzeit zu.
    Es ist darum so wichtig, dies einmal deutlich zu verstehen, weil die nächsten hundert Jahre etwas Analoges bringen werden. Die Welt wird nicht nur arbeitsteilig, sie wird auch vollständig »wissensteilig«. Jeder Mensch wird auf das Wissen anderer Menschen direkt zugreifen müssen und können und dies als Selbstverständlichkeit betrachten, ohne zu verstehen, wie dieses Wissen in den anderen Menschen entstanden ist, und ohne in der Lage zu sein, dieses Wissen selbst zu erarbeiten. Genau wie es die meisten von uns heute tun, wenn sie ein Auto verwenden: Weder wissen sie auch nur annähernd, wie es konstruiert wurde, noch wären sie dazu in der Lage eines zu bauen.
    So wie traditionelle Werkzeuge unsere körperlichen Fähigkeiten vervielfacht haben, werden in Zukunft »Wissenswerkzeuge« unsere geistigen Fähigkeiten dramatisch vergrößern, aber gleichzeitig auch die gegenseitige Abhängigkeit!

    Die wissensteilige Gesellschaft
    Meine Hauptthese ist also, dass die Menschheit in den nächsten hundert Jahren in einem gewaltigen Ausmaß »wissensteilig« werden wird und dass damit einerseits anstelle des Einzellebewesen Mensch das neue Lebewesen Menschheit noch deutlicher als heute sichtbar wird, andererseits die einzelnen Menschen fast wie durch ein großes »externes Gehirn« gewaltig an mentalen Möglichkeiten gewinnen werden.
    Die Weiterentwicklung der Computer bzw. der Informatik wird dabei eine wesentliche Rolle spielen, darauf gehe ich in einem getrennten Abschnitt näher ein. Freilich sollte man die beispielhaften Aussagen in diesem technischeren Abschnitt nur genau als solche sehen. Denn ob die dort beschriebenen oder ganz andere Alternativen in hundert Jahren zum Tragen kommen werden, das kann wirklich niemand vorhersagen.
    Meine These aber, dass die Menschheit immer wissensteiliger wird, die in diesem zentralen Abschnitt erläutert wird, diese Prognose wird dem Wind der Zeit eher standhalten und ist daher auch sehr viel ernster zu nehmen.
    Rekapitulieren wir noch einmal kurz: Die Menschen waren ursprünglich durchaus in der Lage, jeder für sich zu sorgen. Erst durch Phänomene wie Handel, Urbanisierung, Industrialisierung und Globalisierung wurden die Menschen immer mehr von den materiellen Produkten anderer abhängig, besteht heute in den entwickelten Gesellschaften eine unglaublich starke Abhängigkeit der Menschen voneinander, aber auch ein weltweiter Zugriff auf alle Güter. Vor 50 Jahren waren Mangos, Bananen, Kiwis usw. in Europa einfach nicht erhältlich, chinesische Restaurants eine Seltenheit oder Handschnitzereien aus Afrika den wenigen Fernreisenden vorbehalten.
    Im Bereich »Wissen« ist ein ähnlicher, aber langsamerer Prozess verfolgbar, ein Prozess, der erst in den nächsten hundert Jahren seinen wirklichen Höhepunkt erreichen wird. Der schon vorher als Beispiel herangezogene Urmensch verfügte, jeder einzelne, noch über das meiste notwendige Wissen. Er vermittelte dieses Wissen auch nicht durch einen formalen Prozess wie »unterrichten« oder »aufschreiben«, sondern einfach durch »vorzeigen«.
    In den allmählich sich entwickelnden höheren Kulturen war aber schon bald nicht alles Wissen für alle verfügbar. Beispielweise wussten die Priester in einigen alten Kulturen sehr viel mehr über die Astronomie als die meisten anderen damaligen Menschen, die Medizinmänner mehr über Heilkräuter als der Durchschnitt oder die griechischen Mathematiker mehr über Geometrie und Logik als ihre Zeitgenossen. Das Wissen begann sich also rasch »aufzuteilen«.
    Ein wesentlicher weiterer Schritt in diese Richtung war die Entstehung der Schrift, durch die das Wissen Einzelner einer großen Anzahl von Menschen in Gegenwart und Zukunft

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