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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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Exportwirtschaft produzieren müssen. Nur wenn es uns bewusst wird, dass wir nicht einfach die Schultern zucken dürfen, weil man »sowieso nichts ändern kann«, wird es uns gelingen, die großen Spieler allmählich zum Nachgeben zu zwingen!

    7.7 Akzeptieren wir unbekleidete Menschen?

    Wenn meine Frau einen buddhistischen Tempel betritt, bedeckt sie Schultern und Arme und verwendet den traditionellen gelben Schal. Wenn ich in ein japanisches Haus eintrete oder in eine Moschee, dann ziehe ich die Schuhe aus. Wenn ich bei sehr tiefen Temperaturen in Kanada Schi fahre, dann trage ich vielleicht eine Wollmaske, die mein Gesicht bedeckt. Ich nehme sie aber sehr wohl ab, wenn ich jemand begrüße oder gar wenn ich in eine Bank gehe. Familien, die in den USA baden gehen, würden nie daran denken, dies nackt zu tun. Es werden dort (für uns Europäer fast absurd) schon 3-jährige Mädchen ohne Oberteil nicht geduldet. Wenn ich in die Oper gehe, in ein nobles Restaurant oder in ein gutes Casino, ziehe ich mich selbstverständlich vornehm an. Umgekehrt gehe ich in Österreich sicher nicht mit einer Badehose in eine Sauna, ziehe andererseits bei den Feiern für die Sponsion oder Promotion von Studenten sehr wohl den entsprechenden Talar an. Ich begrüße meine Freunde in Indien mit zusammengelegten Händen und einem »Namaste«, schüttle meinen japanischen Kollegen nicht die Hand, sondern verneige mich höflich, trinke in streng islamischen Ländern keinen Alkohol (in der Öffentlichkeit wäre das ja sogar sehr gefährlich), küsse dort auch nicht eine Frau so ohne weiteres und werde während des Fastenmonats untertags jedenfalls nie sichtbar etwas trinken oder essen. 1 Bei Besuchen in Singapur nehme ich wohlweislich keinen Kaugummi mit (streng verboten). Wenn ich vor Jahren Singapur oder Malaysia besuchte, war ich stets darauf bedacht, dass meine Haare so kurz geschnitten waren, dass sie meine Ohren nicht bedeckten, weil mir sonst ein absichtlich teurer amtlicher Haarschnitt verpasst worden wäre. Und so weiter.
    Diese wenigen Beispiele sollen nur belegen, dass wir es gewohnt sind, uns in unserer Kleidung und im Verhalten an die lokalen Gewohnheiten jedenfalls bis zu einem gewissen Grad anzupassen.
    Ich denke daher, dass es fair ist, dass wir auch von Menschen, die nach Mitteleuropa kommen, verlangen dürfen, dass sie dies gleichfalls tun. In diesem Sinne bin ich ein entschiedener Gegner des Tschadors, der Verschleierung der Frauen in Mitteleuropa. Müssen wir wirklich auf den Flughäfen Passkontrolleurinnen einstellen, weil manche islamische Frauen ihr Gesicht, ja sogar ihre Haare einem Mann nicht zeigen dürfen oder wollen? Erlauben wir es, dass ein Mann, der sich als fundamentalistische Frau mit Tschador verkleidet, eine perfekte Maske für einen Überfall – etwa in einer Bank – trägt? Meine Antwort ist ein klares Nein. Wenn von uns, aus meiner Sicht berechtigt, erwartet wird, dass wir uns in manchen Ländern an für uns ungewöhnliche Regeln halten müssen, dann können wir das auch von Menschen aus anderen Ländern bei uns verlangen.
    1 Übrigens, was machen strenggläubige Muslims, die nördlich des Polarkreises wohnen, wo die Sonne vielleicht drei Wochen nicht untergeht, im Fastenmonat?
    Ein Gegenargument gegen diese »harte« Haltung ist, dass wir doch liberal genug sein sollten, um Eigenheiten anderer Kulturen zu dulden. Wenn wir da wirklich konsequent wären, dann wäre das immerhin diskussionswürdig. Wir sind aber nicht konsequent. Seit Jahrzehnten ist in Mitteleuropa Opiumrauchen verboten, zu Zeiten, wo das in manchen asiatischen Staaten noch eine völlig akzeptierte Sitte war. Der Verkauf von Hundefleisch ist meines Wissens in Mitteleuropa nicht erlaubt. Das Hirn noch lebender Affen zu essen, wie das da und dort üblich sein mag, fällt bei uns sicher unter Tierschutz. Die Bewohner des südpazifischen Inselstaates Vanuatu, die auf ihren Inseln zum Teil unbekleidet oder fast unbekleidet leben, dürfen sicher nicht unbekleidet in den Straßen Mitteleuropas herumlaufen, fürchte ich … Darum der Titel dieses Beitrags.
    »In Rome do how the Romans do«: Versuchen wir uns den Eigenheiten von Kulturen anzupassen, wenn wir diese besuchen, noch mehr, wenn wir dort länger wohnen oder gar sesshaft werden wollen. Aber scheuen wir uns bitte nicht, dies auch von Menschen, die aus anderen Kulturkreisen zu uns kommen, zu verlangen!

8 UMWELT
    8.1 Der Baumgarten

    Die Zerstörung der Natur geht in riesigen Schritten

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