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Xperten - Der Paradoppelgänger

Xperten - Der Paradoppelgänger

Titel: Xperten - Der Paradoppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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nicht, ist eine unüberbrückbare Hürde. Da sitzt sie also etwa beim ersten Abendessen mit einem sympathischen Gegenüber und merkt, dass er seine Gefühle zu ihr mit jenen zu einer anderen Frau vergleicht.
    Auf die Frage: »Denkst du an jemand anderen?«, ist die Antwort stets eine Lüge.
    Sandra hat zwar gelernt, dass sie manche Fragen einfach nicht stellen darf, aber es nützt nichts. Es ist furchtbar, wenn sie merkt, wie ihr Partner sie interessiert ansieht, aber wenn ein junges Mädchen im Mini vorbeigeht, denselben Mann eine Welle der Erregung überflutet. Es ergeben sich Situationen, an die man zunächst gar nicht denken würde. Sie empfängt das Gefühl: »Wäre ja nett, mit der eine Nacht zu verbringen, aber meine Freundin verlasse ich deswegen nicht«; sie registriert eine Veränderung der Begeisterung bei kleinen Äußerungen von ihr oder während der Blick des Mannes von ihren Augen bis zu den Schuhen wandert, sie merkt, wie sie zentimeterweise »vermessen« wird: Das ist super, das ist gut, das geht ...
    Gerade wenn das dem Partner gar nicht bewusst ist, wird es dadurch noch schlimmer. Und berührt man sich erst, küsst man sich, dann kann sie immer nur halb bei der Sache sein, weil sie Gefühle empfängt, die wie in einer Rückkopplung ihre Reaktionen beeinflussen - es ist furchtbar. Sandra ist nur froh, dass sie wenigstens nicht die genauen Gedanken erkennen kann, sondern nur die Gefühle, aber sie wünscht sich immer wieder, dass sie ihre Begabung wenigstens manchmal abschalten könnte.

    Als Sandra an einem verregneten Tag nicht joggen geht, sondern stattdessen kurz in die Santa Monica Mall, kommt sie in eine Drogerie, wo sie des Öfteren Kleinigkeiten besorgt. Diesmal steht eine ihr unbekannte auffallend hübsche Frau etwa ihres Alters bei der Kasse.
    »Neu hier?«, meint sie freundlich.
    Die Frau lächelt: »Nicht wirklich, mir gehört das Geschäft; eine der Verkäuferinnen ist heute krank, drum springe ich ein.«
    Sandra spürt Gefühle der Freundschaftlichkeit, der Gelassenheit und der Selbstsicherheit von der Besitzerin ausgehen.
    »Haben Sie das alles selbst aufgebaut oder wie schafft man es, einen so tollen Laden zu besitzen? Muss man dazu nicht halber Millionär sein?«, scherzt Sandra. Zu ihrer Verblüffung reagiert die Besitzerin auf diese Aussage mit ganz heftigen Gefühlen.
    Nun wird Sandra neugierig: »Sie haben das Lokal geerbt?«
    »Ja«, sagt die Besitzerin.
    Sandra weiß, dass sie lügt. Aber auch ein anderes Gefühl registriert sie, so etwas wie Trauer, Nostalgie, Dankbarkeit an irgendjemanden.
    »Entschuldigen Sie meine Neugier«, sagt Sandra vorsichtig und wagt einen Schuss ins Blaue: »Ich habe einmal das Glück gehabt, dass mir ein guter Freund beruflich sehr geholfen hat, und da habe ich einen Moment gedacht, dass wir vielleicht Ähnliches erlebt haben.« Sandra merkt den Stimmungsumschwung, eine plötzliche Welle des Interesses.
    »Also ich finde Sie nicht neugierig. Es ist doch nett, wenn man sich ein bisschen unterhält. Ich bin Monika«, sagt die Besitzerin und streckt die Hand aus.
    »Sandra«, stellt sich diese vor und schüttelt kurz die Hand, »ich bin öfter bei dir hier einkaufen.«
    Monika geht darauf nicht ein, sondern knüpft an das Vorhergehende an: »Auch mir hat ein Freund einmal sehr geholfen, ein bemerkenswerter Typ aus Österreich, eine ziemliche Spielernatur, oft kam er mir fast wie ein Zauberer vor ... Ich habe leider den Kontakt zu ihm verloren.«
    Sandra spürt Trauer und Dankbarkeit in Monika. Eine Intuition zwingt sie weiterzumachen.
    »Ich war einige Zeit in Österreich, in Wien«, erzählt Sandra, »und habe dabei einige sehr nette Menschen kennen gelernt. Leider ist mein bester Freund dort, der Marcus«, sie lächelt traurig, »dann bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen.«
    Sandra merkt die enorme Aufregung in Monika, die sich auf sie überträgt. Zögernd sagt dann Monika, so leichthin, wie sie es in ihrer Erregung kann: »Du meinst nicht zufällig Marcus Wallner?«
    Jetzt ist es Sandra die sich kaum halten kann: »Ja, den meine ich. Reden wir tatsächlich über dieselbe Person?«
    Monika starrt Sandra an: »Ich weiß nicht, wie viele Marcus Wallner es in Wien gibt. Aber wenn wir über denselben reden, dann irrst du dich: Der Marcus, den ich meine, der lebt noch.«
    Sandra wird schwindlig, denn es gab vor zirka sechs Jahren sicher nur einen Marcus Wallner im Wiener Telefonbuch! Meinen sie wirklich dieselbe Person und wieso behauptet dann

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