Xperten - Der Paradoppelgänger
sprechen? Ist das nicht nur überflüssige Sentimentalität? Aber schließlich überlegt Klaus:
»Ich bin es Sandra, die ich immer gern hatte, schuldig, wenigstens ein bisschen über sie zu erfahren, gegebenenfalls ihren Hinterbliebenen zu helfen und zum Begräbnis zu gehen.«
Wenig später erreicht Klaus die angegebene Adresse und folgt Robert in ein kleines Wohnzimmer. Es ist überraschend lieblos, denkt er sich, aber er bemerkt ein großes Bild von Sandra mit einem schwarzen Trauerflor. Robert bittet Klaus auf dem Sofa Platz zu nehmen, er selbst setzt sich gegenüber. Als Klaus nach Beendigung der Höflichkeiten eine erste Frage stellen will, unterbricht Robert, zieht hinter seinem Rücken einen Revolver hervor und zielt damit auf den sehr überraschten Klaus.
»Herr Neidly, Sie brauchen keine Angst zu haben. Dies ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Aber Sie werden einige Überraschungen erleben und wir sind nicht sicher, wie Sie reagieren werden. Bitte legen Sie diese Fußschellen so an, dass die Beine an ein Bein des Sofas gefesselt sind, und fesseln Sie mit der Handschelle, die am Tisch befestigt ist, Ihre linke Hand. Fesseln Sie sich so, dass Sie bequem sitzen und die rechte Hand frei haben. Dann werde ich den Revolver ablegen und alles erklären. Sie sind später wieder ein freier Mann, aber es ist notwendig, dass Sie zunächst einige Dinge genau anhören.«
Klaus zögert. Soll er sich wirklich selbst fesseln, ist das nicht verrückt? Aber Robert könnte ihn ja auch erschießen. Und Robert erscheint so mild und ruhig, dass sich Klaus kopfschüttelnd selbst fesselt.
»Danke für die Kooperation«, sagt Robert, »wollen Sie jetzt vielleicht einen Whisky, wir könnten vielleicht beide einen vertragen?« Klaus nickt, Robert schenkt ein, mit der freien rechten Hand nimmt Klaus das Glas und Robert prostet ihm freundlich zu.
Einige Häuser weiter verfolgen Maria und Marcus, Lena und Sandra all das. Maria sieht mit ihrer Para-Begabung durch die Wände hindurch, was vor sich geht.
»Alles in Ordnung, Marcus«, sagt sie.
Marcus hätte mit seinen Para-Fähigkeiten eingreifen können, wenn Baumgartner Widerstand geleistet hätte.
»Sandra, kannst du irgendwelche Gefühle bei Baumgartner feststellen?«
»Nein, ich scheine noch immer den Block zu haben, der es mir nicht erlaubt, bei Klaus Gefühle zu erkennen. Roberts Gefühle spüre ich sehr deutlich. Er ist erleichtert, dass alles so rasch gegangen ist. Es war also doch richtig Lena mitzunehmen.
»Lena, kannst du die Gefühle bei dem Mann bei Robert spüren?«
»Ja, Papa, er ist sehr überrascht, aber er ist nicht böse, er ist nur - wie sagst du immer? - neugierig.«
»Gut, gehen wir jetzt zu Klaus«, sagt Marcus.
»Papa«, ruft Lena da auf einmal, »die Gefühle des Mannes sind plötzlich ganz komisch, er ist voll Freude, aber er kann auch irgendwas nicht recht glauben.«
In diesem Augenblick sagt nämlich Robert: »Also, Herr Klaus Baumgartner, wie ich annehme.« Klaus zuckt bei der Nennung seines »echten« Namens zusammen.
»Ich habe für Sie Nachrichten, die Sie hoffentlich freuen werden. Sandra ist nicht tot, ich bin nicht ihr Mann. Der ganze Bericht wurde nur gedruckt, um Sie zu finden.«
»Sandra lebt? Und ist sie in Melbourne? Und warum ...?«
Robert lacht: »Haben Sie einen Moment Geduld, Sandra ist in wenigen Minuten hier. Und einige andere Personen auch. Prost!«
Robert nippt nochmals an seinem Whisky und beobachtet Klaus scharf. Dieser sitzt auf einmal kerzengerade. Er spürt die Para-Aura von Sandra und auch, wie ist das möglich, drei andere, darunter zwei bekannte, aber tot geglaubte Para-Begabungen: Maria und Marcus. Maria und Marcus leben! Und Sandra ist bei ihnen! Eine Welle von Freude überschwemmt Klaus.
Vor der Wohnungstür bleibt Marcus noch einmal stehen.
»Klaus müsste uns nun schon deutlich geortet haben.«
»Lena, ‚strahlt‘ der Mann eigentlich? Er heißt übrigens Klaus. Und erkennst du jetzt seine Gefühle?«
»Ja, er strahlt, er ist para-begabt, wie du es immer nennst. Und er freut sich sehr, dass du und Mutti kommen, und er freut sich auch besonders, aber anders über Sandra.« Sandra ist die Einzige, die den Ausdruck »anders freuen« registriert, ihr Puls geht ein bisschen schneller.
Sie betreten das Zimmer mit Klaus. Marcus und Klaus schauen sich ungläubig lächelnd sekundenlang an. Dann ergreift Marcus die freie Hand von Klaus.
»Klaus, es ist einfach toll, dich zu sehen. Und da du dir eine neue Identität
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