Xperten - Der Paradoppelgänger
kennst ja sicher die Public Key Kryptographie? [17]«
»Ja, natürlich«, erwidert Klaus, »du meinst das Verfahren, das Diffie-Hellmann 1975 das erste Mal vorgeschlagen haben?«
»Ja, so ist es«, entgegnet Marcus, »die erste praktikable Methode, den Diffie-Hellmann-Vorschlag zu implementieren, wurde von Rivest, Shamir und Adelmann auf der Basis der Schwierigkeit der Zerlegung großer Zahlen in Primfaktoren vorgeschlagen. Dieser ‚RSA‘-Algorithmus wurde ab zirka 1995 immer öfter eingesetzt. Du weißt ja, die Public Key Kryptographie ist darum so wichtig, weil es nur so leicht möglich wird, elektronische Dokumente unfälschbar und authentifizierbar zu machen, sie nicht nur zu verschlüsseln. Leider wurden die Faktorisierungsalgorithmen immer besser, die Codes damit immer knackbarer.«
»Was ist dann das Problem?«, wundert sich Klaus.
Marcus erklärt: »Weil die RSA-Methode nicht mehr 100%ig sicher war, wurden allmählich neue Algorithmen, zuletzt immer häufiger auf der Basis so genannter L-Systeme, entwickelt. Und ein solcher und zurzeit noch fast unknackbarer Algorithmus wurde für das vorliegende Dokument verwendet. Wir haben aber durch die Universität Auckland hervorragende Mathematiker zur Hand - etwa meinen Freund Mike, der mit mir am Beansburn war - und die sind sicher, dass sie es schaffen werden, nur benötigen sie noch etwas Zeit.«
Klaus hat die Erläuterungen mit Interesse verfolgt. »Und welche Aufgaben willst du mir übertragen?«
Marcus erklärt: »Erstens würde ich dich natürlich bitten, beim Aufspüren von weiteren Para-Begabungen zu helfen. Und zweitens wäre es toll, wenn du dich um den Problemkreis 10 kümmern würdest, nämlich wie weit man -vor allem mit Computertechnologie - Fähigkeiten technisch realisieren kann, die an Para-Fähigkeiten herankommen bzw. an sich interessant sind. Wir haben in dieser Richtung einige Erfolge, die ich dir zuerst einmal zeigen möchte.«
Klaus ist vom weitgehend feuerfesten Bergungsroboter, wie er bei dem Brand in der Milchpulverfabrik eingesetzt wurde, sehr beeindruckt. Er beschäftigt sich stundenlang damit.
»Marcus, es ist unglaublich, was man mit dem Roboter alles machen kann. Aber noch unglaublicher ist, dass man nach einiger Zeit beginnt, sich mit dem Roboter zu identifizieren. Weil man über die Steuerungsbrille durch sein optisches System sieht, durch seine Arme etwas angreift und seine Sensoren benutzt, vergisst man auf einmal, dass man in Wirklichkeit ganz woanders ist. Man glaubt, man ist im Roboter!« Marcus stimmt zu:
»Du hast ganz Recht. Schon in ,The Mind‘s I‘ [14] wird an mehreren Stellen spekuliert, dass wir als den Sitz unseres Bewusstseins einen Ort in der Nähe unserer Sensorik und unserer ,Werkzeuge‘ (Arme, Beine) empfinden. Beim normalen Menschen ist das im menschlichen Körper, vor allem im Kopf. Wenn wir aber mit von uns gesteuerten Robotern arbeiten, dann verlagert sich das Empfinden, wo das Bewusstsein sitzt, auf einmal dorthin!«
Auch e-Cart und andere Bergungsfahrzeuge beeindrucken Klaus durch die ausgeklügelte Elektronik, die manche Einsätze erst ermöglicht. Besonders der »Variable-Cart« hat es ihm angetan. Dieser ist so groß wie ein Kleinbus, kann aber seine Form in Höhe, Breite und Länge verändern. Er kann sich so ausdehnen, dass er viele Menschen auf einmal transportieren kann, und verringert dabei sein spezifisches Gewicht so stark, dass er im Wasser schwimmt 1 . Er kann mit einer Person »an Bord« aber auch so klein wie ein größerer Sessel werden!
Die Kommunikationsbrille 2 geht noch weit über die Steuerungsbrille hinaus und ist ein Meisterwerk moderner Computertechnologie. Es gibt sie in Ausführungen mit den verschiedensten Funktionalitäten, weil nicht immer alles benötigt wird. Marcus zeigt das universellste Modell. Es besteht aus zwei drahtlos miteinander verbundenen Teilen. Der eine Teil ist ein visitkartengroßer Computer, den man zum Beispiel in der Hosentasche tragen kann. Er ist sehr schnell und hat gigantisches Speichervermögen auf so genannten »Memory Cards«: Diese länglichen, weniger als ein Millimeter dicken Kärtchen haben keine beweglichen Teile und sind daher sehr robust, haben aber dennoch eine Kapazität von mehreren hundert Terrabytes 3 . In diesem Computer sind eine drahtlose Verbindung zu Telefon- und Computernetzen sowie ein GPS-System eingebaut, sodass der Computer immer weiß, wo man auf der Welt ist. Der zweite Teil, nach dem das Gerät seinen Namen hat,
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