Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
sicherer ist sie, dass die Pflanzen hier größer sind als die, die sie gestern gesehen hat.
»Irgendetwas an diesen Bäumen ist anders … sind sie wirklich größer als sonst üblich?«, fragt sich Mandi. »Vielleicht wachsen sie höher ohne den Stress des Straßenverkehrs? Apropos Stress – ich brauche mein Aspirin.«
Mandi deutet auf die Bäume, aber Elly schüttelt nur verständnislos den Kopf. So kann auch Mandi nur die Achseln zucken. Sie zieht eine Wasserflasche aus ihrem Rucksack und die Packung Aspirin.
Kurz vor 11:30 Uhr verschwinden die Wachen tatsächlich in einem Gebäude, so wie es Mandi vorausgesehen hat. Als sie die charakteristische Stimme des Muezzins aus dem Lautsprecher kreischen hören, nickt Mandi Elly zu. Sie haben ungefähr eine Stunde.
Mandi passt wirklich durch die kleine Öffnung unter dem Zaun, aber erst nachdem sie sich ihre Bluse und ihre Jeans daran zerrissen hat. Die beiden Frauen verbergen sich, so schnell sie können, im Schatten des nächstliegenden Gebäudes. Sie haben Glück: Ihr unbefugtes Eindringen wird zwar von den Kameras aufgezeichnet, aber von den Wachen, die in ihre Gebete vertieft sind, nicht bemerkt.
Da wird die Tür des nächsten Gebäudes geöffnet. »Brauchen wahrscheinlich Frischluft«, denkt Mandi. Alle Fenster, bei denen sie vorbeigekommen sind, waren ja fest verschlossen. Mandi hat es bisher nicht gewagt, einen Blick in eines der Gebäude zu werfen; was, wenn sie jemandem direkt in die Augen starrt?
Auf Händen und Knien kriechend schiebt sie vorsichtig ihren Kopf ums Eck, sodass sie den Fußboden überblicken kann. Keine Füße oder Beine – sie können rein! Schnell steht sie auf und winkt Elly, dass sie herkommen soll. Als sie sich wieder dem Raum zuwendet, ist sie verblüfft darüber, was sie da sieht: eine Fertigungsstraße für irgendein Gerät!
Mandi betritt das Gebäude, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Auf einem ruhenden Förderband liegen verschiedene Komponenten eines elektronischen Gerätes: Miniaturdisplays, kleine Buchstaben und Ziffern, Gehäuse in ansprechender Form.
Mandi holt ihren e-Helper heraus, sieht ihn erstaunt an und dann wieder die Bauteile. »Wenn ich nicht wüsste , dass diese e-Helper in Neuseeland oder Australien produziert werden, ich könnte glauben, sie werden genau hier, im Dschungel von Borneo hergestellt!«, flüstert sie zu sich selbst. Sie geht die Förderbänder entlang und sieht sich die verschiedenen Bauteile genau an. »Bingo! e-Helper, genau solche wie meiner!«
Der Fertigungsraum ist relativ klein und jeder Zentimeter ist ausgenutzt. An den Enden einiger der Förderbänder sind kleine Behälter befestigt, in die die produzierten Teile fallen. Alle diese Behälter befinden sich in der Nähe des Eingangs, durch den Mandi hereingekommen ist.
Mandi blickt sich noch einmal vorsichtig um. Die hellen Neonleuchten erinnern sie an eine Arztpraxis. Oder ist es doch eher der antiseptische Geruch, der diese Assoziation hervorruft?
An der rechten Wand ist eine große Weltkarte angebracht. Einige Länder, besonders in Südostasien, sind mit grellgelbem Marker hervorgehoben. Andere Länder, darunter Neuseeland und Australien, sind mit rosa Leuchtfarbe markiert.
Nahe beim Eingang steht ein Teeautomat, daneben ein Trinkwasserspender. Auf einem kleinen Rollwagen sind fein säuberlich gebrauchte Teetassen gestapelt. Eine Ameisenstraße führt Hunderte der kleinen Insekten durch das Tor zum Rollwagen und hinauf zum schmutzigen Geschirr. Das ist die einzige Bewegung im Raum. Sonst ist alles vollkommen reglos.
Mandi und Elly stehlen sich lautlos aus dem Gebäude und schleichen zu einem anderen. Die unteren Fenster sehen aus wie Milchglas, aber als sie näher kommen, erkennen sie, dass die Scheiben von Kondenswasser beschlagen sind. Mandi wischt das Wasser von einem kleinen Bereich ab und lugt hindurch. In dem Gebäude sind Computer, große Flachbildschirme und einige kleine, aber leistungsstarke Taschencomputer.
»Wer immer diese Anlage betreibt, muss Unmengen von Geld haben«, flüstert Mandi zu Elly und es wird ihr nicht einmal bewusst, dass diese sie gar nicht versteht. Während sie spricht, überkommt sie plötzlich ein starkes Gefühl der Anspannung und eine Welle von Übelkeit durchfährt ihren Körper. Sie krümmt sich und nimmt einige tiefe Atemzüge. Elly fasst Mandi besorgt um die Taille.
»Es geht schon. Bin nur ein wenig nervös, denke ich. Verdammt, seit Jabiru habe ich keine Panikattacke mehr
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