Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
einmal versucht sie es und setzt es wieder ab. Schließlich zeigt ihr Mandi, wie man es fokussiert, und Elly sieht minutenlang durch das Glas.
»Elly, sind da Kameras?«, wiederholt Mandi und begleitet ihre Frage wieder mit Gesten.
Elly zeigt auf etwas, umreißt dann in der Luft mit den Fingern die Form einer Raute und gibt das Fernglas Mandi zurück, damit sie selbst sehen kann. Mandi braucht einige Minuten, bis sie ein kleines, schwarzes, rautenförmiges Ding entdeckt, fast unsichtbar in den Dachschindeln versteckt.
»Ah, das sind also die kleinen Spione?«
Elly deutet erneut, dass Mandi ihr folgen soll. Sie gehen zurück in den Dschungel und kommen ein paar Minuten später an einer anderen Stelle der Anlage wieder zum Vorschein. Von dieser Position verdeckt das zweite Gebäude die Sicht auf das dritte, aber sie können in das Innere des zweiten sehen. Elly gestikuliert Mandi, dass sie es sich mit dem Fernglas ansehen soll.
Mandi ist überrascht. Was sich da im Gebäudeinneren befindet, sind anscheinend junge Affen in kleinen Käfigen. Aber sie ist sich nicht ganz sicher, denn die Fenster sind von Netzen oder Vorhängen verdeckt. Aber sie könnte schwören, dass es Affen sind! Sie reibt sich die Augen und sieht noch einmal hin.
»Vielleicht sind es doch keine Affen«, sagt sie zu sich, »es sieht nicht danach aus, dass sie sich viel bewegen.«Sie muss das herausfinden …
Mandi macht Elly klar, dass sie ins Innere der Anlage will. Diesmal ist Elly offensichtlich auf die Frage vorbereitet, denn sie beginnt, einen kleinen Flecken Boden zu säubern, um darauf etwas zu zeichnen.
»Okay«, sagt Mandi, »unser Spielplan. Gut gedacht, Elly.«
Mandi sieht zu, wie Elly etwas in den Staub kratzt: Rechtecke für die Gebäude. Dann nimmt sie ein Blatt und deutet auf sich selbst; dann ein kleines Holzstück und deutet damit auf Mandi.
»Gut, du bist das Blatt und ich bin das Holz«, sagt Mandi.
Das Blatt kommt in das erste Gebäude und dann zurück. Das Hölzchen geht ins zweite Haus und kommt danach ebenfalls zurück.
»Das ist gut – du und ich, wie wir unsere Sache erledigen«, sagt Mandi. »Aber was ist mit all den Männern im dritten Haus …?« Sie hebt kurz einen Finger. »Im schlimmsten Fall werden wir geschnappt, hier und jetzt«, sagt sie. »Wir kommen in ein indonesisches Gefängnis. Mir schaudert bei dem Gedanken, aber es könnte passieren. Aber es ist wahrscheinlicher, dass wir – wie beim ersten Mal – gefasst werden, nachdem wir das Gelände verlassen haben. Das bedeutet, wir können gar nicht zum Camp zurück, sondern müssen woanders hin. Ich werde Marcus kontaktieren und die Pläne für unser Treffen ändern. Wir können untertauchen, bis Marcus und seine Kollegen hier sind, und dann sehen wir weiter. Im besten Fall … kommen wir unentdeckt davon … Aber ich glaube nicht, dass das tatsächlich geschehen wird.«
Wenn sie nur besser miteinander kommunizieren könnten, Elly würde Mandi noch viele andere Szenarien darlegen können …
Mandi sieht Elly an, nickt und deutet zur Anlage. Elly nimmt Mandis Hand in die ihre und drückt sie fest. Mandi ist nicht bewusst, was sie von Elly verlangt, und auch nicht, in welche Situation sie sich selbst damit in Wahrheit begibt. Auf der anderen Seite weiß Elly ganz genau, was sie tut. Aufgewachsen in Zentralkalimantan kennt sie die Gesetze des Dschungels. Sie kennt den Wert – und die Bedeutungslosigkeit – des Lebens. Und sie weiß, dass keine Kosten und Mühen gescheut werden, um die Geheimnisse dieser Gebäude verborgen zu halten. Sie sieht Mandi an und blinzelt. Mandi blinzelt zurück – sie sind Komplizen. Elly zeigt auf einen Abschnitt des Zauns, der bereits teilweise ausgegraben ist.
»Ah, du hast also schon Vorarbeit geleistet – du bist wirklich gut vorbereitet, Elly«, sagt Mandi.
Sie kriechen unter dem Zaun durch und stürmen los. Elly läuft zum ersten Gebäude und verschwindet im Inneren, Mandi rennt zum zweiten Haus und wirft einen vorsichtigen Blick durch eines seiner Fenster. Das Gewebe vor dem Fenster stellt sich als ein Moskitonetz heraus. Mandi kann an den Wänden entlang ungefähr ein Dutzend kleiner Käfige erkennen, in denen Orang-Utans sitzen. Sie sind ungefähr halb so groß wie Mandi oder noch kleiner. Die meisten von ihnen haben Kabel an Schläfen, Stirn und Nacken. Die Tiere, die nicht schlapp auf dem Boden liegen, beginnen schrill zu schreien, als sie Mandi am Fenster sehen. Mandi macht einen Sprung weg vom Fenster
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