Xperten - Kampf dem grossen Bruder
haben noch Treibstoff für 20 Minuten Flug und werden daher landen. Es besteht nicht die geringste Gefahr. Dieser Airbus ist das erste Modell das super-redundant ist, auch bei einem Ausfall der Steuerungselektronik durch einen Blitzschlag bleibt er lenkbar. Übrigens sind Blitzeinschläge in Flugzeugen eine Seltenheit, weil Flugzeuge ja nicht ‚geerdet’ sind. Aber selbst wenn, sind wird im Inneren, wie alle die in Physik aufgepasst haben wissen, wie in einem ‚Faradayschen Käfig’ sicher. Freilich, es wird unruhig werden. Daher fest anschnallen und alles Bewegliche gut verstauen, damit es niemanden um die Ohren fliegt. Ladies and Gentlemen, the thunderstorm….«
Als die 920-S in die dunklen Wolken eintaucht, rüttelt das Luftschiff, fällt oft in ein Loch, steigt wieder, macht bedrohliche Geräusche, die Flügel bewegen sich, als wären sie aus Gummi. Blitze schlagen von Wolke zu Wolke über, was die meisten noch nie gesehen haben. Mancher halbunterdrückte Angstschrei wird vom Donner übertönt. Noch einmal beruhigt der Kapitän über die Lautsprecher »alles wie erwartet«.
Selbst der Vielflieger Green Sam, der liebevoll betreut wird, hat so etwas noch nicht erlebt. Er knurrt einen Flugbegleiter an: »Verdammte Technik.« Dieser kann sich nicht zurückhalten:
»Ohne die Technik, die wir an Bord haben, hätte ich Angst, so aber nicht. Sie sollten froh sein, dass es diese Technik gibt.« Sam ist aus Diskussionen gestählt.
»Ja, diese Superredundanz ist sicher gut. Aber warum haben wir sie? Weil es Leute wie mich gibt, die immer wieder vor zuviel Technik ohne Rückfalllösungen warnen.«
Der Höhenmesser zeigt auf 1000 Meter, Boden ist noch keiner zu sehen, aber das Flugzeug bewegt sich genau auf dem elektronischen Leitstrahl. Plötzlich schlägt ein Blitz direkt in die Pilotenkanzel ein. Das Flugzeug macht einen Ruck. Der Donnerschlag ist gewaltig. Das Licht fällt aus. Ein kollektiver Aufschrei ist in den Passagierkabinen zu hören. Die Notversorgung springt aber sofort ein, die elektrische Versorgung ist wieder da. Doch die automatische Steuerungsanlage, deren Elektronik ja zwangsweise zum Teil nur knapp unter der Außenhaut des Luftschiffes liegt, ist ausgefallen. Die Piloten sind für solche Notfälle ausgebildet. Copilot und Kapitän übernehmen die Steuerung manuell, die wichtigen Ortungs- und Leitgeräte, die im Innern des Flugzeugs gut abgeschirmt liegen, sind intakt geblieben.
Der Kapitän benachrichtigt die Bodenstation, dass er auf manuelle Steuerung übergeht und erklärt den Passagieren, dass der Blitzschlag keine Schäden angerichtet hat, die die Landung gefährden. Rudolf Merz ist die Ruhe selbst. Fast genießt er es, einmal ohne Landeelektronik fliegen zu können. Das Flugzeug sinkt auf 600 m, die Wolken reißen auf. Unmittelbar vor ihnen befindet sich eine große, durchsichtige, wirbelnde Wolke. Kopfschüttelnd ruft er seinem Copiloten zu »Was ist das da vorne? Es schaut fast so aus wie ein gigantischer Mückenschwarm!«
Bevor sie die Bordkamera nach vorne schwenken können, um aufzunehmen, was sie sehen, fallen alle elektronischen Geräte aus. Es wird gespenstisch dunkel. Das Tageslicht , das durch die Fenster fällt, ist durch die Gewitterwolken stark gedämpft. Im Cockpit leuchtet keine Anzeige mehr, kein elektronisches Navigationsgerät funktioniert. Der Kompass ist genau so ausgefallen wie der Höhenmesser, es gibt keine Verbindung mehr zum Kontrollturm. Der Kapitän kann mit dem Lautsprechersystem die Passagiere nicht erreichen. Allerdings, die manuelle Steuerung ist intakt!
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Der für den Flug LH 320 mit Airbus 920-S zuständige Kontroller Adrian löst den Notalarm aus.
»LH 320 wurde von einem Blitz getroffen. Er flog noch kurze Zeit mit manueller Steuerung normal, doch nun ist etwas passiert. Das Flugzeug ist am Radarschirm sichtbar, ist aber für mich unerreichbar. Es scheint nicht mechanisch beschädigt, aber es beginnt vom Kurs abzuweichen. Die Navigationsinstrumente dürften aus unbekannten Gründen ausgefallen sein, vielleicht sogar die gesamte Elektronik!«
Der Krisenchef in Kontrollturm stellt sich hinter Adrian. Der Radarschirm zeigt, dass LH 320 weiter vom richtigen Kurs abweicht.
»Die Piloten können das Flugzeug offenbar noch steuern, doch versperren die Wolken die Sicht. Hat Kapitän Rudolf Merz eine Chance, das große Flugzeug ohne Geräte manuell zu landen?«
»Theoretisch ja. Aber es wird gefährlich, denn die Sturmböen können kaum manuell
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