Xperten - Kampf dem grossen Bruder
ausgeglichen werden und der starke Regen macht die Sicht schlecht. Wir können nur hoffen oder beten, je nach Geschmack. Feuerwehr, Rettungsmannschaften und Sanitäter alarmieren!«
Auch wenn das sein letzter Flug sein sollte, Kapitän Rudolf bleibt ruhig.
»Wir müssen knapp unter die Wolkendecke. Bevor geschah, was immer das gewesen ist, waren die tiefsten Wolken höher als die höchsten Bauten im zum Glück flachen Orlando … wir werden schon nicht in einer Achterbahn von Seaworld landen«, meint er mit Galgenhumor.
»Dann müssen wir den Flughafen finden, wir sind sicher schon vom Kurs abgekommen und manuell landen. Ich hoffe, dass die am Boden mitkriegen, was los ist und dass wir die Landebahn WO benötigen, denn der Sturm kommt aus Osten, wir müssen also nach Ost landen. Dann haben wir hoffentlich nicht auch noch mit Böen von der Seite zu kämpfen. Informiere die Flugbetreuer, damit sie alles für eine Notlandung vorbereiten. Beeile dich. Ich brauche dich dann hier als zweites Paar Augen.«
Bei 380 Meter durchbricht LH 320 die Wolkendecke. An den Universal Studios, Disney Word, Seaworld, den großen Hotel- und Golfanlagen können sich die Piloten trotz schlechter Sicht orientieren und ändern den Kurs in Richtung Flughafen. Sie sind weit vom Kurs abgekommen!
»Nach meiner Uhr haben wir noch für 4 Minuten Treibstoff, das können wir nicht schaffen«, sagt trocken der Copilot. Rudolf lacht.
»Du vergisst, wir sitzen in einem super-redundanten Flugzeug«.
»Und was heißt das in diesem Zusammenhang?«
»Dass es zusätzlich zu den Reservetanks einen speziell explosionssicheren Zusatztank gibt, der bei leeren Haupt- und Reservetanks aktiviert wird und noch 15 Minuten Flugdauer ergibt.«
»Ach ja, wir haben ja sozusagen einen Reservetank für den Reservetank! Aber gab es da nicht noch ein Problem, das sie in der Schulung erwähnten?«
»Ja, beim Umstieg auf diesen Zusatztank können einzelne Triebwerke kurz ausfallen. Wir müssen also diesen Zeitpunkt abwarten, damit wir nicht beim eigentlichen Landevorgang auf einmal ein paar Meter oder mehr absacken.«
Der Flughafen kommt näher, sie liegen, soweit sie das mit freiem Auge beurteilen können, genau richtig in der Anflugschneise der WO Landebahn. Rudolf zuckt bedauernd die Schultern.
»Wir müssen das Einschalten des Zusatztanks abwarten, ich fliege noch eine Schleife.«
»Was machen die Idioten da oben?«, brüllt Adrian im Kontrollturm.
»Da liegen sie beim Landeanflug ideal und nun fliegen sie noch eine Schleife, obwohl ihnen der Treibstoff jeden Moment ausgehen kann.« Niemand hat eine Antwort. Plötzlich meldet die Laserpeilung:
»LH 320 ist grundlos um 20 Meter abgesackt, mehr, als durch Turbulenzen erklärbar ist«.
»Was soll das wieder bedeuten?«, rätselt Adrian.
»Nun sind wir bereit zur Landung«, erklärt der Kapitän Rudolf Merz. Durch den starken Gegenwind können sie mit geringer Bodengeschwindigkeit anfliegen. Der strömende Regen macht die Sicht schlecht. Auch der Kontrollturm sieht das Flugzeug meist nur am Radarschirm. Endlich wird es einige hundert Meter von der Landebahn entfernt sichtbar.
»Höhe, Sinkwinkel, Geschwindigkeit perfekt«, jubelt Adrian.
Der Jubel ist verfrüht. Nur noch 15 m über dem Boden und über dem Beginn der Rollbahn erfasst plötzlich eine starke Böe von Nordost den Airbus. Rudolf Merz steuert dagegen, hat aber keine Chance. Das Flugzeug kippt nach rechts, sinkt, die Flügelspitze berührt zuerst die Fahrbahn, bricht, das Flugzeug sackt ab, kippt weiter, landet auf der rechten Seite, schlittert über den Asphalt in einer Kurve nach Süden und über die Rollbahn hinaus in die Wiese. Die rechte Tragfläche wird aus dem Flugzeug herausgerissen und das Flugzeug von vorne nach hinten aufgeschlitzt, bevor es zum Stillstand kommt.
Rudolf ist unverletzt, sein Copilot hängt blutend in den Gurten. Man hört die Sirenen von Hilfsfahrzeugen heulen. Bevor Rudolf etwas für seinen Freund tun kann, sind die ersten Sanitäter im Cockpit und nehmen ihn mit,
»Keine Widerrede, Sie stehen unter Schock«.
Die Evakuierung des Flugzeugs läuft wie bei einer Übung reibungslos. Es bricht kein Feuer aus und keine Panik. 1743 Passagiere können unverletzt geborgen werden, 120 sind leicht verletzt. Die acht aber, die in der rechten Seite jener Kabine erster Klasse waren, die sich neben dem abgerissenen Flügel befindet, sind schwer verletzt. Green Sam gehört dazu.
Als der Kapitän in einen ruhigen Raum in das
Weitere Kostenlose Bücher