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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Achseln. Solange der Junge friedlich blieb, würde wohl nichts passieren.
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    »Geh ruhig«, sagte sie deshalb und beobachtete seinen Kumpan, der mit einer Maschinenpistole vor ihnen stand. Ob er mit so einem großen Ding überhaupt in der Lage war, schnell zu reagieren? Sie wußte es nicht, wollte es aber auch auf keinen Versuch ankommen lassen – und wer hätte es auch versuchen sollen? Marc war kein Draufgänger, er würde eher eine bequemere Lösung des Problems suchen. Uli spielte zwar gern den Helden, aber im Ernstfall wußte auch er, wo der Spaß aufhörte. Blieb also nur eine der Frauen, im Zweifel sie selbst.
    Aber warum sollte sie ihn anspringen, wenn sie noch nicht einmal wußte, was er eigentlich wollte?
    Kim ging voraus und fühlte sich seltsam unwirklich mit der Pistole im Rücken. Sie überlegte, wie sie ihm eine Falle stellen, ihm die Pistole aus der Hand schlagen könnte. Aber es waren alles tolle Actionfilme, die ihr dazu einfielen und die mit ihrer Situation und ihren Möglichkeiten nichts zu tun hatten. Auf der anderen Seite: Vielleicht bereute man es später, wenn man sich nicht frühzeitig wehrte? Wer wußte schon, was diese Männer mit ihnen vorhatten?
    Sie mußte ihm die einzelnen Kabinen zeigen, und er begann alle schnell und gründlich zu durchsuchen, nachdem er die jeweiligen Türen abgeschlossen hatte. Kim stand in einer Ecke und sah ihm dabei zu. Was konnte sie sonst schon tun? Sich im Hechtsprung auf ihn zu stürzen wäre lächerlich, denn er war stärker und zudem bewaffnet. Fliehen konnte sie nicht, da er den Schlüssel in seiner Hosentasche verwahrte. So blieb sie stehen und wartete einfach, bis er fertig war.
    Als sie zu den beiden Heckkabinen hinunterstiegen, wurde ihr klar, wo die Mannschaft abgeblieben war. Ein weiterer bewaffneter Mann stand vor der Kombüsentür. Sie waren also zu dritt gekommen, hatten zunächst den Kapitän und die Crew überrascht und alle in die winzige Kombüse gepfercht, bevor sie die Aktion an Deck durchführten. Hoffentlich hatte da drin einer die Möglichkeit, Hilfe herbeizurufen.
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    »Und jetzt?« fragte sie.
    »Weiter!« hörte sie und ging auf den dritten Maskierten zu, der breitbeinig im Weg stand und sie durch die Augenlöcher seiner schwarzen Maske hindurch musterte. Sie spürte seinen Blick fast körperlich und fühlte sich unwohl in ihrem kurzen Strandkleid.
    »Dann muß er mich schon vorbeilassen«, sagte sie und blieb kurz vor ihm stehen.
    Entweder verstand er deutsch, oder ihr Bewacher hatte ihm hinter ihrem Rücken ein Zeichen gegeben, jedenfalls drehte er sich zur Seite und stand nun mit dem Rücken zur Kombüsentür.
    Kim ging mit gemischten Gefühlen an ihm vorbei. Warum gerade er ihr körperlich so zuwider war, konnte sie sich selbst nicht erklären. Sie war nur froh, als sich die Kabinentür hinter ihr schloß und er draußen stand.
    »Das ist die Kajüte von mir und meiner Freundin, da ist sicherlich nichts«, erklärte sie, aber er wies ihr wiederum eine Ecke zu. Von dort aus mußte sie zusehen, wie er die Schubladen mit ihrer Wäsche herausriß, sie einfach umstülpte, so daß alles auf den Fußboden flog, und den Schrank dahinter abklopfte. Er durchwühlte ihr Bett und riß die Matratze heraus. Ihr Handy fiel ihr auf, das auf dem Nachttisch lag. Wenn sie es nur irgendwie an sich nehmen könnte. Oben an Bord hatte keiner von ihnen ein Handy dabei, für die Mahlzeiten war das die Regel. Und jetzt, wo Marc zurück war, hatte auch Pia ihr Telefon wieder in der Kabine gelassen. Wenn sie ihn nur irgendwie ablenken könnte.
    Er müßte nur schnell rausgehen, das müßte reichen.
    »Was ist denn da draußen los?« versuchte sie es und hielt den Kopf schief, als würde sie in Richtung Kombüse lauschen. Aber er klopfte weiter die Paneele ab und sah nicht einmal auf.
    »Da ist doch was«, versuchte sie es noch einmal, erntete aber nur einen kurzen, unwilligen Blick. Er trug edle Turnschuhe aus schwarzem Wildleder – das sollte sie sich merken. Und sein Eau 86
    de toilette mußte sie sich auch einprägen – vielleicht konnte es irgendwann mal den entscheidenden Hinweis liefern. Sein schwarzes T-Shirt klebte ihm am Körper. Er hatte beachtliche Muskeln, ein durchttainierter Typ mit Stil, denn auch sein Gürtel war ein Markenprodukt. Was hier aber nicht viel hieß, sagte sie sich gleich darauf, im Land der Designerfälschungen konnte billig sein, was teuer aussah.
    Jetzt war er dabei, das Zusatzbett, das an der Wand befestigt war,

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