Yachtfieber
aus. Ob sie ein Loser, der den Job gerade verloren hatte, mehr anmachte als ein Erfolgshengst, der er als Kapitän war, Typ Immerobenauf, Marke Friedrich?
Alissa lief die Treppen hinunter, an der winzigen Kombüse vorbei, aus der es schon wieder verführerisch duftete, in die rechte Heckkabine, die sie mit Alissa teilte und die neben der von Pia und Marc lag. Sie liebte diesen holzvertäfelten Raum, das zartrosa bezogene Bett und den Widerschein des bewegten Wassers, der durch die Sprossenfenster hereinfiel und sich an der gegenüberliegenden Wand auf dem hellen Schrank
spiegelte. Es war ihr kleines Paradies, mehr hätte sie gar nicht gebraucht.
Sie zog die Schublade heraus, um ihren Bikini gegen einen Badeanzug zu tauschen, da piepste es. Sofort ließ sie den Badeanzug Badeanzug sein und suchte ihr Handy. Es lag auf dem kleinen Nachttischchen neben einem Buch, von dem sie noch keine einzige Zeile gelesen hatte.
Falk! Es war zu schön. Sie nahm das Handy in die Hand. Und nicht seine erste SMS, wie sie jetzt sehen konnte. Warum hatte sie das Handy nicht mit nach oben genommen? Sie hatte es über der Aufregung des Tages schlichtweg vergessen.
»Ich würde dich gern mal wiedersehen«, schrieb er in seiner ersten Nachricht. »Wo steckst du denn? Und – geht es euch gut?«
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In der zweiten stand: »Muß ich mir Sorgen machen? Kann ich etwas tun? Seid ihr noch in der Nähe?«
In der dritten: »Ohne Anhaltspunkt ist die türkische Küste einfach zu groß. Trotzdem – für einen Kaffee mit dir würde ich mich aufschwingen. Allerdings muß ich wissen, wohin.
Vielleicht mach ich mir jetzt doch Sorgen, melde dich doch, Falk!«
Ihr Herz pochte, und sie setzte sich aufs Bett. Das war einfach überwältigend. Er warb um sie. Ganz eindeutig. Sie fühlte sich leicht und emporgehoben und außergewöhnlich. Ein herrliches Gefühl, sie lächelte vor sich hin, und als ihr das auffiel und sie sich deshalb dämlich vorkam, begann sie zu schreiben.
»Lieber Falk, haben den ganzen Tag gesegelt, um den Streß abzubauen. Marc hat es mit dieser Zeitungsgeschichte ziemlich erwischt, auch wenn er so tut, als ob ihm das nichts anhaben könnte. Aber er läßt die Dinge auf sich zukommen und macht sich im voraus kein Kopfzerbrechen. Das ist eine
beneidenswerte Eigenschaft, finde ich. Ich denke über alles viel zuviel nach. Aber ich freu mich, daß du dich gemeldet hast, und ich würde dich auch gern wiedersehen. Wir sind gar nicht so weit weg, nur eine Bucht weiter oder, wie ein Mitfahrer hier sagt, nur eine Landzunge vom Rennboot entfernt. Weiß zwar nicht genau, wo das jetzt exakt ist, aber ich denke, daß wir uns die nächsten Tage mal in Fethiye treffen können, wenn sich alles entspannt hat und du dann noch da bist – was ich hoffe. LG
Alissa«
Die Nachricht wurde in mehreren Teilen gesendet, und Alissa lauschte dem jeweiligen Signal andächtig. Am liebsten wäre sie mitgeflogen. Einmal Satellit und zurück. Versonnen zog sie ihren Bikini aus und streifte sich den Badeanzug über.
Wasserski. Sie war noch immer nicht im Wasser gewesen, der Gedanke an einen tot herumschwimmenden Franco war noch zu übermächtig. Vor allem fielen ihr seither ständig Filme mit Wasserleichen ein, und sie hatte eine gute Phantasie. Aber auf 78
Wasserskiern war man schnell, da kam keine Wasserleiche hinterher.
Sie nahm einen Haargummi mit und ging aus der Kabine. In der Tür drehte sie wieder um. Wer weiß schon, wie neugierig Kim war. Schließlich wohnten sie hier zusammen, da war die Verlockung groß. Sie versteckte ihr Handy unter ihrem Kopfkissen und ging hoch, an der kleinen Bar vorbei.
Nadine lachte laut und herzlich, und Ferhat war auch schon gelöster, als man sich das bei einem eben entlassenen Kapitän vorstellen würde. Es ging beiden schlecht, sollten sich die beiden guttun! Alissa grinste beim Hinausgehen. Wie gut sie das verstehen konnte. Es gab doch einfach nichts Schöneres, als sich zu verlieben. Adrenalin in kurzen Schüben durch den ganzen Körper, oben drauf ’ne heiße Birne und innen drin den übermächtigen Wunsch, die Welt auszuschließen und sich im winzigsten Zimmer einzuschließen mit nichts als einem riesigen Bett, einer Badewanne und vielen, vielen Kerzen. Champagner vielleicht noch. Aber nicht nötig. Bei richtig heißer Liebe genügt auch Mineralwasser. Oder eine Gallone Kalterer See.
Kim saß schon in eine Schwimmweste eingepackt auf der untersten Stufe der Schiffstreppe, hatte die Füße in den Gummilatschen
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