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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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auseinanderzunehmen.
    Sie verschränkte die Arme und setzte ein gelangweiltes Gesicht auf.
    »Was soll Franco denn so wahnsinnig Wertvolles in unserem Zimmer versteckt haben?« fragte sie schließlich. »Schmuck?
    Geld?«
    Er hielt kurz inne und warf ihr einen Blick zu, und dann war es ihr mit einem Mal klar. »Scheiße!« flüsterte sie, und eine heiße Welle raste ihr durch den Körper, breitete sich in ihrem Kopf aus, so daß sie ihre brennenden Wangen spürte. Ihre Schultern suchten Halt an der Wand. Sie starrte ihn an, aber er suchte weiter.
    Die vermuteten hier Rauschgift an Bord. Da war es ja fast besser, diese Kerle fanden es vor der Polizei. Drogen in der Türkei. Sofort fielen ihr Zeitungsberichte über verhaftete Deutsche ein, die mit nur wenigen Gramm am Flughafen oder sonstwo erwischt worden waren. Und in einem dieser
    Gefängnisse landeten, die unsäglich sein mußten. Sie spürte, wie ihr unter den Achseln der Schweiß ausbrach und sie gleichzeitig eine Gänsehaut bekam. Was war hier nur los?
    »Ihr sucht Drogen!« sagte sie leise. »Aber wir haben nichts!
    Keiner von uns nimmt so was!«
    Er richtete sich auf.
    »Andere Kabine«, sagte er nur und wies mit dem Kopf zum Ausgang. Sie wartete, bis er die Tür aufgeschlossen hatte, und 87
    überlegte, was sie ihm über den Kopf donnern könnte. Aber es waren keine harten Gegenstände in ihrer Reichweite, und draußen stand sein Kumpan. Sie ging an ihm vorbei auf den Gang hinaus und von dort aus in die Nachbarkajüte. Wieder verfolgten sie die Augen des bewaffneten Kerls vor der Kombüsentür. Auch hier die gleiche Aktion, nur mit dem Unterschied, daß sich ihre Phantasie jetzt überschlug. Die Berlinerin Andrea fiel ihr ein, die bei der Ausreise mit sechs Kilo Heroin erwischt worden war. Zwölf bis dreißig Jahre Gefängnis hatten für die Achtzehnjährige auf dem Spiel gestanden, obwohl es das Gepäckstück ihrer Freundin war, die sie zu dem Türkeiurlaub eingeladen hatte. Sie hatten den Fall damals in der Schule diskutiert, aber er war so weit weg von jeder Realität, daß sie Andrea einfach für doof gehalten hatten.
    Und sie erinnerte sich auch an Alissas Referat, in dem sie erklärt hatte, daß Andrea noch Glück gehabt hätte, denn in Malaysia, Thailand oder Singapur drohe für das gleiche Vergehen die Todesstrafe – in Singapur gar durch Erhängen. Glück gehabt.
    Du lieber Himmel, sie war jetzt zwanzig Jahre alt. Zwölf Jahre Knast, da wäre sie uralt. Dreißig Jahre hinter Gittern konnte sie sich schon gar nicht ausmalen. Sie beobachtete den schwarz gekleideten Typen bei seiner Suche und leistete Andrea nachträglich Abbitte. Hoffentlich nützte das was für ihre eigene Situation.
    »Wo ist es?« Er hatte sich aufgerichtet und starrte sie an. Er schwitzte, und unter seiner Strickmütze mußte er fast vergehen.
    »Wenn ich es wüßte, würde ich es sagen! Ich glaube nur nicht, daß Franco so etwas getan haben soll!«
    »Wo kann es noch sein?« gab er nur knapp zurück.
    »Ich weiß nicht. In der Kombüse? Im Maschinenraum? In der Kajüte des Kapitäns?«
    »Wo ist die?«
    88
    Er kam näher. Für Kim war er ihr schon viel zu nahe
    gekommen. Sie roch ihn. Eine Mischung aus frischem Schweiß und einem Eau de toilette, das ihr bekannt vorkam. Die Mischung war widerlich.
    Sie trat einen Schritt zurück, aber er wollte nichts von ihr. Er wollte nur zur Tür. Erleichtert wich sie zur Seite aus, damit er aufschließen konnte. Dann ging sie ihm voraus zur Kajüte des Kapitäns. Sie lag gegenüber der Kombüse, war winzig klein und nur mit einem schmalen Fenster versehen.
    Er deutete ihr an, draußen auf ihn zu warten.
    Sie wäre lieber mit ihm in die enge Kabine gegangen. Die Augen des Typs, der noch immer breitbeinig vor der
    Kombüsentür stand, waren ihr unheimlich. Noch schlimmer war es, daß sie sein Gesicht, seine Mimik nicht sehen konnte. Sie blieb stocksteif stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sein Brustkorb hob und senkte sich beim Atmen, sie befahl sich, nicht hinzusehen, gleichzeitig wollte sie aber irgend etwas an ihm entdecken, das ihr weiterhelfen könnte. Wer waren die Männer? Nicht einmal die Nationalität war klar. Der eine sprach deutsch, aber so seltsam, daß er gut auch Türke sein konnte.
    In der Kombüse wurden Stimmen laut, anscheinend hatten sie da drin eine Meinungsverschiedenheit. Der Schwarze knallte mit dem Ellenbogen kurz gegen die Tür und bellte einen kurzen Laut, augenblicklich war es wieder still. Kim hatte

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