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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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sich und spürte zufrieden, daß er noch dalag. Sie drehte sich um, suchte mit ihrem Kopf seinen Arm und fühlte sich glücklich. Nicht zu 169
    fassen, jetzt steckte sie seit zweiundfünfzig Jahren in ihrer eigenen Haut und war sich trotzdem völlig fremd. Hier lag sie selig in den Armen eines Mannes, den sie nicht kannte und den sie nicht wirklich kennenlernen würde, und fühlte sich pudelwohl. Von Polizeibooten und Gangstern verfolgt, von ihrem Mann verraten, das alles war ihr so egal, als ob es ein Zeichentrickfilm im Kino gewesen wäre, Walt Disney fernab jeder Realität. Ferhats warme, feste Haut faszinierte sie.
    Friedrichs Körper war schon überall weich, das hatte ihr nie etwas ausgemacht, weil sie ihm ihr »Jawort« für gute und schlechte, feste und welke Zeiten gegeben hatte. Aber sie hatte immer an sich und ihrem Körper gearbeitet, während er glaubte, ein Mann sei von Natur aus attraktiv, kraft seines Geldbeutels auch in späten Jahren, und deshalb sei jede Anstrengung überflüssig. Sie sprach von Gleichaltrigen, die joggten oder ins Fitneßstudio gingen, und er lachte spöttisch, daß die das eben nötig hätten. Er nicht.
    Nadine lächelte in sich hinein. Ach, Friedrich, dachte sie, daß mir das noch einmal vergönnt war. Eine richtig heiße Nacht mit einem Mann, der ihr zeigen wollte, daß er ihren Körper verehrte, darüber hinaus aber auch verstand, was ihr im Moment wichtiger war. Es war himmlisch, dachte sie und schob ihr Bein über Ferhats harten Oberschenkel, was soll ich sagen, Friedrich, vielen Dank!
    Pia hatte bereits das Bett mit dem Deck vertauscht, betrachtete den jungen Tag, der alles in Pastellfarben tauchte, und versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln. Meine Güte, wenn es nach ihr ginge, wären sie schon längst gestartet, zurück in die Bucht, um nach Uli zu schauen, und dann weiter nach Fethiye. Aber auf dem ganzen Schiff war es noch so still, als ob es ein ganz normaler Ferientag wäre, an dem sich das Leben höchstens um die gewichtige Frage drehen könnte, was zu Mittag auf den Tisch kommen sollte. Selbst der Kapitän ließ sich noch nicht blicken, obwohl doch gerade der zu den erklärten
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    Frühaufstehern gehörte. Die Mannschaft lag hinten im Heck auf den Sonnenmatratzen, das konnte sie gut verstehen, sie teilten sich gemeinsam eine kleine, stickige Kabine und hatten im Gegensatz zu den Gästekabinen keine Klimaanlage. Sie selbst schaltete Klimaanlagen nur im Notfall ein, sie konnte die Dinger nicht ausstehen.
    Trotzdem. Es nervte sie, daß alle so ruhig und friedlich schliefen und sich ganz offensichtlich keine weiteren Gedanken machten. Sie überlegte, sich in der kleinen Küche einen Frühmorgentee aufzubrühen, verwarf den Gedanken aber wieder. Niemand mochte es, wenn ein Fremder in seiner Küche herumwühlte.
    Also ging sie zu ihrem Lieblingsplatz, weit hinaus auf das Bugspriet. Unter ihr das Wasser, vor ihr die aufsteigende Sonne und das unendlich wirkende Meer, sie würde sich jetzt einfach treiben lassen und ihre drängenden Gedanken auf später verschieben.

    Sie hatten sich um einen runden Stehtisch versammelt, vor sich einen süßen türkischen Kaffee, als Alissa ihren Ellenbogen plötzlich in Charas Seite stieß.
    »Au!« Chara fuhr herum. »He! Spinnst du?«
    Alissa verschluckte sich vor lauter Aufregung. »Den dort hinten, siehst du den? Den kenne ich!«
    Charas Augen folgten ihrem Finger, dann stellte sie ihre kleine Kaffeetasse so hart auf den Unterteller, daß es schepperte.
    Alissa schaute noch einmal hin und dann in Charas Gesicht.
    »Du auch?«
    »Das ist doch schon wieder der, der Riccardo nachgeschlichen ist. Und gestern in der Kneipe saß. Ich war mir nur nicht sicher, aber jetzt glaube ich an keine Zufälle mehr!«
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    Alissa sagte überhaupt nichts. Sie starrte nur der athletischen Figur nach, die aus einer der Gassen gekommen war und nun an der breiten Uferstraße, die den Hafen von der kleinen Fußgängerzone trennte, nach einem Taxi winkte. Sie rannte los, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
    Chara blieb stehen und schaute ihr verblüfft nach.
    »Falk!« schrie Alissa, und der Mann, der gerade seinen Rucksack in ein Taxi geworfen hatte und eben einsteigen wollte, blickte auf. Dann erkannte er die Gestalt, die auf ihn zuflog, sagte ein paar Worte zu dem Taxifahrer und ging Alissa einige Schritte entgegen.
    »Alissa!« sagte er und hielt seine Arme auf, in die sie hineinflog, als sei es das Natürlichste auf der Welt. »Wo kommst du denn her?«
    Sie

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