Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
Vom Netzwerk:
Rucksack. Er setzte sich an einen freien Tisch und winkte ihr zu. Chara schaute vor Schreck schnell weg, bis sie merkte, daß er den Barkeeper hinter ihr meinte.

    Pia saß todmüde in ihrem Bett, aber sie konnte nicht schlafen.
    Diese Situation war einfach zu aufregend. Wie sollte sie einschlafen können, wenn ein ihr anvertrautes Mädchen irgendwo da draußen mit einem mickrigen Gummiboot auf dem Meer herumschwamm. Sie schaute zu Marc hinüber, der sich im Schlaf zum Bettrand gewälzt hatte. Er war von einer
    bewundernswerten Dickhäutigkeit. Wenn es um unangenehme Dinge ging, schaltete er einfach ab. Seinen regelmäßigen Schnarchtönen zufolge fühlte er sich in seiner Traumwelt jedenfalls richtig wohl. Vielleicht lief er gerade durch seine Firma, alles war in Ordnung, und die Welt gehörte ihm.
    Pia hatte die Knie angewinkelt und schaute sich um. Überall hing alles heraus, auf die zerschnittene Matratze hatte sie zwei Wolldecken gelegt, die nun unangenehm dort in die Haut pieksten, wo das leichte Leinentuch weggerutscht war. Sie überlegte, ob ihre Versicherung einspringen würde. Aber in den Ferien, und dann auch noch mutwillige Verwüstung? Oder konnte man dem Baby einen anderen Namen geben? Sie mußte mit ihrem Versicherungsvertreter reden, schließlich liefen alle Versicherungen über ihn, sowohl die geschäftlichen als auch die privaten, vielleicht fiel ihm ja was ein. Dann würden sie ihn und 162
    seine Frau im nächsten Jahr zum Dank einfach mitnehmen –
    falls, ja, falls überhaupt noch jemand hierher wollte.
    Wie schnell sich eine Situation, ein Leben ändern konnte. Es war wie mit einer Krankheit, dachte sie. Am Abend gehst du noch gesund ins Bett, und am nächsten Tag erklärt dich ein Arzt plötzlich für sterbenskrank. Manchmal weiß man es nur einfach nicht. Vielleicht, so grübelte sie weiter und versuchte das Fenster etwas weiter aufzustoßen, um sich etwas Abkühlung zu verschaffen, vielleicht ist es aber auch gut, daß man nicht alles weiß. Wenn man in seinen Körper hineinsehen könnte, würde man vielleicht vor lauter Entsetzen zehn Jahre früher sterben. Es war schon richtig so, wie es war.
    Sie ließ sich wieder auf die Matratze gleiten. Aber daß sie nicht wußte, was mit Alissa war, machte sie fast krank. Sollte ihr wirklich etwas passiert sein, wie könnte sie dann ihren Eltern jemals wieder unter die Augen treten?
    »Schläfst du nicht?« Marc drehte sich zu ihr um und schaute sie aus kleinen, verschlafenen Augen an.
    »Ich kann nicht. Mir liegt Alissa auf der Seele. Und dann ärgert mich diese Verwüstungsgeschichte hier. Daß man gegen diese Typen nicht ankommt.«
    »Hm.« Marc drehte sich wieder um und suchte eine neue Schlafposition. »Darüber denke ich nach dem Frühstück nach!
    Komm, schlaf jetzt!«
    »Zu Befehl«, sagte Pia, starrte an die Decke und lauschte Marcs erneuten Schnarchtönen.

    Alissa war aufgestanden.
    »Also, ich möchte mich sehr für Ihre Gastfreundschaft bedanken«, setzte sie an, »aber meine Eltern machen sich sicherlich Sorgen um mich, ich werde jetzt mal wieder in Richtung Fethiye fahren.« Sie sah Yavuz an und machte dann 163
    einige Schritte auf die Reling zu. »Sie können mir sicherlich die Richtung zeigen!«
    »Schlafen Ihre Eltern in einem Hotel?« Er stand ebenfalls auf und folgte ihr.
    »Nein, auf einem Schiff«, sagte Alissa, ohne zu zögern, dann überlegte sie kurz. »Wir liegen im Hafen.«
    »Aha.« Er schaute sie interessiert und milde lächelnd an.
    »Und wie heißt Ihr Schiff?«
    Sie spürte, wie ihre Haut am Hals zu brennen begann und diese Wärme nach oben in die Wangen stieg. Verdammt, sie wurde rot! Das fehlte ihr noch. Was sollte sie antworten, einen Phantasienamen benutzen? Sie kannte keine türkischen Phantasienamen. Aber er kannte sich möglicherweise bestens im Hafen aus.
    »Dogukan«, sagte sie zögernd.
    »Aha«, sagte er. »Sollen wir Sie zur ›Dogukan‹ bringen?«
    Seine Stimme hörte sich so spöttisch an, daß ihr der Schweiß ausbrach. Sie schaute ihm in die Augen. Er zuckte nicht, noch immer lag diese freundliche Milde in seinem Gesicht, die sie an ihre Eltern erinnerte, wenn sie etwas ausgefressen hatte und sich in ihrer Lügengeschichte heillos verstrickte. Irgendwann schlug die Milde im Gesicht dann plötzlich um.
    »Wir bringen Sie gern zur ›Dogukan‹, wir laden Sie aber auch gern zum weiteren Verweilen ein und wären untröstlich, wenn Sie uns das abschlagen würden. In der Küche wird bereits eine Kleinigkeit

Weitere Kostenlose Bücher