Yachtfieber
»Laßt mich, mich kennen sie nicht!«
»Aber du kennst sie auch nicht!«
»Griechische Verbrecher sehen alle gleich aus!« Damit war sie draußen.
»Stimmt das?« fragte Riccardo, aber da war Chara schon wieder zurück.
»Raus, keiner in Sicht. Ich hab schon ein Taxi angehalten!«
»Ihr habt hier ein Tempo!« Franco sah in seinem verrutschten Leinenanzug wie ein aus den Fugen geratener Lebemann aus.
Falk behielt die Pistole in der Hand, bis alle draußen waren und im Taxi saßen, dann steckte er sie in seinen Hosenbund und quetschte sich als vierter auf den Rücksitz.
»Wohin?« fragte der Taxifahrer mit mißbilligendem Blick in den Rückspiegel.
»Flughafen!« bestimmte Chara.
»Wieso Flughafen?« wollte Franco wissen.
»Egal«, sagte Chara und drehte sich, weil sie vorn auf dem Beifahrersitz saß, nach ihm um. »Erst mal hier weg, wir sind doch voll in der Schußlinie!«
Der Taxifahrer warf ihr einen Blick zu und gab Gas. Wenn es stimmte, dachte Alissa, daß alle Taxifahrer für Anastasios arbeiten, dann fährt er uns jetzt wahrscheinlich direkt zu ihm.
Oder ruft ihn heimlich an.
»Und jetzt sind wir wohl plötzlich ’ne Gang, oder was?«
platzte sie heraus.
Falk, der am rechten Fenster saß und die Straße beobachtete, wiederholte verwundert: »Eine Gang?« und schaute über Franco und Riccardo, die eingeklemmt zwischen ihnen saßen, zu ihr hinüber.
239
»Ja! Oder was ist das hier? Wieso hattest du beispielsweise eine Pistole dabei?«
»Zur Erfrischung!«
»Zur Erfrischung? Was ist denn das für ein Scheiß!«
Er zuckte die Achseln. »Es ist eine Wasserpistole!«
»Was? Du läßt mich mit einer Wasserpistole in die Höhle des Löwen?«
»Ich konnte ja nicht wissen …«
»Und wenn mich jemand angegriffen hätte?«
»Komm, komm!« Chara drehte sich auf ihrem Sitz um.
»Glaub ihm das doch nicht! Ich denke, der Herr hat einige Geheimnisse mehr als nur eine Pistole!«
Im Wagen war es still. Eine Weile sagte niemand ein Wort, der Wagen rollte gleichmäßig im dichten Verkehr dahin.
»Danke«, sagte Franco plötzlich und legte Alissa seine Hand aufs Knie. Er schwitzte heftig vor sich hin, was ihr durch ihre dünne Bluse unangenehm auffiel.
»Ich danke auch!« Riccardo nickte zu ihr herüber.
»Bitte!« sagte Alissa. »Mach ich jeden Tag!«
Falk grinste.
»Aber als Gegenleistung will ich haarklein erfahren, was hier gespielt wird. Und fangt bloß nicht an, mich anzulügen, sonst gebe ich Anastasios einen Wink!«
Bei dem Namen schaute der Taxifahrer in den Rückspiegel und musterte sie, und Alissa dachte, den hat er jetzt schon …
Als sie den Hafen hinter sich gelassen hatten, war die Welt wieder in Ordnung. Sie legten sich alle nach vorne auf die Sonnenmatratzen, dort, wo der Fahrtwind am schönsten war.
Lucky hatte in Nadine seine Retterin erkannt und wich ihr nicht mehr von der Seite, was Nadine mit Stolz und Freude erfüllte.
240
»Wart nur mal ab, was du für eine Schönheit wirst, wenn du erst mal deine Flöhe und Milben los bist und die Krätze verheilt ist!«
Anja rückte dann doch ein bißchen weg, aber Nadine hatte damit keine Probleme. »Ich werde ihm eine Kiste richten, was meint ihr, ob er das versteht?«
Marc rollte sich verschlafen auf die andere Seite. »Zum Schlafen oder …«
»Als WC!«
»Ist er eine Katze?«
»Nein, aber intelligent. Das kriegt er hin, ihr werdet schon sehen!«
Ferhat steuerte eine Bucht an, die mit dem Beiboot von Fethiye aus noch gut zu erreichen war und in der bisher nur eine große, weiße Motoryacht ankerte.
»Das sieht gut aus!« Marc wartete nicht, bis Shabaz die
»Dogukan« vertäut hatte, er sprang direkt ins Wasser. Einer nach dem anderen sprang ihm hinterher. Nur Lucky war unglücklich. Er stand an Deck und beobachtete die Schwimmer mit eingezogenem Kopf und eingeklemmtem Schwanz.
Pia lag paddelnd auf dem Rücken und beobachtete ihn.
»Ich glaube, er befürchtet, daß wir ihn schon wieder alleine lassen.«
»Irgendwann wird er es verstehen, dann wird er wedelnd und bellend hin und her rennen, und schließlich wird er uns hinterherspringen!« Nadine lächelte das Lächeln einer glücklichen Mutter.
»Und dann wird er versuchen, dir beim Schwimmen auf den Rücken zu klettern!«
Nadine lachte. »Ja, das sehe ich auch kommen!«
Und damit schwamm sie zum Schiff zurück, um Lucky nicht so lange alleine zu lassen.
241
Kim hatte sich eine der bunten Schaumstoffstangen mit ins Wasser genommen und versuchte, damit eine Art
Weitere Kostenlose Bücher