Yakuza Flowers
hörte, wie jemand das Zimmer betrat.
„Vincent.“ Ertappt drehte sich Vincent um und sah jenen Mann in der Tür stehen, wegen dem allein sich schon die ganze Reise gelohnt hätte. Kira wiederzusehen ließ Vincents Puls augenblicklich hochschnellen und er lächelte, als er sich verlegen durchs Haar fuhr.
„Hallo, tut mir leid, dass ich so ohne Ankündigung auftauche.“ Etwas Besseres wollte ihm nicht einfallen. In der Aufregung der letzten Tage, die sich immer weiter hochgeschaukelt hatte, war ihm entgangen Kira mitzuteilen, dass er überhaupt kam. Seinen Entschluss, alles selbst machen zu wollen, hatte er erst im Flugzeug über den Haufen geworfen und nun stand er hier. In Kiras Haus und war von seinem Anblick so überwältigt, dass ihm einfach keine bessere Begrüßung einfiel.
Kira sagte nichts, er kam auf Vincent zu und zog ihn so stürmisch in die Arme, dass sie regelrecht gegeneinanderprallten. Einige Augenblicke sagten sie beide nichts und er spürte Kiras heißen Atem an seiner Halsbeuge. Es tat unglaublich gut, ihn wieder in den Armen halten zu können. Nach all den Wochen, in welchen sie lediglich telefonieren oder chatten konnten. Nur langsam löste sich Kira wieder von ihm und strich mit den Fingern über seinen Hals.
„Warum hast du nicht angerufen? Ich hätte dich vom Flughafen abholen können.“ Seine Stimme klang etwas rau und Vincent erkannte, dass Kira eine gewisse Haltung zu wahren versuchte. Dieses Verhalten würde er wohl nie ablegen können, dachte er abgelenkt, ergriff seine Hände und küsste sie leicht. So plötzlich hatte sein Besuch hier nicht aussehen sollen, aber schlussendlich war alles so schnell gegangen, dass kaum Zeit für Nachrichten geblieben war.
„Tja, ich hatte nicht direkt geplant, unangemeldet bei dir aufzuschlagen, aber dann wollte ich doch gleich zu dir. Tut mir leid, dass es jetzt so eine überfallartige Überraschung geworden ist“, w andte Vincent ein, der nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte. Etwas Wiedersehensfreude wollte er dann doch für sich in Anspruch nehmen. Die Unsicherheit, dass ein Wiedersehen nicht so verlaufen würde, wie er gehofft hatte, war vollkommen unbegründet gewesen.
„Und was für eine Überraschung das ist!“ Kira schüttelte den Kopf und zog seinen Gast zum Sofa, damit sie sich setzen konnten. „Ich dachte, du wolltest im April zur Sakura kommen.“ Nun waren es bis zur Kirschblüte noch mindestens zwei Wochen hin und Vincent spürte, dass er den wahren Grund, weswegen er schon jetzt gekommen war, nicht lange würde verheimlichen können.
„Tja, es haben sich da ein paar Dinge ergeben, die mich zwangen, schon etwas früher zu kommen. Den Flug bekam ich sehr kurzfristig. Ich konnte gerade noch Marianne bitten, sich um meine Wohnung und um die Post zu kümmern, solange ich fort bin“, sagte er ganz langsam und wünschte, dass sie nicht so schnell auf den Punkt gekommen wären. Kiras Stirn runzelte sich, aber er sagte nichts, sondern wartete darauf, dass Vincent weiter sprach. Nur wie sollte er es in Worte fassen? Was sollte er sagen? Er wusste ja selbst nicht einmal, was genau passiert war. Vielleicht machte er sich unnötig Sorgen, aber es war nicht infrage gekommen, noch länger zu warten. Ihm wurde ganz anders, wenn er an die Möglichkeit dachte, dass Gabriel etwas geschehen sein könnte.
„Was ist los Vincent? Was ist passiert?“, bohrte Kira schließlich nach und griff nach Vincents Hand, als würde er ihm auf diese Weise helfen wollen, endlich zum Thema zu kommen.
„Du erinnerst dich noch an meinen Freund, Gabriel, nicht wahr?“ Gut, besonders geschickt fing Vincent nicht an, das war ihm schon klar, aber Kira nickte immerhin und er fasste Mut, um weiter zu sprechen. „Ich hatte doch mal erwähnt, dass Gabriels Freund ein Japaner ist und er vor einigen Wochen mit ihm zusammen nach Tokyo gereist ist …“ Hätte Kira seine Hände nicht festgehalten, wäre Vincent sicherlich abermals versucht gewesen sich durchs Haar zu fahren. „Vor drei Wochen habe ich den Kontakt zu ihm verloren. Erst hat er einfach nicht auf meine Mails geantwortet und dann kamen die Mails nur noch zurück, mit der Anmerkung, dass die Adresse gelöscht worden sei. Gabriel ist niemand, der sich einfach so nicht mehr melden würde und warum in aller Welt hätte er auch seine Mailadresse löschen sollen? Das ergibt doch gar keinen Sinn!“ Aufregung schwappte in seine Stimme und Vincent konnte nichts dagegen tun. Er konnte und
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