Yakuza Flowers
herauszufinden, warum gerade wir in Ruhe gelassen worden sind. Zwar bin ich bei meinen Recherchen nicht sonderlich weit gekommen, aber das muss nicht bedeuten, dass die entsprechenden Leute in dieser Sache nicht etwas wissen könnten.“ Dann hellte sich seine Miene etwas auf und er ließ seine Fingerspitzen über Vincents Stirn gleiten. „Außerdem solltest du dringend aufhören, deine Stirn so in Falten zu legen, mein Lieber.“ Kira bemühte sich offensichtlich Vincents Sorgen zu zerstreuen, aber jetzt konnte er sich nicht mehr so einfach von diesem Thema lösen.
„Kannst du mich mitnehmen, wenn du mit diesen Leuten sprichst?“ Fast ahnte er schon die Antwort. Aber die Aussicht zu Hause zu sitzen und nichts zu tun, machte ihn schier verrückt.
„Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, Vincent.“ Kira klang vorsichtig und Vincent konnte sich nicht mehr halten.
„Bitte, ich werde mich ganz ruhig verhalten und ich verstehe ohnehin nichts. Nur rumsitzen und warten werde ich nicht können.“ Kiras Seufzer verriet ihm, dass sein Wunsch erfüllt werden würde.
„Na schön, ich werde dich mitnehmen, aber du musst mir versprechen, dass du dich im Hinterrund halten und nicht dazwischen funken wirst.“
Vincent war klar, dass Kira das ernst meinte und ihm war ebenso klar, wie schwer es ihm fallen würde. Mehr konnte er jedoch nicht verlangen. Ohnehin ging Kira für ihn weiter, als er es sich vorgestellt hatte.
„Ich dan–“ Kira legte ihm einen Finger auf die Lippen.
„Sag es erst, wenn wir Gabriel gefunden haben.“ Mit einem Mal wurde Vincent klar, dass Kira das nicht nur tat, weil Vincent sein Liebhaber war, sondern weil ihm das Gefühl bekannt war. Sein Bruder war auch von einem Tag auf den anderen verschwunden. Er hatte also Ähnliches erlebt . Vincent tat es leid, ihn auf diese Weise an seinen Verlust erinnern zu müssen. Wortlos zog er ihn in die Arme und hielt ihn fest an sich gedrückt.
Die Sorge lag wie eine dünne Eisdecke über ihnen. Aber da war auch etwas Hoffnung und diese wollte Vincent so lange wie möglich bewahren. Irgendwie würden sie Gabriel schon finden und bestimmt würde es ihm gut gehen.
Kira hielt sein Versprechen und brachte Vincent ein paar Tage später mit einem Mann zusammen, den man ruhigen Gewissens als schräg bis leicht irre hätte beschreiben können. Es waren nicht seine blonden Haare, die Vincent irritierten, auch nicht die zahlreichen Piercings in seinem Gesicht oder die Tattoos auf seinen Armen. Es war sein nervöses Verhalten und das unablässige Spielen mit dem Feuerzeug. Zu Vincents Glück sprach der Kerl, der sich als Tico vorstellte, auch Englisch und so konnte er sich an der Unterhaltung beteiligen.
„Also wie heißt der Kerl, den ich suchen soll?“, fragte Tico und ließ das Feuerzeug in seiner Hand schon wieder angehen.
„Er heißt Gabriel.“ Vincent musste sich beherrschen, dem anderen das Feuerzeug nicht aus der Hand zu nehmen. Das ständige Klicken war nervtötend und machte Vincent obendrein noch nervös.
„Und sein Freund soll bei den Yakuza sein?“ Ticos Augen wanderten von Vincent zu Kira und dann wieder zurück.
„Ja, so hat man es mir zumindest gesagt. Sein Name ist Jiro“, antwortete Vincent geduldig. Er war sich nicht sicher, ob dieser Durchgeknallte ihm würde helfen können, aber Kira hatte ihn beruhigt und versprochen, dass Tico eine gute Informationsquelle wäre.
„Welcher Clan?“ Tico starrte in die Flamme, ließ das Feuerzeug dann zuschnappen und sah wieder zu Vincent auf, der den Kopf schüttelte.
„Das weiß ich nicht.“ Die Antwort schien Tico nicht zu gefallen, denn er ließ sich zurücksinken und drehte das Feuerzeug zwischen seinen Fingern.
„In dem Fall wird es schwer werden und eine Weile dauern. Jiro ist nicht gerade ein seltener Name und die Clans sind riesig.“ Er bedachte Vincent mit einem Grinsen und einem abschätzenden Blick. „Das wird teuer.“ Vincent wollte gerade den Mund aufmachen, dass er jeden Preis bezahlen würde, als Kira sich einmischte.
„Wir werden dich nicht dafür bezahlen, dass du jeden Straßenkriminellen nach seinem Namen fragst. Der Jiro, den wir suchen, hat sich soweit in der Nahrungskette hochgearbeitet, dass er angemessene Leibwächter hat. Das dürfte den Kreis der möglichen Leute drastisch reduzieren.“ Vincent war überrascht, dass Kira die Fakten so kühl zusammenfasste und ganz offensichtlich wusste, wie man mit solchen Leuten umgehen musste. „Wir werden dich
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