YANKO - Die Geschichte eines Roma
schwer für sie in diesem Moment sich nicht die Kleider vom Leib zu reißen. Ron rang nach Atem. „Yanko... Stopp... Ich platze gleich vor Erregung!“ Yanko küsste ihn aber unbeirrt weiter. „Meinst du mir geht es anders? Es ist echt kaum auszuhalten... Den ganzen Tag in deiner Nähe... und dich nicht berühren zu dürfen, und die ganze Zeit mit einem Ständer rumzulaufen!“ Ron zog ihn wieder an sich. „Wem sagst du das!“ Aber sie rissen sich dennoch schweren Herzens zusammen. Auf einmal hielt Ron inne. „Yanko... heute muss ich nach Hause! Frank hat morgen Geburtstag und am Vormittag kommen schon ein paar Verwandte... Ich habe Marianna versprochen ihr zu helfen.“ Und Yanko fragte nur: „Wann sehen wir uns?“ „Weiß nicht... vielleicht übermorgen.“ antwortete Ron leise. Die Umarmung dauerte lange, bevor Ron dann allein zum Platz zurückging, und Yanko zu seinem Auto lief.
Niemand hatte sie dabei gesehen.
So oft es ging, fuhr Ron nach Feierabend zu Yanko und dann spät in der Nacht wieder nach Hause. Yanko versuchte die Beziehung mit Jenny irgendwie aufrechtzuerhalten und ging so oft es möglich war mit ihr aus. Doch es strengte ihn immer mehr an so zu sein wie immer, denn nichts war mehr so wie immer. Der Gedanke, jemand könnte seine geheime Liebschaft mit Ron entdecken, begleitete Yanko mit einem ständig wachsenden, nagenden Angstgefühl, und oft wachte er mitten in der Nacht schweißgebadet auf, um dann erleichtertfestzustellen, dass niemand mit einem Messer bewaffnet in seinem Zimmer stand, um ihn umzubringen. Zu gut kannte er die Geschichten, in denen Männer plötzlich unauffindbar verschwunden waren, vor allem in den ländlicheren Gegenden.
M orgens, sechs Monate später, mittlerweile hatte der Winter die Berge Colorados fest im Griff, legte Yanko Ron, der gerade im Begriff war zu gehen, seine Arme auf die Schultern. „Wird Marianna nicht langsam misstrauisch?“, wollte er wissen. Doch Ron zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich bin ja nachts meistens wieder zu Hause...“
Yanko schaute forschend in Rons braune Augen, die er so wunderschön fand, dass es ihm immer ganz warm ums Herz wurde, wenn er ihn ansah. Und wenn die Sonne hineinschien, wirkten seine Augen fast dunkelgrün. Yanko fand zwar, dass Ron längere Haare viel besser standen, als dieser radikale Armyschnitt, aber trotzallem war Ron ein attraktiver Mann, was mit Sicherheit auch an seinem durchtrainierten Körper lag. Das war aber auch das einzig Positive, was Yanko der Army abgewinnen konnte.
„Wie läuft’s denn so bei euch?“ Ron wendete seinen Blick ab und klang erschöpft: „Ich kann nicht.“ Yanko streichelte Ron über den Rücken und versuchte ihn zu trösten. Ron drückte Yanko fest an sich und verließ dann nachdenklich das Haus.
Yanko sah ihm lange nach und fühlte sich dabei ratlos und leer.
D er Mai kam mit Sonne, und es wurde endlich richtig warm. Yanko war gerade dabei sein Haus von außen mit einem Besen von Spinnweben zu befreien, als sein Handy klingelte. Er las Jennys Namen auf dem Display und hätte am liebsten auf stumm geschaltet. Zögernd nahm er das Gespräch aber dann doch an. „Hi Jenny!“ Jenny versuchte so ungetrübt wie möglich zu klingen, was ihr allerdings mittlerweile sehr schwerfiel, denn sie hatte schon seit Monaten das Gefühl, dass irgendetwas mit Yanko nicht stimmte, doch bis jetzt hatte sie erfolglos versucht auf ihre Fragen eine Antwort zu bekommen.
„Hi Yanko, können wir uns heute treffen? Ich habe Sehnsucht nach dir! Wir haben uns schon wieder über eine Woche nicht gesehen... Was ist los? Hast du immer noch so viel zu tun?“, versuchte sie ihn zu einem Treffen zu bewegen. Yanko war sichtlich durcheinander und druckste herum. Er liebte sie doch und wollte ihr nicht wehtun. Liebte er sie wirklich noch? Oder benutzte er sie nur, um sich selbst und Ron zu schützen?
„Ja, ähm... Ich kann heute nicht, ich muss nach Newly ein paar Pferde ansehen.“, sagte er und war froh, dass es wirklich so war. „Und heute Abend?“ Yanko hasste es, wenn sein erster Versuch nein zu sagen misslang und der andere dann anfing zu bohren. Unwirsch antwortete er: „Da geht’s auch nicht!“, und es war ihm auf einmal egal, dass das nicht stimmte. Jenny begann sich jetzt ernsthaft Sorgen zu machen. „Yanko, bist du ok? Du hörst dich so seltsam an!“ Yanko stellte den Besen zur Seite. Er seufzte leicht genervt: „Jaja, alles ok... Bin nur etwas müde... Ist viel los
Weitere Kostenlose Bücher