YANKO - Die Geschichte eines Roma
gerade.“ Doch Jenny ließ nicht locker. „Wann können wir uns denn wiedersehen?“ Yanko zündete sich nervös eine Zigarette an. „Ich meld’ mich ok?... Ich weiß es grad nicht. Sei bitte nicht böse!“ „Ich liebe dich!“, sagte sieaufgebend und war dabei den Tränen nahe. Yanko blies den Rauch aus und sagte leise: „Ich liebe dich auch!“
Jenny legte auf und war ziemlich geknickt, denn sie spürte immer mehr, dass etwas nicht in Ordnung war. Kurz darauf nahm sie erneut ihr Telefon in die Hand und wählte Keiths Nummer. Sie musste mit jemandem sprechen und am besten mit jemandem der Yanko nahstand und der ihn gut kannte. Keith erschien ihr momentan die beste Möglichkeit dafür zu sein. Normalerweise hätte sie ja Ron um Hilfe gebeten, aber der war in letzter Zeit zu sehr verschlossen, und auch nicht besonders gesprächig gewesen, obwohl er mit Sicherheit noch mehr über Yanko wusste als Keith.
Keith hatte ein sehr schönes, großes Haus in einer kleinen Seitenstraße in Sheddy. Ringsherum gab es eine großzügige Veranda, und es wuchsen dort so viele Pflanzen, dass man glauben konnte man sei in einer Gärtnerei. Das war alles Mabels, Marys und Minervas Verdienst, denn sie liebten es sehr, wenn die vielen Blumen blühten und alles bunt und grün war. Vor allem hatten sie viele Oleander, Hibiskus und Rosmarin gepflanzt.
Jenny kam, und sie setzten sich in der geräumigen Küche an einen kleinen Tisch und tranken Kaffee. Keith schaute sie schließlich fragend an: „Was ist denn los?“ Jenny rührte langsam in ihrer Tasse herum. Dann gab sie sich einen Ruck. „Ich wollte mit dir über deinen Bruder sprechen, er ist so seltsam in letzter Zeit. Vielleicht kannst du mir sagen warum.“ Keith lehnte sich zurück. „Ich habe ihn schon länger nicht gesehen... Ich weiß nicht was los ist. Was ist denn seltsam?“, antwortete er ihr. „Er ist so weit weg, wie wenn er ständig über etwas nachdenkt, so still... und irgendwie ist er sehr verschlossen.“ Keith ließ sie nicht aus den Augen. „Seit wann denn?“, wollte er genau wissen. Jenny überlegte kurz. „Schonlänger, es ist mir nur nicht gleich so aufgefallen, und in dieser Woche hat er sich noch gar nicht gemeldet. Dabei sagt er mir immer wieder, dass er mich liebt.“ „Das tut er bestimmt auch, da ist er nicht so schwankend, wenn er das schon mal zu jemandem sagt. Ich denke... Weißt du, er hat echt Schlimmes durchgemacht und manchmal kommen dann die alten Sachen hoch. Vielleicht hängt das auch mit dem Schreiben zusammen, dass er dann an alte Zeiten denkt und der alte Schmerz wieder hochkommt. Ich würde es nicht persönlich nehmen, der berappelt sich schon wieder!“, versuchte Keith beruhigend auf sie einzureden. Jenny fühlte sich aber nicht wirklich getröstet. „Wenn du meinst, aber irgendwie ist er trotzdem anders, so unnahbar. So kenne ich ihn gar nicht! Auch wenn es ihm mal zwischendurch nicht so gut gegangen war, hat er mir viel erzählt, aber das macht er jetzt gar nicht mehr, und wenn ich ihn danach frage, gibt er mir nur knappe, ausflüchtende Antworten oder gar keine.“ Keith seufzte leicht vor sich hin und rieb sich nachdenklich sein Kinn. „Morgen sehe ich ihn, da ist unser Familientreffen. Ich werde ihn mal unter die Lupe nehmen. Ok?“ Jenny atmete erleichtert auf, bedankte sich bei Keith und verabschiedete sich anschließend.
Keith saß noch eine ganze Zeit lang grübelnd in der Küche. Seltsam, ihm war Yanko in letzter Zeit eher gut gelaunt und ausgeglichen vorgekommen, oder war das doch schon wieder eine Weile her? Genau genommen hatte er ihn schon lange nicht mehr danach gefragt, wie es ihm geht. Allerdings aus einem guten Grund, denn meistens bekam er erst einmal eine Abfuhr, wenn er ihn das fragte. Yanko war wirklich ein Meister im In-sich-hinein-fressen. Doch seit er mit Jenny zusammen war, war er irgendwie aufgetaut und man konnte sogar wieder einigermaßen vernünftig mit ihm reden. Jenny kannte seinen Bruder gut, und wenn sie sich Sorgen machte, dann war mit Sicherheit etwas dran. Keith beschloss daher ihnmorgen direkt danach zu fragen und stand auf, um eine Flasche Rotwein zu öffnen. Mabel musste sicher gleich nach Hause kommen, und er wollte, dass der Wein gut gelüftet war, bevor sie ihn zum Abendessen tranken.
Das was Keith allerdings nicht verstehen konnte war, dass Yanko nicht einfach Jenny heiratete und mit ihr endlich eine Familie gründete. So jung war er jetzt nun auch nicht mehr und allein sein war
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