YANKO - Die Geschichte eines Roma
nun überhaupt das Schlimmste für Keith. Ein Roma sollte nie allein sein, er sollte immer eine Familie haben. Das war das Wichtigste für ihn.
Y anko stand am frühen Abend in seiner Küche und war total unruhig. Ständig lief er hin und her. Dann nahm er seine Gitarre und fing an etwas darauf zu spielen, um schon bald wieder damit aufzuhören. Er stellte die Gitarre wieder weg und ging hinaus eine rauchen.
Schließlich schnappte er sich den Autoschlüssel.
Der Pub war angenehm gefüllt. Ron saß allein am Tresen, rauchte und trank Bier. Yanko setzte sich neben ihn. Doch kurz darauf stand er wieder auf, packte Ron am Arm und zog ihn unauffällig mit in die Toilette. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, küsste er ihn wild, und Ron ging voll darauf ein. Kein Wort fiel. Sie liebten sich kurz und heftig und waren sehr froh, dass sie dabei ungestört blieben. Danach zogen sie sich schnell wieder an, bevor Yanko zuerst hinausging, und Ron ihm kurze Zeit später folgte. Niemand hatte es bemerkt.
Am nächsten Nachmittag fuhr Yanko dann zum wöchentlichen Familientreff zu Keith. Er liebte diese Abende in der Familie. Oftmals hatten sie sehr viel Spaß zusammen, und Yanko konnte für eine Weile sein schwermütiges Herz vergessen. Manchmal waren auch noch Freunde dabei, doch heute saß nur die engste Familie um den ovalen, großen Holztisch im Wohnzimmer. Meistens kochte seine Mutter Minerva zusammen mit Keiths Frau Mabel.
Onkel John und Tante Mary, sowie Keiths und Mabels Söhne Andy und Janis waren schon dabei sich die Teller zu füllen. Und während sie aßen, redeten alle wild durcheinander. Es herrschte wieder einmal eine lustige und ausgelassene Stimmung.
Nur Yanko gelang es heute nicht besonders gut witzig zu sein, er sagte nicht viel und war meistens mit seinen Gedankenwoanders. Er konnte einfach nicht aufhören an Ron zu denken.
Keith beobachtete ihn heimlich und musste Jenny innerlich zustimmen. Irgendwas stimmte wirklich nicht mit ihm, dazu kannte er Yanko zu gut, und nach dem Essen winkte er seinem Bruder zu mit ihm ins Wohnzimmer zu gehen.
Keith schloss die Tür hinter sich und wendete sich ihm sofort zu. „Yanko, was ist los mit dir? Du bist irgendwie so abwesend heute!“ Yanko wehrte mit einer Hand ab, ging zum Fenster und murmelte: „Ich bin etwas überarbeitet.“ Keith lächelte leicht, denn er hatte es schon vermutet, dass Yanko nicht gleich damit rausrücken würde. Sonst wäre er ja auch nicht sein Bruder. „Mein lieber Bruder, ich kenne dich lange genug um zu wissen, dass du nicht so drauf bist, wenn du viel zu arbeiten hast.“ Keith ging auf Yanko zu, drehte ihn zu sich um und schaute ihm in die Augen. Yanko fühlte sich unwohl und wich dem intensiven Blick seines Bruders aus. Keiths blaue Augen hatten tatsächlich etwas Stechendes an sich, obwohl sie durchaus auch wunderschön leuchten konnten. Mabel konnte stundenlang von seinen Augen schwärmen, und die Kinder in der Schule hatten mit Sicherheit auch wegen seines klaren Blickes Respekt vor ihm.
„Keith, ich kann nicht darüber reden! Ok?! Hör auf zu fragen!“, stellte Yanko müde klar. Keith ließ ihn los. „Wenn du meinst... Jenny war übrigens bei mir und hat sich nach dir erkundigt, weil sie sich Gedanken macht.“ Yanko hatte plötzlich das Gefühl als bohre ihm jemand eine Faust in den Magen. „Was??... Jenny war bei dir?“, fragte er entsetzt. „Oh, Mann!!!... Keith, sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt gehen!... Und danke für das Essen!“ Yanko umarmte seinen Bruder schnell und ließ ihn stehen.
Keith stand noch eine Weile verwundert im Raum und ging dann schließlich nachdenklich zu den anderen zurück. Dortverabschiedete sich Yanko gerade von allen und verließ sie daraufhin. Schnell fuhr er los und rief dabei Ron an. Er musste ihn sehen, jetzt gleich, er musste Klarheit schaffen! Er zitterte. Er fühlte sich plötzlich unendlich müde und unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendetwas musste geschehen. Yanko drehte die Gypsymusik auf und raste nach Hause.
Später in der Nacht war es kühl geworden.
Als Ron ankam, saß Yanko auf der Veranda und starrte grübelnd auf das Wasser in seinem See. Er hatte sich eine Jacke übergezogen und fror dennoch. Ron streichelte ihm über den Rücken, als er an ihm vorbeiging und setzte sich dann. Yanko zitterte, und Ron bemerkte sofort, dass es Yanko nicht gut ging. „Was ist los mit dir? Du zitterst ja wie Espenlaub!“, fragte er besorgt. Yanko schaute
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