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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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Ron kurz an und holte tief Luft. „Ron, so kann es nicht weitergehen! Ich halt’ das nicht mehr aus! Ich weiß, ich bin selbst schuld, ich hab’ ja damit angefangen... Dass es so kommt, war mir nicht klar gewesen... Ich hatte nicht vor mich zu verlieben... aber eigentlich war es schon so, als du die erste Nacht hier warst...“ Yanko stand auf und holte Ron ein Bier. Dann setzte er sich wieder und starrte erneut auf den See.
    Ron nahm einen Schluck und fühlte sich genauso hilflos, denn auch er spürte deutlich, dass ihre Situation äußerst unbefriedigend war. „Yanko, ich war schon vorher in dich verliebt... Das habe ich gespürt, als du mir von deiner Affäre in Deutschland erzählt hast, und gemeint hattest, du seist nicht schwul... Das hat mich voll im Herz getroffen, obwohl ich damals noch gar keine Absichten hatte, mit dir zu schlafen oder so.“
    Sie schauten sich eine Weile schweigend an. Ron hatte das Gefühl von innen her aufzuweichen, und er spürte plötzlich wie viel Energie er in der letzten Zeit dafür gebraucht hatte,um seine Liebe zu Yanko zu verstecken. „Es ist schrecklich für mich zu Hause... bei Marianna und den Kindern... Ich fühle mich so fremd dort, und trotzdem liebe ich sie, aber ich bin ihnen untreu, weil ich die ganze Zeit nur an dich denke. Jamie kam letztens von der Schule nach Hause und hatte Zeitschriftenausschnitte dabei, in denen es um Schwule und Lesben ging. Sie sollte einen Aufsatz darüber schreiben, was ihre Eltern, Verwandten, ihr Umfeld und sie selbst darüber denken, dabei war ganz klar, was sie alle denken sollten!“
    Yanko setzte sich auf und blickte Ron tief in die Augen und klang fast wütend, als er sagte: „Genau das meine ich, du hast eine Familie und einen ziemlich gut bezahlten Job, auch wenn ich ihn nicht mag und auch nicht machen wollte!... Wie sollen wir es machen? Früher oder später wird uns jemand sehen. Jenny, Keith und Marianna wundern sich schon über uns. Jenny war bei Keith und hat sich nach mir erkundigt. Ron, ich kann das nicht mehr lange durchhalten, dieses Versteckspiel!“ Ron schüttelte ratlos den Kopf. „Ich weiß es doch auch nicht! Ich weiß nur... Ich will nicht damit aufhören!“ Yanko seufzte: „Ich ja auch nicht... aber wir sollten auch an deine Kinder denken!“ Ron kämpfte mit seiner plötzlich aufkeimenden Verzweiflung, denn ihm wurde auf einmal erschreckend klar, dass er Yanko mehr liebte, als ihm bis jetzt bewusst gewesen war. „Ich will nicht damit aufhören!... Ich liebe dich!“, sagte er und betete, dass Yanko ihm jetzt nicht den Laufpass gab. Yanko setzte an etwas zu sagen, aber er tat sich schwer damit, und er zitterte innerlich noch mehr. „Was ist denn mit dir?“, hakte Ron nach. Und langsam antwortete ihm Yanko: „Weißt du... Ich hab’ kein dickes Fell mehr, was Herzenssachen angehen. Ich hab’ nicht viel Kraft übrig was zu verstecken, das so stark ist. Das macht mich fertig!... Ich schlafe kaum noch, wenn du nicht da bist... Ich zermartere mir den Kopf, wie wir das machen sollen, und ich komme immer wieder darauf, dasswir eigentlich damit aufhören müssten, auch wenn es uns nicht leichtfällt... Verdammt!!!“ Yanko trat einmal kräftig gegen das Holzgeländer. „Es fällt mir beschissen schwer, und ich hab’ Angst, dass ich es nicht schaffe beides zu tun - zu verstecken und nicht zu trinken...“ Ron erschrak. „Hast du wieder?“ „Nein, aber ich war schon verdammt nah dran, und das hat mir Angst gemacht. Ich weiß, dass es manchmal schwer ist, aber es war immer machbar gewesen... Nach dem Tag heute hat nicht viel gefehlt... Ich weiß nicht was passiert, wenn das so weitergeht. Du kannst ja nix dafür! Es hat mir nur gezeigt, wie es um mich steht... Und du, wie geht’s dir mit all dem?“ Ron atmete tief und seufzte. „Ich trinke in letzter Zeit dauernd... Wir streiten uns oft zu Hause... Ich weiß gar nichts mehr...“ Ron konnte die Tränen plötzlich nicht mehr aufhalten. „Ich mache meine Arbeit, sehe den ganzen Tag Männer, hole mir einen runter und sehne mich danach, bei dir zu sein, und wenn das nicht geht, dann schlafe ich schlecht oder gar nicht. Marianna fragt mich immer was mit mir los sei... Was soll ich ihr denn sagen?? Ich bin ganz anders erzogen und aufgewachsen als du, hier hat man nichts über Männer erzählt, die Sex miteinander hatten und schon gar nicht aus Liebe... Kein Gedanke an so etwas!“ Ron schnäuzte in ein Taschentuch. Yanko stand auf, nahm Ron bei der Hand und

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