Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
Gespräch nachgedacht und ist zu dem Entschluss gekommen, dass dein Ratschlag wertvoll war. Er möchte dir für deine Vorschläge danken.“ Signe überreichte mir die Rolle.
„Es ist eine Einladung, uns zu besuchen, wenn du deine Ausbildung zur Magierin vollendet hast. In einer Woche werden wir nach Ixia zurückreisen“, sagte sie. „Bis dahin erwarte ich deine Antwort.“
Damit war ich entlassen. Ich verbeugte mich vor der Botschafterin und verließ das Arbeitszimmer. Auf dem Weg zum Bergfried dachte ich über ihre Worte nach. Der Commander hatte einen Hinrichtungsbefehl für mich unterzeichnet. Ein Besuch in Ixia wäre für mich also glatter Selbstmord.
In meinem Zimmer zündete ich ein Feuer an, und erst als es mich wärmte, entrollte ich das Pergament. Während ich in die tanzenden Flammen starrte, dachte ich über das Angebot von Commander Ambrose nach. In meinen Händen hielt ich meinen Hinrichtungsbefehl. Sollte ich ihn einfach ins Feuer werfen? Doch was hätte ich davon? Und dann entdeckte ich die Nachricht, die auf das Dokument geschrieben war.
Wenn ich meine Loyalität zu Ixia unter Beweis stellte, würde der Befehl zurückgenommen, lautete sie. Wenn ich die Generäle davon überzeugen könnte, wie vorteilhaft es für Ixia wäre, eine Magierin zum Wohle des Landes zu beschäftigen, würde man mir die Position einer Ratgeberin anbieten. Unter Beachtung all dieser Vorgaben konnte ich nach Ixia zurückkehren. Zu meinen Freunden. Zu Valek.
Ohne es zu wissen, hatte Cahil mir meine Zukunft vorhergesagt, als er mich vor dem versammelten Rat als Meisterspionin bezeichnet hatte.
29. KAPITEL
W ährend ich ins Feuer starrte, vollführten widersprüchliche Gefühle, widerstreitende Gefolgschaftstreue, widersinnige Wünsche in meiner Brust einen ebenso hektischen Tanz wie die Flammen im Kamin. Ohne der Lösung auch nur einen Schritt näher gekommen zu sein, stopfte ich den Hinrichtungsbefehl in meinen Rucksack. Vielleicht sollte ich mir lieber später Gedanken darum machen.
Plötzlich fiel mir ein, was ich meinen Eltern versprochen hatte. Ich eilte in den Speisesaal und hoffte, sie dort beim Mittagessen anzutreffen. Unterwegs lief ich Dax über den Weg.
„Yelena“, sagte er, während er mit mir Schritt hielt. „Ich habe dich ja schon seit Tagen nicht mehr gesehen.“
„Du kannst es wohl kaum erwarten, mir den ganzen Campus-Tratsch brühwarm zu berichten, nicht wahr?“
„Ich habe auch noch etwas anderes zu tun, als den ganzen Tag auf Gerüchte zu hören“, antwortete er verstimmt. Hatte ich ihn etwa beleidigt?
Verstohlen sah ich ihn an.
Er seufzte. „Na gut, du hast gewonnen. Ich langweile mich zu Tode. Der Zweite Magier hat mit seinen Nachforschungen alle Hände voll zu tun, und Gelsi steckt bis über beide Ohren in einem Projekt. Ich sehe sie praktisch überhaupt nicht mehr.“ Dax machte eine dramatische Pause. „Mein Leben ist so öde, dass mir nur noch der Gedanke an deine Abenteuer ein bisschen Nervenkitzel verschafft.“
„Und da die Gerüchte so nahe bei der Wahrheit sind …“
„Deine Abenteuer sind legendär.“ Lachend breitete er die Arme aus. „Und was hast du als Nächstes vor? Einen Drachen besiegen? Nimmst du mich als deinen Gehilfen mit? Dann poliere ich dir auch jeden Abend mit meinem Hemd deinen Zauberstab. Versprochen.“
„Schön, dass dich meine Pläne so sehr interessieren“, erwiderte ich ironisch. „Also wenn du’s genau wissen willst: Ich bin auf der Suche nach … nach dem Baumkönig und seiner Königin. Wir bereiten einen Angriff auf die bösen Baum-Schädlinge vor, die eine unsichtbare Armee im Bergfried aufgestellt haben.“
Dax’ Augen leuchteten auf. „Ich habe heute Morgen von den Abenteuern der Baumkönigin gehört.“
Das war nicht mehr komisch. Die Schüler sollten sich nicht über meine Mutter lustig machen. Ehe Dax weiterreden konnte, forderte ich ihn auf, mit mir zu kommen.
Meine Eltern waren im Speisesaal. Wir setzten uns zu ihnen an den Tisch. Während des Essens war ich dankbar für Dax’ Anwesenheit. So drehte sich unser Gespräch ausschließlich um Schule, Pferde und lauter nebensächliche Dinge, und meine Eltern hatten keine Gelegenheit, mich über die Versammlung auszufragen. Als meine Mutter sich dann auch noch erbot, ein Parfüm für Dax herzustellen, merkte ich, wie froh sie darüber war, dass ich einen Freund in Sitia gefunden hatte.
Nachdem Dax gegangen war, begleitete ich meine Eltern in den Gästeflügel. Die ganze Zeit hatte
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