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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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untergebracht. In den Arbeitszimmern und Versammlungsräumen herrschte die übliche rege Betriebsamkeit, die mit Regierungsgeschäften einherging. In einem unterirdisch gelegenen Archivraum wurden sämtliche Dokumente gesammelt; nur die Unterlagen, die sich auf lokale Angelegenheiten bezogen, wurden von den einzelnen Clans in ihren „Kapitol“ genannten Regierungssitzen gesondert aufbewahrt.
    Wie hielten es wohl die Sandseeds mit ihrem beweglichen Kapitol? Schleppten sie ihre Dokumente mit sich herum, während sie durch das Flachland zogen? Doch dann erinnerte ich mich an das, was Irys mich über die Sandseeds gelehrt hatte: Ihre Geschichte wurde mündlich weitergegeben, und diese Aufgabe war den Geschichtenwebern anvertraut. Bei der Vorstellung, dass Mondmann, blau angepinselt, im unterirdischen Zimmer des Versammlungshauses saß, musste ich richtig schmunzeln.
    Fragend sah Bavol mich an.
    „Ich dachte gerade an den Archivraum“, erklärte ich, „und habe mir überlegt, wie die Sandseeds ihre Informationen der Ratsversammlung zukommen lassen.
    Bavol schmunzelte. „Die sind immer schon kompliziert gewesen. Aber wir tolerieren ihre … ungewöhnlichen Methoden. Zweimal jährlich kommt ein Geschichtenweber in die Ratsversammlung und diktiert einem Schreiber, was sich im Clan alles ereignet hat. Es funktioniert, und es sichert unserem Land den Frieden. So, da sind wir.“ Bavol wies auf eine offene Tür. „Wir können uns später weiterunterhalten.“ Er deutete eine Verneigung an, indem er Kopf und Schultern leicht nach unten beugte, und verschwand, denn die Einladung galt nicht für ihn.
    Ich betrat den Empfangsbereich. Berater Ilom saß hinter einem schlichten Schreibtisch. Die Kratzer auf seinem Hals bluteten nicht mehr. Zwei Soldaten standen vor einer geschlossenen Tür.
    Ilom erhob sich und klopfte an die Tür. Ich vernahm eine leise Stimme, und Ilom drehte den Türknauf. „Sie ist hier“, sagte er, stieß die Tür weiter auf und bedeutete mir mit einer Handbewegung einzutreten.
    Im Arbeitszimmer von Botschafterin Signe sprangen mir sofort die karge Einrichtung und das Fehlen jeglicher Dekoration ins Auge. Hinter ihr standen Wachen, die sie bei meinem Eintreten fortschickte. Keiner der Soldaten war Valek gewesen, und ich fragte mich, wo er wohl sein mochte. Ari und Janco hatten offenbar frei.
    „Du hast vergangene Nacht für eine Menge Unruhe gesorgt“, sagte Signe, als wir allein waren.
    Mit ihrem festen Blick schien sie bis in mein Innerstes sehen zu können. Ich staunte über ihr Aussehen. Sie hatte die gleichen feinen Gesichtszüge wie der Commander, aber das lange Haar und die mit feinem Kajalstift gezogenen dünnen Linien um ihre Augen verwandelten sein Gesicht in ihre alterslose Schönheit.
    „Ich hoffe, dass man Eure Nachtruhe nicht gestört hat“, bemühte ich mich um einen diplomatischen Anfang unseres Gesprächs.
    Sie machte eine abwehrende Handbewegung. „Wir sind allein. Du kannst frei reden.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Meister-Magier haben ausgezeichnete Ohren.“ Ich dachte an Roze. Sie würde es als ihre patriotische Pflicht ansehen, die Botschafterin zu belauschen.
    Signe nickte verständnisvoll. „Sieht so aus, als habe der Möchtegern-König eine falsche Information aufgeschnappt. Wie konnte das nur geschehen?“
    „Das kann nur ein Missverständnis gewesen sein.“
    „Es werden keine weiteren falschen Anschuldigungen erhoben?“, fragte Signe.
    Ihr Blick war so stechend, dass ich das Gefühl hatte, mit Messerspitzen durchbohrt zu werden. Sie machte sich Sorgen, ob ich das Geheimnis ihrer Verkleidung für mich behalten konnte.
    „Nein.“ Ich hielt ihr meine Handfläche hin, um ihr die Narbe der Wunde zu zeigen, die sie mir zugefügt hatte, als ich ihr versprechen musste, niemandem, nicht einmal Valek, das Geheimnis des Commanders zu verraten.
    Dabei fiel mir Irys’ Vorschlag ein, die gesagt hatte, Valek solle Sitia verlassen. Ich zog meinen Schmetterlingsanhänger heraus. „Einige Gerüchte halten sich hartnäckig, und das Beste wäre, ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichten können.“
    Signe musste über Valek informiert sein. „Ich werde darüber nachdenken. Es gibt allerdings noch etwas anderes, das ich mit dir besprechen muss.“ Aus ihrer schwarzen Ledermappe holte sie ein Stück Pergament, rollte es zusammen und hielt es fest.
    „Der Commander lässt dir diese Nachricht zukommen. Er hat lange über euer letztes

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