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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Kleider“, sagte sie schließlich. „Der Stoff ist so dick, dass mein Messer nicht durchdringt. Ich werde sie dir ausziehen und behalten. Dann habe ich eine schöne Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit.“
    Sie ging zu dem Holzgerüst, griff nach den Handschellen und zog daran. Das Rad des Flaschenzugs begann sich zu drehen und gab so viel von der Kette frei, bis die Handschellen vor meinem Gesicht baumelten.
    „Du bist zu schwer für mich. Ich kann dich nicht heben. Gut, dass mein Bruder den Flaschenzug installiert hat. So fällt es mir nicht schwer, dich hochzuziehen.“ Sie schloss die Handschellen auf und bog die Eisenhälften auseinander.
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, etwas zu unternehmen. Wenn sie klug war, würde sie mir erst die Handschellen anlegen, bevor sie meine Füße losband. Mit gefesselten Armen wäre ich vollkommen hilflos. Mir blieben also bestenfalls wenige Sekunden, um zu reagieren. Und ich war fest entschlossen, sie zu nutzen.
    Sie beugte sich vor und zerschnitt das Seil, mit dem mein rechter Arm an den Karren gebunden war. Ich ließ ihn herunterfallen, als wäre er zu schwer und gefühllos und hoffte, dass sie meinen anderen Arm losbinden würde, ehe sie mir die Handschellen anlegte. Doch Alea steckte das Messer in ihren Gürtel und griff nach meinem Arm.
    Blitzschnell steckte ich die Hand in meine Tasche und tastete nach meinem Schnappmesser. Meine Finger fanden den glatten Griff, und fast hätte ich vor Erleichterung laut gelacht, als ich das Messer herausriss. Starr vor Schreck stand Alea über mich gebeugt. Ich wehrte ihren Arm ab und ließ die Klinge herausschnappen.
    Jetzt zog sie ebenfalls ihr Messer. Doch ehe sie einen Schritt zurücktreten konnte, rammte ich meine Klinge in ihren Unterleib. Sie gab einen überraschten Laut von sich und zielte mir ihrer Waffe auf mein Herz. Schwankend beugte sie sich vor, um zuzustechen. Im selben Moment spürte ich, wie das kalte Eisen tief in meinen Magen eindrang. Gleichzeitig krümmte Alea sich über mein Messer und fiel schwer wie ein Sack zu Boden.
    Ich schnappte nach Luft und versuchte krampfhaft, nicht in Ohnmacht zu fallen. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Rücken und erfasste meine Eingeweide. Ich hatte das Gefühl, in einem Schraubstock zu stecken.
    Alea riss meine Klinge aus ihrem Unterleib und warf sie zu Boden. Mühsam robbte sie sich zu ihrem Umhang und zog ein Fläschchen aus einer seiner Taschen. Sie öffnete das Gefäß, steckte den Finger hinein und rieb sich die Flüssigkeit auf ihre Stichwunde. Curare.
    Langsam rappelte sie sich auf und kam zu mir hinüber. Schweigend betrachtete sie mich von oben bis unten. Sie musste verdünntes Curare benutzt haben, denn sonst hätte sie sich nicht mehr bewegen können.
    „Zieh mein Messer heraus, und du wirst verbluten“, sagte sie mit grimmiger Befriedigung. „Lass es drin, und du wirst trotzdem sterben. Wie auch immer: Du bist mitten im Nirgendwo, keiner kann dir helfen, und auch deine Zauberkraft wird dich nicht retten.“ Sie zuckte mit den Achseln. „So hatte ich es zwar nicht geplant, aber das Ergebnis wird das gleiche sein.“
    „Du hast aber ein Problem“, brachte ich mühsam hervor. Mein Atem ging stoßweise.
    „Ich habe mein Pferd dabei, und meine Leute sind in der Nähe. Unser Mediziner wird mich heilen, und dann bin ich rechtzeitig wieder hier, um deine letzten Minuten mitzuerleben.“ Sie verschwand hinter dem Karren. Ich hörte ein Scharren und ein unverständliches Gemurmel. Dann schnalzte sie mit der Zunge, und das vertraute Geräusch von stampfenden Hufen drang an mein Ohr.
    Sekunden später nahm ich meine Umgebung nur noch verschwommen wahr, und ich musste mir eingestehen, dass Alea recht gehabt hatte. Meine Lage war ziemlich aussichtslos, aber wenigstens war es ihr nicht vergönnt gewesen, mich zu foltern. Vor lauter Schmerzen konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Sollte ich das Messer nun herausziehen oder in meinem Körper lassen?
    Die Zeit verstrich. Immer wieder wurde ich bewusstlos und wachte nach kurzer Zeit auf. Irgendwann hörte ich Hufgetrappel. Schwerfällig erhob ich mich. Alea kam zurück, und ich hatte noch immer keine Entscheidung getroffen.
    Ich schloss die Augen, um ihren selbstgefälligen Gesichtsausdruck nicht mit ansehen zu müssen. Doch dann hörte ich ein leises Wiehern. Das Geräusch milderte meine Schmerzen wie eine Dosis Curare. Ich öffnete die Augen und blickte in Kikis Gesicht.
    Jetzt sah meine Lage schon viel besser aus,

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