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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Nie und nimmer hätte ich mit einem Angriff von Opal gerechnet. Der Fingernagel war ein Dorn gewesen, der in Curare getränkt war. Sie hatte mich gestochen, sich entschuldigt und war weggerannt.
    Eine dumpfe Furcht erfasste mich. Das Curare schien mir nicht nur jegliches Gefühl zu nehmen, sondern auch meine magischen Kräfte zu schwächen. Es kam mir vor, als hätte man mir eine schwere, nasse Wollmütze über den Kopf gestülpt.
    Hinter mir hörte ich das leise Knirschen von Schritten. Jemand näherte sich. Verzweifelt wartete ich auf Valek. Würde er zuschlagen, wenn Ferde noch näher kam?
    Die Schritte verstummten, und meine Perspektive änderte sich. Ich wurde auf den Rücken gerollt, ohne dass mein Körper etwas davon spürte. Vor meinen Augen drehte sich alles, und dann sah ich in den Nachthimmel hinauf. Ich konnte meine Augen nicht bewegen, aber wenigstens noch blinzeln. Sprechen war unmöglich; Atmen ging noch. Weder mein Mund noch meine Zunge ließen sich bewegen. Wenigstens konnte ich schlucken. Merkwürdig.
    Als sich ein Gesicht in mein Blickfeld schob, kehrte die Angst zurück. Wie verblüfft war ich jedoch, als eine Frau mit langen Haaren auf mich hinabschaute. Sie trug einen Umhang, und ich erkannte dünne Linien, die auf ihren Hals gemalt oder tätowiert waren. Sie schwang ein Messer und fuhr mit der Spitze ganz nah an meinen Augen vorbei. Plötzlich erschien mir die Luft so dick und schwer, dass mir das Atmen fast unmöglich wurde und meine Lungen zu schmerzen begannen.
    „Soll ich dich sofort töten?“, fragte die Frau. Ihre Stimme klang vertraut. Amüsiert legte sie den Kopf schräg. „Keine Antwort? Keine Bange. Noch bringe ich dich nicht um. Nicht, wenn du keine Schmerzen spürst. Du sollst nämlich noch sehr viel leiden, bevor ich deinen Qualen ein Ende bereite.“
    Die Frau erhob sich und ging fort. Ich kramte in meiner Erinnerung. Kannte ich sie? Warum wollte sie mich umbringen? Vielleicht arbeitete sie mit Ferde zusammen. Ihr Akzent glich seinem, wenn sie auch nicht seinen Singsang hatte.
    Wo steckte bloß Valek? Warum eilte er mir in meiner verzweifelten Lage nicht zu Hilfe?
    Von hinten kam ein schabendes Geräusch gefolgt von einem dumpfen Schlag. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir geschah, bis ich merkte, dass die Frau mich hinter sich herschleifte. Eine Weile lang schwankte die Erde vor meinen Augen, und es dauerte, bis sie sich wieder im Gleichgewicht befand. Die Frau hielt ein Seil in der Hand, und nach dem Wenigen zu urteilen, das ich sehen und hören konnte, vermutete ich, dass sie mich auf einen Karren gezogen hatte und darauf festband. Erneut verschwand sie aus meinem Blickfeld, als sie vom Wagen sprang, und kurz darauf hörte ich, wie sie einem Pferd etwas zurief.
    Das Knarren von Wagenrädern und das regelmäßige Hufgetrappel waren die einzigen Hinweise darauf, dass wir uns vorwärtsbewegten. Bald darauf hörte ich nur noch das Rascheln der Grashalme, die gegen die Räder schlugen, und daraus schloss ich, dass wir immer tiefer in die Avibian-Ebene hineinfuhren. Wo um alles in der Welt blieb Valek?
    Trotz meiner Ängste döste ich hin und wieder sogar ein wenig ein. Jedes Mal, wenn etwas von dem geschmolzenen Theobroma meine Kehle hinunterlief, schluckte ich. Würde die Menge ausreichen, um das Curare zu neutralisieren? Als der Karren endlich stehen blieb, wurde der Himmel am Horizont bereits heller. Allmählich kehrte das Gefühl in meine Glieder zurück. Ich bewegte meine Zunge und versuchte, mehr Theobroma zu schlucken.
    Meine Handgelenke und Fußknöchel schmerzten höllisch. Meine Hände und Füße waren steif und kalt. Mit gespreizten Armen und Beinen war ich auf den Karren gebunden worden. Meine Fähigkeit, die Kraftquelle anzuzapfen, begann sich zu regen, als die Frau auf den Wagen kletterte. Fieberhaft dachte ich nach, als ich die lange dünne Nadel in ihrer Hand sah. Ich ignorierte meine Angst und sog Kraft in mich hinein.
    „Oh nein, das werden wir schön bleiben lassen“, sagte sie und stach mich mit der Nadel. „Erst müssen wir das Vakuum erreichen, ehe ich dich wieder etwas fühlen lasse. Damit du auch mitbekommst, wie das kalte Eisen deine Haut aufschlitzt.“
    Das wäre genau das Stichwort für Valeks Auftritt gewesen. Als er jedoch nicht auftauchte, fragte ich: „Wer …?“ Und dann lähmte die Droge all meine Muskeln.
    „Du kennst mich nicht, aber dafür meinen Bruder umso besser. Sorge dich nicht. Den Grund für deine Qualen wirst du früh genug

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