Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
Schulter. Ich fuhr herum.
„Du kannst gerne bei mir bleiben“, sagte Fern. Sie deutete auf ein kleines Feuer hinter ihrem Verkaufsstand.
„Bist du sicher? Vielleicht bin ich ja eine Spionin aus Ixia“, versuchte ich zu scherzen, aber meine Worte klangen bitterer, als ich es beabsichtigt hatte.
„Dann kannst du deinem Commander berichten, dass ich von allen Clans die besten Stoffe fabriziere. Und wenn er eine neue Uniform aus meinem berühmtem Illiais-Stoff genäht haben möchte, soll er mir einfach einen Auftrag schicken.“
Ich musste lachen, als ich mir den unnahbaren Commander Ambrose in einem kreischbunten, mit rosa und gelben Blumen bedruckten Stoff vorstellte.
Als die ersten Sonnenstrahlen auf die Strohdächer der Marktbuden fielen, wartete ich auf Leif, damit wir unsere Reise fortsetzen konnten. Fern war eine freundliche Gastgeberin gewesen, die mir ein Abendessen zubereitet und gezeigt hatte, wo ich mich ungestört umziehen konnte. Es stellte sich heraus, dass Nutty ihre beste Kundin war, denn sie versorgte sämtliche Zaltanas mit Kleidern.
Nervös lief ich in der warmen Morgenluft auf und ab und versuchte, mich an den zusätzlichen Stoff an meinen Beinen zu gewöhnen. Der Saum reichte gerade bis zum oberen Rand meiner weichen Lederstiefel. Fern hatte mir versichert, dass ich mit Stiefeln in der Zitadelle einen besseren Eindruck machen würde. Nur die Clans, die im Dschungel oder im Wald lebten, liefen barfuß und gaben nichts auf ihre schmutzigen Zehen.
Schließlich tauchte Leif auf. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, schlug er einen Waldweg ein. Nach ein paar Stunden hatte ich keine Lust mehr, ihm stumm zu folgen. Ich nahm meinen Streitkolben zur Hand und begann, während des Laufens Abwehr- und Angriffstaktiken zu üben. Dabei konzentrierte ich mich auf das Gefühl des Holzes in meinen Händen und versuchte, mich in jenen Geisteszustand zu versetzen, von dem Irys behauptet hatte, er sei meine Methode, die magische Kraftquelle anzuzapfen.
Um die Kontrolle über meine Zauberkräfte zu gewinnen, sandte ich mein Bewusstsein aus. Zuerst stieß ich auf eine kalte Steinwand. Irritiert zog ich mich zurück, bis ich merkte, dass die Barriere nichts anderes als Leifs Seele war – abgeschottet und unnachgiebig. Das hätte mich nicht überraschen sollen.
Ich beachtete ihn nicht weiter und konzentrierte mich auf den schweigenden Wald, der uns umgab. Mit einem Eichhörnchen suchte ich nach Nüssen. Ich erstarrte mit einem jungen Reh, als wir Fußschritte hörten. Während ich mein Bewusstsein schweifen ließ, traf es auf die unterschiedlichsten Kreaturen. Allmählich sandte ich meine Gedanken immer weiter fort, um zu sehen, wo meine Grenzen lagen.
Hinter mir spürte ich noch immer die Menschen auf dem Markt, der acht oder neun Kilometer weit entfernt war. Aufgeregt richtete ich meine Gedanken nach vorn in der Hoffnung, auf eine Stadt zu treffen. Zunächst versetzte ich mich nur in weitere Tiere, aber als ich mich gerade zurückziehen wollte, berührten meine geistigen Kräfte einen Mann.
Sorgsam darauf bedacht, den Ehrenkodex nicht zu verletzen, blieb ich an der Oberfläche seiner Gedanken. Er war ein Jäger, der auf Beute wartete, und er war nicht allein. Viele Männer leisteten ihm Gesellschaft. Sie versteckten sich in den Büschen neben dem Pfad. Einer von ihnen saß auf einem Pferd, seine Waffe zum Angriff bereit. Ich fragte mich, wonach sie wohl jagen mochten. Neugierig geworden, drang ich ein wenig tiefer in die Gedanken des Mannes ein. Das Bild seiner Beute blitzte vor meinem inneren Auge auf, und sofort war ich wieder zurück in meinem Körper.
Ich blieb stehen.
Offenbar hatte ich laut nach Luft geschnappt, denn Leif drehte sich um und starrte mich an. „Was ist los?“, wollte er wissen.
„Der Wald. Männer.“
„Natürlich. Im Wald gibt es jede Menge Wild“, erklärte er mir in einem Ton, als ob er es mit einem Trottel zu tun hätte.
„Es sind keine Jäger. Sie lauern uns auf. Sie warten auf uns.“
5. KAPITEL
M änner in einem Hinterhalt? Mach dich nicht lächerlich“, sagte Leif gereizt. „Du bist doch nicht mehr in Ixia.“ „Warum sollte sich eine Jagdgesellschaft so nahe am Weg verbergen?“, fragte ich, ohne auf seinen Tonfall zu achten und in der Hoffnung, dass die Logik siegen möge.
„Weil die Tiere die Waldwege benutzen. Es ist einfacher, als sich durch das Unterholz zu kämpfen.“ Leif lief weiter. „Komm jetzt.“
„Nein. Du führst uns direkt in eine
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