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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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fünfzig langen Streitkolben fest in der Hand, bündelte ich meine Gedanken auf die mentale Gefechtszone. Es war eine Konzentrationstechnik, mit der ich die Bewegungen meines Gegners während des Kampfes voraussehen konnte. Jetzt konzentrierte ich mich auf den Pfad, der vor mir lag.
    Zu jeder Seite des Weges standen sechs Männer, abwartend und angriffslustig. Ich spürte den Augenblick, als sie uns hörten, aber sie rührten sich nicht. Sie wollten uns umzingeln und erst angreifen, wenn wir in ihrer Mitte waren.
    Ich hatte andere Pläne. Kurz bevor wir den Hinterhalt erreichten, warf ich mein Gepäck zu Boden und rief: „Warte mal!“
    Leif drehte sich um. „Was ist denn jetzt schon wieder?“
    „Ich glaube, ich habe etwas gehört.“
    Ein Ruf hallte durch den Wald. Vögel flatterten mit lautem Flügelschlagen in den Himmel. Männer stürzten mit gezückten Schwertern aus dem Gebüsch. Aber der Moment der Überraschung war auf meiner Seite. Ich wehrte die Schwerter der ersten beiden Männer ab und traf sie mit meinem Streitkolben an den Schläfen. Sofort fielen sie zu Boden.
    Als sich ein dritter Mann näherte, brachte ich ihn zu Fall, indem ich gegen seine Füße schlug. Zwei weitere Männer kamen auf mich zu, doch als ich mich ihnen entgegenstellte, um sie zu bekämpfen, sprangen sie zur Seite. Verblüfft starrte ich sie an. Kurz darauf spürte ich, wie der Boden unter meinen Stiefeln erbebte. Ein mächtiges Pferd galoppierte über den Weg auf mich zu. Gerade als ich zur Seite wegtauchen wollte, fühlte ich eine scharfe Klinge an meinem linken Oberarm. Wütend griff ich den Mann an, der mir am nächsten stand, und stieß ihm meinen Streitkolben in die Nase. Blut spritzte hervor, als er schmerzerfüllt aufschrie.
    „Haltet sie fest“, befahl der Mann auf dem Pferd.
    Ich sah mich nach Leif um. Er stand mitten auf dem Weg, umzingelt von vier Männern. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck der Verwunderung. Offenbar war er unverletzt. Die Machete lag vor seinen Füßen.
    In meiner ausweglosen Situation blieben mir nur Sekunden, um zu reagieren. Der Reiter hatte sein Pferd herumgedreht und bereitete sich auf einen weiteren Angriff vor. Der Mann mit der gebrochenen Nase lag auf der Erde. Ich stand auf seinem Brustkorb und bohrte ihm die Spitze meines Kolbens in den Hals.
    „Bleib stehen, oder ich zerschmettere ihm die Luftröhre!“, schrie ich.
    Der junge Mann hielt sein Pferd an. Aber als die anderen sich zögernd zurückzogen und mich ungläubig ansahen, hob er sein Schwert in die Luft.
    „Gib auf, oder ich töte deinen Bruder“, sagte er.
    Woher wusste er, dass Leif mein Bruder war? Ich schaute zu ihm hinüber und dachte nach. Einer der Männer hielt seine Schwertspitze nur wenige Zentimeter von Leifs Herz entfernt. Vor Angst war mein Bruder schneeweiß geworden. Das geschah ihm recht. Der Soldat, der unter meinen Füßen lag, keuchte heftig.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Sieht nach einem Unentschieden aus“, sagte ich zu dem Reiter.
    „In der Tat.“ Er schwieg. „Was hältst du davon, wenn ich absteige, und wir die Lage besprechen?“
    Ich wollte gerade zustimmen, als der Reiter mit den Fingern schnippte. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr, aber ehe ich mich umdrehen konnte, vernahm ich ein hässliches Geräusch, spürte einen stechenden Schmerz an meinem Schädel – und dann nichts mehr.
    Mein Kopf dröhnte vor Schmerz, als ob man mit Hämmern auf meinen Schädel einschlug. Mühsam öffnete ich die Augen, kniff sie aber sofort wieder zusammen. Alles, was ich sah, war braunes Fell, das sich rhythmisch bewegte. Der Anblick verursachte mir Übelkeit. Während ich damit kämpfte, meinen Mageninhalt bei mir zu behalten, erkannte ich, dass man mich kopfüber aufgehängt hatte und irgendwohin brachte. Ich riskierte einen weiteren Blick. Meine Vermutung bestätigte sich: Ich lag auf dem Rücken eines Pferdes. Und dann übergab ich mich.
    „Sie ist wach“, sagte eine männliche Stimme.
    Gott sei Dank blieb das Pferd stehen.
    „Gut. Dann werden wir hier unser Lager aufschlagen“, sagte der Reiter. Ich spürte einen heftigen Stoß in meine Seite und stürzte zu Boden. Beim Aufprall jagte ein stechender Schmerz durch meinen Körper. Benommen blieb ich liegen und hoffte, dass ich mir nichts gebrochen hatte.
    Während die Sonne tiefer sank, hörte ich, wie die Männer unter Hochdruck arbeiteten. Als ich versuchte, eine bequemere Position einzunehmen, geriet ich unvermittelt in Panik. Ich konnte

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