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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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an ihren langen Tuniken, die ihnen bis zu den Knien reichten. Irys hatte mich zwar über die Kleidungsgewohnheiten ihrer Sippe aufgeklärt, aber ich konnte sie mir nicht in etwas anderem als den schlichten Leinenhemden, Hosen und breiten Gürteln vorstellen, mit denen sie stets herumlief.
    Langsam bummelte ich über den Markt und staunte über die Vielzahl der Dinge, die zum Verkauf angeboten wurden. Praktisches wie Lebensmittel und Kleider lagen dicht neben Juwelen und kunsthandwerklichen Objekten. Die Fackeln verströmten den Geruch von Tannenduft, doch bald stieg mir der Duft von gebratenem Fleisch in die Nase. Ich folgte dem appetitanregenden Aroma und landete vor einer Feuergrube. Ein hochgewachsener, schweißbedeckter Mann drehte das Fleisch, das in den Flammen zischte und spritzte. Seine weiße Schürze war voller Rußflecken. Ich kaufte ein Stück heißen Braten, den ich sofort verspeiste, und einige geröstete Rindfleischstreifen für später.
    Während ich Ferns Verkaufsstand suchte, verfolgten mich die neugierigen Blicke der anderen Kunden, und ich schwor mir, Nuttys Kleider anzuziehen, sobald ich mich ungestört umziehen konnte. Kurze Zeit später erregte ein Tisch, auf dem sich bergeweise Stoffballen türmten, meine Aufmerksamkeit. Als ich in den buntbedruckten Stoffen zu wühlen begann, schaute eine kleine, dunkelhäutige Frau mit großen Augen hinter den Tuchballen hervor.
    „Kann ich dir helfen?“, fragte sie.
    „Bist du Fern?“
    Sie nickte zögernd. Misstrauisch musterte sie mich aus weit aufgerissenen Augen.
    „Nutty Zaltana schickt mich. Hast du auch einfarbige Stoffe?“
    Unter dem Tisch zog Fern einige Ballen unifarbener Gewebe hervor und legte sie neben die anderen. Gemeinsam suchten wir nach passenden Farben und Mustern für drei Kombinationen.
    „Und du bist sicher, dass du diesen Stoff aus Illiais nicht willst?“ Fern hielt einen schreiend rosa und gelb gemusterten Blumendruck hoch. „Einfarbige Stoffe tragen normalerweise nur die Männer der Zaltanas. Dieses Muster hier ist bei den Mädchen sehr beliebt.“
    Ich schüttelte den Kopf. Gerade als ich ihr das Geld für die Stoffe geben wollte, fiel mein Blick auf ein Gewebe, das zu den Farben des Waldes passte. „Davon möchte ich auch noch etwas“, sagte ich und deutete auf den grünen Ballen. Nachdem wir handelseinig geworden waren, bat ich sie, die Ware an Nutty zu liefern. Das Waldmuster passte allerdings noch in meinen Rucksack.
    „Und wer schickt es ihr?“, fragte Fern, während der Federkiel über dem Pergament schwebte.
    „Ihre Cousine Yelena.“
    Sie erstarrte in ihrer Bewegung. „Meine Güte“, sagte sie. „Das verlorene Kind der Zaltanas?“
    Ich lächelte ein wenig gequält. „Weder verloren noch ein Kind – jedenfalls nicht mehr.“
    Ich schlenderte noch an einigen weiteren Ständen vorbei und blieb an einem Tisch stehen, auf dem Statuen von Urwaldtieren angeboten wurden. Sie waren aus kleinen, vielfarbigen Steinen zusammengeklebt. Ich entschied mich für eine schwarz-weiße Valmur-Figur, die ich Valek schenken wollte, und wickelte sie in meinen grünen Stoff ein. Später würde ich mir Gedanken darüber machen, wie ich sie ihm schicken konnte.
    Jenseits des Marktplatzes loderten Lagerfeuer auf. Das geschäftige Treiben ließ allmählich nach, während die Händler die Bambus-Jalousien herabließen und ihre Verkaufsstände schlossen. Die Käufer eilten entweder in die umgebenden Wälder oder zu einem der Lager. Ich entdeckte Leif neben einem der Feuer. Er hielt eine Schale in der Hand, während er sich mit drei Männern aus der Zaltana-Sippe, die neben ihm saßen, unterhielt. Durch die heiß flirrende Luft sah ich sein Lächeln und hörte sein Lachen. In diesem Moment war sein Gesichtsausdruck vollkommen verändert. Die tiefen Furchen auf seiner Stirn verschwanden. Seine Mundwinkel hoben sich, sodass sich seine finstere Miene aufhellte und die strenge Kinnpartie weich wurde. Auf einmal wirkte er zehn Jahre jünger.
    Esaus Worte kamen mir in den Sinn. Leif war acht Jahre alt gewesen, als ich verschwand. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass mein Bruder nur zwei Jahre älter war als ich. Er war zweiundzwanzig und nicht dreißig, wie ich anfangs geglaubt hatte.
    Ohne lange darüber nachzudenken, wollte ich mich zu ihm gesellen. Sofort verschwand die Fröhlichkeit aus seinem Gesicht. Er blickte mich so finster an, dass ich unwillkürlich stehen blieb. Aber wo sollte ich heute Nacht schlafen?
    Jemand berührte meine

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