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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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„Zaltanas nehmen von Familienmitgliedern kein Geld. Obwohl …“ In ihren braunen Augen blitzte es. „Falls dich irgendjemand fragen sollte, wer deine Kleider genäht hat, erwähne ruhig meinen Namen.“
    „Das werde ich. Vielen Dank.“ Ich faltete meine neue Ausstattung zusammen und stopfte sie in meinen Rucksack. Zum Abschied umarmte Nutty mich.
    Ich spürte die Wärme ihres Körpers noch, als ich die Leiter hinunterkletterte. Die angenehme Empfindung hielt so lange vor, bis Leif seine erste höhnische Bemerkung machte.
    Er wartete am Fuß des Baumes auf mich. Leif hatte seine Reisekleidung angezogen, die aus einer braunen Baumwolltunika, dunkelbrauner Hose und Stiefeln bestand. Auf dem Rücken trug er einen großen Lederrucksack, und von seinem breiten Gürtel baumelte eine Machete.
    „Wenn du dich meinem Tempo nicht anpassen kannst, musst du eben zurückbleiben“, sagte er barsch und sah geflissentlich an mir vorbei. Dann wandte er mir brüsk den Rücken zu und marschierte los.
    Der Anblick seiner Rückseite ödete mich bald an. Dafür machte mir sein schnelles Tempo nichts aus. Es war mir eine willkommene Gelegenheit, mir die Beine zu vertreten – jedenfalls fürs Erste.
    Schweigend stapften wir über einen schmalen Pfad durch den Dschungel. Schon bald war meine Bluse schweißnass, und immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich nach oben blickte und nach Halsbandschlangen Ausschau hielt. Esau hatte auch von Baumleoparden gesprochen. Ich nahm mir vor, die Raubtiere in seinem Bestimmungsbuch nachzuschlagen, sobald ich Zeit dazu hatte.
    Zahlreiche Vögel zwitscherten und pfiffen, und das Geschrei aller möglichen Tiere hallte vom Blätterhimmel wider. Ich hätte gerne den Namen dieser Geschöpfe erfahren, aber Leif würde meine Fragen bestimmt ignorieren.
    Einmal blieb er stehen und nahm die Machete von seinem Gürtel. Instinktiv griff ich nach meinem Streitkolben. Mit einem verächtlichen Schnaufen hackte er einen jungen Schössling ab.
    „Würgefeige“, blaffte er über seine Schulter.
    Ich gab keine Antwort. Sollte ich mich etwa geehrt fühlen, weil er sich endlich herabgelassen hatte, mit mir zu reden?
    Leif wartete auch nicht auf eine Reaktion. „Ein Parasit. Die Würgefeige benutzt einen anderen Baum, um an ihm hochzuklettern und das Sonnenlicht zu erreichen. Wenn sie größer wird, erdrückt sie irgendwann ihre Wirtspflanze und tötet sie.“ Er riss die Zweige der Feige vom Baum. „Mit dieser Praxis bist du ja wohl bestens vertraut.“ Achtlos warf er die Pflanze zu Boden und ging weiter.
    Keine Lektion über das Leben im Dschungel, aber ein Seitenhieb gegen mich. Ich überlegte, ob ich ihn mit meinem Streitkolben zu Fall bringen sollte. Aber das wäre gemein und kleinlich – obwohl der Gedanke verlockend war. Schließlich befestigte ich den Kolben wieder in der Halterung meines Rucksacks.
    Bei Sonnenuntergang erreichten wir den Markt von Illiais. Die Verkaufsstände hatten Wände aus Bambus und waren mit Strohdächern gedeckt. Bei manchen von ihnen war die vordere „Wand“ hochgerollt, damit die Kunden nach Waren stöbern konnten und durch das Innere der Buden stets eine kühlende Brise wehte.
    Der Pfad, den Leif und ich eingeschlagen hatten, endete am Markt, der auf einer Lichtung am Rande des Dschungels aufgebaut war. Ab hier prägten die Mammutbäume des tropischen Waldes nicht länger die Landschaft, und die Wälder jenseits der Lichtung ähnelten dem Snake Forest in Ixia.
    „Wir übernachten hier und gehen bei Tagesanbruch weiter“, bestimmte Leif, ehe er zu einem der Verkaufsstände ging.
    Ich hatte geglaubt, dass der Markt bei Sonnenuntergang geschlossen würde. Stattdessen wurden überall Fackeln entzündet, und das geschäftige Treiben ging unvermindert weiter. Die Rufe der Markthändler überlagerten das allgemeine Stimmengewirr von mehr als hundert Kunden, die miteinander redeten, nach ihren Kindern riefen und mit vollbepackten Armen von Stand zu Stand schlenderten.
    Einige der Käufer trugen die vertraute Kleidung der Zaltanas, aber ich sah auch grüne Gamaschen und Tuniken, die das Erkennungszeichen des Cowan-Clans waren, dessen Mitglieder im Wald lebten. Auf unserer Reise von Ixia hatte Irys mich gelehrt, wie ich die verschiedenen Sippen an ihrer Kleidung unterscheiden konnte.
    Ebenso fielen mir einige Frauen in den schimmernden Seidenhosen, kurzen, perlenbestickten Oberteilen und hauchdünnen Schleiern des Jewelrose-Clans auf. Sogar die Männer trugen Perlen und Juwelen

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