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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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halten.“
    „Aber ich bin …
    „Das bist du nicht. Die meisten Südländer begegnen Menschen aus Ixia mit Misstrauen, sogar den politischen Flüchtlingen. Du bist eine Zaltana. Vergiss das niemals.“
    Eine Zaltana. Ich ließ den Namen in meinen Ohren nachklingen und fragte mich, ob ich schon eine würde, wenn ich nur häufig genug den Namen aussprach. Insgeheim wusste ich natürlich, dass es nicht so einfach war.
    Esau ging zu einem Schreibtisch und durchsuchte die Schubladen. Ich verstaute Valeks Geld. Die Ausrüstung und die Lebensmittel meines Vaters beulten meinen Rucksack aus. Ich überlegte, was ich mitnehmen sollte. Würde ich das Seil und den Haken brauchen? Oder meine Uniform aus dem Norden? Ich hoffte zwar, weder das eine noch das andere zu benötigen, aber ich brachte es noch nicht über mich, mich bereits jetzt davon zu trennen.
    Esau kam mit einer Handvoll Silbermünzen zurück, die in seiner Hand klimperten. „Das ist alles, was ich finden konnte, aber bis zur Zitadelle müsste es reichen. Nun geh hoch und verabschiede dich von deiner Mutter. Es wird spät.“
    „Kommt sie doch nicht mit uns?“
    „Nein. Sie liegt auf ihrem Bett.“ Er sprach die Worte mit einer Mischung aus Resignation und Nachsicht aus.
    Ich dachte darüber nach, während ich mich mit dem Lift nach oben zog. Perl lag zusammengekauert auf der Steppdecke in ihrem Schlafzimmer. Ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt, während ihre Tränen ins Kissen tropften.
    „Nächstes Mal“, schluchzte sie, „nächstes Mal gehe ich mit Leif zur Zitadelle. Nächstes Mal.“
    „Das wäre schön“, sagte ich. Leifs Bemerkung, sie habe schon seit Jahren keinen Fuß mehr auf den Boden des Urwalds gesetzt, kam mir in den Sinn, und ich fügte hinzu: „Ich komme sobald wie möglich nach Hause zurück.“
    „Nächstes Mal. Nächstes Mal gehe ich mit.“
    Es schien sie zu beruhigen, dass sie die Reise zum Bergfried der Magier nur verschoben hatte. Schließlich streckte und erhob sie sich, strich ihr Kleid glatt und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Das nächste Mal bleibst du länger bei uns.“
    Es klang wie ein Befehl. „Jawohl, Per… Mutter.“
    Ihre Sorgenfalten verschwanden, und ihre Züge wurden wieder weich. Sie schloss mich fest in den Arm und flüsterte: „Ich möchte dich nicht noch einmal verlieren. Pass gut auf dich auf.“
    „Das werde ich.“ Es war mir ernst damit. Von Angewohnheiten, die zu lernen mich viel Kraft gekostet hatten, würde ich nicht so schnell ablassen.
    Nur wenige Ausgänge führten hinunter auf den Boden des Urwalds. Jeder Ausstieg war nach der Familie benannt, deren Wohnung am nächsten lag. Ich betrat den Raum, von dem aus man über die Strickleiter nach unten gelangte. Gerade als ich den Fuß auf die erste Sprosse setzen wollte, drang Nuttys Stimme an mein Ohr. Von meinen Eltern und Bavol Cacao hatte ich mich bereits verabschiedet, aber Nutty hatte ich nirgendwo finden können.
    „Yelena, warte“, hörte ich sie rufen.
    Nur eine Sekunde später stürmte sie mit einem bunten Stoffknäuel in der Hand durch die Tür. Erwartungsvoll blieb ich stehen.
    „Ich habe das hier …“, sie war ganz außer Atem und schnappte nach Luft, „… für dich gemacht.“
    Das grellgelbe Kleid – nach Maßstäben der Zaltanas eher noch eine gedeckte Farbe – war mit kleinen Butterblumen bedruckt, und die Bluse war von einem satten Korallenrot. Misstrauisch begutachtete ich den Rock. Nutty lachte.
    „Sieh mal“, sagte sie und zog den Rock auseinander. „Es sieht aus wie ein Rock, aber in Wahrheit ist es eine Hose. In deiner schwarzen Hose wird dir furchtbar heiß werden, wenn du die Ebene durchquerst.“ Sie hielt die Hose am Bund hoch, als ob sie die Länge begutachten wollte. „Und auf diese Weise fällst du auch nicht so auf.“
    „Kluges Mädchen“, sagte ich lächelnd.
    „Gefällt’s dir?“
    „Gefällt mir.“
    Sie schien sehr zufrieden mit sich zu sein. „Ich wusste es.“
    „Würdest du mir noch mehr davon machen? Vielleicht kannst du sie Bavol mitgeben, wenn er kommt?“
    „Sicher.“
    Ich streifte meinen Rucksack ab und suchte nach etwas Geld. „Wie viel?“
    Nutty schüttelte den Kopf. „Wenn du zum Markt von Illiais gehst, kauf etwas Stoff an Ferns Stand. Sag ihr, sie soll ihn zu mir schicken. Ich brauche drei Meter für jedes Kleid. Ich mache dir, soviel du willst.“
    „Aber was bekommst du für deine Arbeit?“
    Ihre Zöpfe flogen hin und her, als sie den Kopf schüttelte.

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