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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Erfindungen zu gebrauchen waren. Perl, unsere Mutter, konnte lediglich spüren, ob ein Mensch magische Kräfte besaß.
    Wie kam es also, dass Leif die Zauberkraft hatte, Feuer zu entzünden und die Gefühle eines Menschen zu spüren, während ich in Kontakt mit ihren Seelen treten konnte? Mithilfe meiner Zauberkraft vermochte ich Leif zu zwingen, ein Feuer zu entfachen, aber ich selbst war dazu nicht in der Lage. Ich überlegte, ob irgendjemand in der Geschichte von Sitia den Zusammenhang von Magie und elterlicher Abstammung erforscht hatte. Bain Bloodgood, der Zweite Magier, wusste vermutlich darüber Bescheid. Er besaß nahezu alle Bücher, die in Sitia veröffentlicht worden waren.
    Kaum hatten wir unsere Vorräte an Brot und Käse zum Frühstück verspeist, schlief Marrok ein. Leif und ich blieben beim Feuer sitzen.
    „Hast du ihm etwas in den Tee getan?“, fragte ich.
    „Ein wenig Rinde vom Wacholderbaum, um seine Genesung zu beschleunigen.“
    Marroks Gesicht war übersät von Falten und Narben. Weiße Bartstoppeln verdeckten die gelb verfärbten Schrammen an seinem Kinn. Aus seinem geschwollenen Auge flossen Blut und Tränen. Rote Striemen liefen über seine rechte Wange. Heiler Hayes hatte mir nicht gestattet, ihn bei Marroks Genesung zu unterstützen. Ich durfte ihm nur bei der Behandlung der kleineren Verletzungen helfen. Noch einer, der Angst vor meinen Kräften hatte.
    Ich berührte Marroks Stirn. Seine Haut fühlte sich heiß und trocken an. Der üble Geruch von faulendem Fleisch stieg mir in die Nase. Ich suchte die Verbindung mit der Kraftquelle und spürte die schützende Magie der Sandseeds, die nach Anzeichen auf eine Bedrohung suchten, die von mir ausgehen konnte. Ich konzentrierte die Zauberkraft auf mich und sandte Marrok einen Faden, sodass die Muskeln und Knochen unter seiner Haut sichtbar wurden. Seine Verletzungen pulsierten rot schimmernd. Sein Wangenknochen war zerschmettert worden, und einige Knochensplitter waren in sein Auge gedrungen, sodass seine Sehkraft beeinträchtigt war. Kleine dunkle Flecken deuteten auf eine Infektion der betroffenen Stellen hin.
    Ich konzentrierte mich auf die Verletzung, bis seine Schmerzen sich auf mein eigenes Gesicht übertrugen. Es war, als stächen Nadeln in meine Augen, während meine Sicht verschwamm und Tränen zu fließen begannen. Ich rollte mich zu einem Ball zusammen, um die Attacke abzuwehren, und leitete die Magie der Kraftquelle durch meinen Körper. Unaufhörlich strömte der Fluss, und ich verspannte mich. Dann bewegte sich der Zauberstrom mit einem Mal so leicht, als hätte jemand einen Biberdamm beiseitegeräumt und den Schmerz weggespült. Ich empfand eine Welle der Erleichterung und entspannte mich.
    „Glaubst du, das war eine gute Idee?“ Forschend musterte Leif mich, als ich meine Augen öffnete.
    „Die Wunde war infiziert.“
    „Aber du hast deine ganze Energie benutzt.“
    „Ich …“ Ich setzte mich – müde, aber nicht erschöpft. „Ich …“
    „Du hattest Hilfe“, ertönte eine Stimme aus dem Nichts.
    Überrascht fuhr Leif hoch, aber ich erkannte den tiefen, männlichen Ton sofort. Mondmann tauchte neben dem Feuer auf, als habe sein Körper aus der aufsteigenden Hitze und der Asche Gestalt angenommen. Sein kahler Schädel schimmerte im Sonnenlicht.
    Um sich vor der Kälte zu schützen, trug Mondmann eine langärmelige, braune Tunika und dunkelbraune Hosen, die zu seiner Hautfarbe passten. Aber er war barfuß.
    „Keine Farbe?“, fragte ich Mondmann. Als ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte, war er aus einem Mondstrahl herausgetreten und trug nur indigoblaue Farbe auf der Haut. Er hatte behauptet, mein Geschichtenweber zu sein, hatte mir meine Lebensgeschichte vorgeführt und meine Kindheitserinnerungen ans Licht geholt. Sechs Jahre meines Zusammenlebens mit meiner Mutter, meinem Vater und Bruder waren von einem Magier namens Mogkan aus meinem Gedächtnis getilgt worden. Auf diese Weise wollte er verhindern, dass ich mich nach meiner Familie sehnte, nachdem er mich entführt hatte.
    Mondmann lächelte. „Ich hatte keine Zeit, meine Haut zu bemalen. Aber es ist gut, dass ich genau in diesem Moment gekommen bin.“ In seiner Stimme schwang Missbilligung mit. „Sonst hättest du deine gesamte Energie verbraucht.“
    „Nicht die gesamte“, widersprach ich und klang dabei wie ein trotziges Kind.
    „Bist du etwa schon eine allmächtige Seelenfinderin geworden?“ Spöttisch riss er die Augen auf. „Dann werde ich

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