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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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laufen wir“, ordnete Tauno an. „Die Pferde lassen wir zurück. Nehmt nur mit, was ihr braucht.“
    Der klare Himmel verhieß einen warmen Tag. Deshalb nahm ich meinen Mantel ab und verstaute ihn in meinem Rucksack. Die trockene Luft blies mir feinkörnigen Sand ins Gesicht, und ich verspürte ein Kratzen im Rachen. Ich beschloss, mein Schnappmesser mitzunehmen. Die Halterung band ich um meinen rechten Schenkel. Dann zog ich das Messer heraus und ließ die Klinge herausspringen. Auf die Messerspitze träufelte ich ein wenig Curare. Das muskellähmende Gift würde ich gut gebrauchen können, falls Cahil sich weigerte zu kooperieren. Nachdem ich die Klinge wieder eingeklappt hatte, schob ich die Waffe durch ein Loch in der Tasche meines Hosenrocks zurück in die Halterung. Mein langes schwarzes Haar band ich zu einem Knoten, den ich mit den dünnen Eisenpickeln zusammensteckte, die mir auch als Dietrich dienten. Zum Schluss griff ich nach meinem Streitkolben.
    Dass ich wie für einen Kampf ausgestattet war, hieß nicht, dass ich auch kampfbereit war. Ich hoffte, Cahil und Ferde finden zu können und mit mir zu nehmen, ohne jemanden umbringen zu müssen. Trotzdem spürte ich einen Kloß in der Kehle, als ich mir klarmachte, dass ich möglicherweise doch töten musste, um mich selbst zu retten. Keine schöne Aussicht!
    Tauno musterte unsere Kleidung und unsere Waffen. Leifs Machete baumelte an seiner Seite. Seine Tunika und Hosen waren grün. Marrok hatte sein Schwert am Gürtel befestigt. Die dunkelbraune Scheide passte zur Farbe seiner Hose. Mir wurde bewusst, dass wir alle in den Farben der Erde gekleidet waren, und wenn wir auch nicht so perfekt mit der Umgebung verschmolzen wie Tauno, fielen wir jedenfalls auch nicht auf.
    Unsere Rucksäcke und Vorräte schnallten wir an die Pferdesättel und ließen die Tiere zum Grasen zurück, obwohl in dieser Gegend nicht viel Gras wuchs. Dann machten wir uns auf nach Süden. Das Plateau wirkte verlassen. Mein Bedürfnis, die Umgebung mithilfe meiner Zauberkraft abzusuchen, wurde immer dringender, aber ich unterdrückte den Drang so gut es ging. Beinahe schon instinktiv versuchte ich stets, eine Verbindung zu den Lebewesen rings um mich herum herzustellen, und ich fühlte mich schutzlos und verloren, wenn ich nicht wusste, wer oder was in meiner Nähe atmete.
    Nachdem wir einen ziemlichen Umweg genommen hatten, blieb Tauno schließlich stehen und deutete auf eine Gruppe von Dornenbäumen. „Genau hinter diesem Gebüsch befindet sich das Lager“, flüsterte er.
    Ich ließ meinen Blick über das Plateau schweifen. Wo war die Armee der Sandseeds? Der Boden war wellig, als ob der Sand sich verflüssigt hätte. Die Wellen wurden höher, und ich schlug mir die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Reihenweise erhoben sich die Krieger der Sandseeds. Dank ihrer Tarnung waren sie vom Sand nicht zu unterscheiden. Die ganze Zeit über hatten sie vor uns gelegen, und ich hatte sie nicht bemerkt.
    Mondmann lächelte, als er meine Bestürzung bemerkte. „Du hast dich auf deine magischen Sinne verlassen und deine körperlichen Sinne vollkommen vergessen.“
    Ehe ich etwas erwidern konnte, standen vier Sandseeds vor uns. Obwohl sie genauso gekleidet waren wie die Krieger, verriet ihre Körperhaltung Autorität. Sie gaben Befehle, und ihre Macht war förmlich spürbar. Es waren Geschichtenweber.
    Ein männlicher Geschichtenweber überreichte Mondmann einen Krummsäbel. Ich spürte seine Blicke wie Pfeile auf mir. „Das ist die Seelenfinderin?“ Seine Stimme klang zweifelnd, aber nicht unfreundlich. „Sie ist nicht das, womit ich gerechnet habe.“
    „Was hast du denn erwartet?“, fragte ich.
    „Eine große, dunkelhäutige Frau. Du siehst nicht aus, als könntest du einem Sandsturm standhalten, geschweige eine Seele finden und befreien.“
    „Gut, dass du nicht mein Geschichtenweber bist. Du lässt dich von der Kleidung täuschen und bist nicht in der Lage, die Qualität des Stoffes zu erkennen.“
    „Gut geantwortet“, lobte Mondmann mich. „Reed, zeige uns das Lager.“
    Der Geschichtenweber führte uns zu den Bäumen. Durch die spitzen Blätter an den Zweigen entdeckte ich das Lager der Daviianer.
    Die Luft rund um den Platz schimmerte, als ob er unter einer Hitzeblase lag. Das große Feuer einer Kochstelle brannte in der Mitte. Viele Leute liefen umher, halfen bei der Zubereitung des Frühstücks oder aßen gerade. Zelte erstreckten sich über das gesamte

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