Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
wäre reiner Selbstmord .
Stirnrunzelnd schaute ich ihn an. Aber ich könnte mich hinüberschwingen …
Nein .
Nutty könnte es tun . Unsere Cousine kletterte durch Bäume, als hätte sie Valmur-Blut in den Adern.
Du bist aber nicht Nutty .
Zögernd ließ ich von meinem Vorhaben ab. Selbst wenn ich mich zu dem Baum hinüberschwingen könnte, würde mir wahrscheinlich niemand folgen. Und dann wäre ich auf mich allein gestellt. Ich schalt mich, weil ich Angst vor dem Alleingang hatte. Das Leben in Sitia hatte mich verweichlicht.
Es hat dich klüger gemacht, korrigierte Leif. Dann fügte er hinzu: Nicht viel klüger, aber wir können ja immer noch hoffen, dass es besser wird .
„Wohin nun?“, fragte Tauno, als er sich uns anschloss.
Ich blickte zu Mondmann.
Er zuckte mit den Schultern. „Er ist ein besserer Spurensucher als Kämpfer. Wir werden ihn brauchen“, erklärte er mit fester Stimme.
Seufzend wurde ich mir der Tragweite seiner Bemerkung bewusst. „Nach Westen.“
Vielleicht konnten wir einen leichteren Weg in den Dschungel hinunter finden, und wenn das nicht klappte, würden wir am westlichen Rand des Plateaus entlang zum Gebiet der Cowan-Sippe laufen. Wenn wir erst einmal dort angekommen wären, würden wir nach Süden in den Wald eindringen und dann in einem nach Osten führenden Bogen den Dschungel von Illiais erreichen. Hoffentlich kamen wir nicht zu spät.
Wir bestiegen die Pferde. Wieder führten Tauno und Marrok uns an. Sogar für mich war die Stelle offensichtlich, an der die Daviianer umgekehrt waren. Wo sie Halt gemacht hatten, war der festgetretene Sand aufgewühlt, und nur nach Westen hin war die Erde unberührt.
Tauno hielt die Pferde an und wartete auf weitere Anweisungen.
„Eine List. Ich rieche Täuschung und Selbstgefälligkeit“, bemerkte Leif.
„Warum selbstgefällig?“, fragte ich. „Falsche Spuren zu legen ist eine gängige Strategie.“
„Es könnte Cahil sein“, meinte Marrok. „Er hält sich für klüger als alle anderen. Vielleicht glaubte er, die Sandseeds täuschen zu können, damit sie die Hälfte ihrer Krieger in die falsche Richtung schicken.“
Ich ließ meine magische Wahrnehmung über den glatten Sand streifen. Einige Mäuse auf der Suche nach Nahrung huschten ins Freie. Eine Schlange hatte sich auf einem warmen Stein zusammengerollt und ließ sich von der Nachmittagssonne bescheinen. Ich stieß auf ein fremdes, dunkles Bewusstsein.
Ich zog meine Wahrnehmung zurück und suchte das Plateau ab. Ein paar Meter entfernt war eine Stelle, die aussah, als sei der Sand kürzlich umgegraben und anschließend wieder geglättet worden. Ich rutschte von Kiki herunter und lief zu der Stelle. Der Sand gab unter meinen Füßen nach.
„Einer der Würmer muss dort etwas vergraben haben“, vermutete Marrok.
Tauno schnaubte verächtlich. „Wahrscheinlich hast du eine ihrer Abfallgruben entdeckt.“
Mit Mondmann auf dem Rücken kam Kiki näher. Riecht feucht, sagte sie.
Unangenehm feucht oder angenehm feucht? wollte ich wissen .
Nur feucht .
Ich holte meine Schaufel aus dem Rucksack und begann zu graben. Die anderen schauten mir amüsiert, angewidert oder neugierig zu.
Als ich etwa dreißig Zentimeter tief gegraben hatte, stieß ich mit meiner Schaufel auf etwas Hartes. „Helft mir, den Sand beiseitezuschaffen.“
Mein zurückhaltendes Publikum packte dann doch mit an. Schließlich sahen wir, worum es sich handelte – eine flache Holzscheibe.
Marrok klopfte mit den Fingern darauf und verkündete, es handele sich um den Deckel einer Kiste. Hastig schaufelten wir den Sand beiseite und legten kurz darauf einen runden Deckel mit einem Durchmesser von etwa sechzig Zentimetern frei.
Während Tauno und Mondmann noch darüber diskutierten, warum die Würmer eine runde Kiste vergraben sollten, fand ich die Kante und zog den Deckel hoch. Der Luftdruck hätte ihn mir beinahe aus der Hand gerissen.
Alle schwiegen verblüfft. Unter dem Deckel befand sich ein Loch im Boden. Und nach dem Luftdruck zu urteilen, musste es ein sehr tiefes Loch sein.
5. KAPITEL
D as Sonnenlicht drang ein paar Meter tief in das Loch ein. Ungleichmäßige Stufen waren in den Sandstein gehauen.
„Kannst du jemanden da unten spüren?“, fragte Leif.
Ich zupfte einen Energiefaden und projizierte meinen Geist in die Dunkelheit. Meine Wahrnehmung stieß auf zahlreich vorhandenes dunkles Bewusstsein, jedoch nicht auf Menschen.
„Fledermäuse“, antwortete ich. „Eine Menge
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