Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
aus? Gibt es eine Treppe, die von der Küche in den ersten Stock führt?“
„Ja, aber wir können auch die Tür zu unserem Korridor absichern.“
„Gut. Jeder hält zwei Stunden Wache. Ich muss mich erst einmal ausruhen, wenn ich Taunos Wunden geheilt habe, also übernehme ich nicht die erste Schicht. Mondmann fängt an, dann Leif, ich und zum Schluss Tauno.“
Wir ließen Mondmann im Aufenthaltsraum zurück. Ich stützte Tauno auf dem Weg zu seinem Zimmer. Da sein ganzer Körper schmerzte, bewegte er sich sehr langsam und vorsichtig. Nachdem er sich auf dem Bett ausgestreckt hatte, zupfte ich einen Faden aus der magischen Hülle, um Kraft zu gewinnen, und untersuchte seinen Körper. Abgesehen von zwei gebrochenen Rippen waren die anderen Wunden harmlos. Ich konzentrierte mich auf seine Verletzungen, bis sie sich auf mich übertrugen. Vor Schmerzen krümmte ich mich zusammen. Schließlich gelang es mir, sie aus meinem Körper zu verbannen.
Dankbar drückte Tauno mir die Hand, ehe er einschlief. Ich schleppte mich in mein Bett, allerdings nicht so erschöpft, wie ich mich sonst oft gefühlt hatte. Vielleicht wurden meine Heilkünste besser, je öfter ich sie anwendete. Oder war es mir bereits zur Gewohnheit geworden, mich auf meine magischen Fähigkeiten zu verlassen?
„Yelena, wach auf.“ Leif rüttelte mich an der Schulter.
Ich schaute ihn durch halb geschlossene, schwere Lider an. Er stellte die Laterne auf den Tisch.
„Du bist diejenige, die den Plan gemacht hat. Also komm jetzt!“ Er zog mir die Decke fort. „Obwohl die meisten Anführer sich nicht an den Nachtwachen für ihre Truppen beteiligen. Sie schlafen nachts lieber durch, um am Morgen einen klaren Kopf für die richtigen Entscheidungen zu haben.“
Ich setzte mich auf die Bettkante und rieb mir die Augen. „Ich bin kein Anführer, und wir sind keine Truppe.“
„Stimmt nicht. Du hast uns gesagt, was wir machen sollen. Also wirst du doch wohl wissen, was du tust.“
„Ich …“
Leif legte seine Finger auf meine Lippen. „Sag’s nicht. Ich möchte … nein, ich muss einfach glauben, dass du weißt, was du tust. Dann ist es leichter, deinen Anweisungen zu folgen, vor allem, wenn ich als Köder für eine fast fünfzig Meter lange Schlange herhalten soll.“
„Also meinetwegen. Ich habe alles unter Kontrolle. Ich brauche nicht viel Schlaf, weil ich all unsere Schritte längst geplant habe. Zufrieden?“
„Vollkommen.“ Leif streckte sich auf seinem Bett aus.
Ich griff nach der Laterne. „Träum schön.“
„Jetzt bestimmt.“
Im Korridor des Gasthofs war es dunkel und ruhig. Ich kontrollierte die Tür zur Treppe, über die man in die Küche gelangte. Sie war fest verschlossen. Gut. Auf dem Weg in den Aufenthaltsraum gingen mir Leifs Worte durch den Kopf. Ich traf zwar Entscheidungen, dennoch glaubte ich nicht, dass ich genügend Erfahrung besaß, um eine Anführerin zu sein. Dafür ließ ich mich immer noch zu sehr von meinen Instinkten leiten.
Valek hatte mir viel über strategisches Vorgehen und geheime Operationen beigebracht, und Ari und Janco, meine Freunde aus Ixia, hatten mich kämpfen gelehrt. Von Janco hatte ich auch gelernt, wie man Schlösser knackt. Spätabends nach unserem eigentlichen Training hatte er es mir gezeigt. Meine Ausbildung zur Magierin durch Irys hatte ich jedoch unterbrechen müssen: Ferdes Eroberungsfeldzug, auf dem er seine Macht vermehren wollte, war mir in die Quere gekommen.
Vielleicht gab es eine Möglichkeit, Ferde mithilfe von Magie aufzuspüren und sich gegen einen Flammenmenschen zur Wehr zu setzen. Leider hatte ich weder alle Zauber- und Geschichtsbücher gelesen noch meine Kräfte bis an die Grenzen ausprobiert. Daher war er nun die Prüfung, auf die ich mich nicht vorbereitet hatte, das Quiz, bei dem ich versagen musste. Dieser Sache war ich einfach nicht gewachsen.
Hohl klang das Echo meiner Schritte von den Wänden des verlassenen Aufenthaltsraums wider. Ich durchsuchte sämtliche Winkel nach Eindringlingen, ehe ich die Laterne abstellte und nach draußen ging, um nach den Pferden zu schauen. Die kalte Luft blies mir durch den Mantel.
Kiki stand in der Gasse neben der Herberge. Ihr dunkles Fell verschwamm mit den Schatten der Nacht. Nur der weiße Fleck in ihrem Gesicht leuchtete im Mondlicht.
Gerüche ? fragte ich, während ich sie hinterm Ohr kraulte.
Frische. Keine schlechten .
Irgendwelche Probleme ?
Sie schnaubte amüsiert. Zwei Männer Frau .
Damit spielte sie auf ihre
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