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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Leifs Namen laut genug, um mich über den Lärm der Brennöfen hinweg bemerkbar zu machen. Als ich zum zweiten Mal zu ihnen ging, standen sie nun in gebührendem Abstand voneinander. Die Sandkörner aus seinem Haar waren verschwunden.
    „Es ist schon spät. Wir müssen zurück.“
    Leif nickte, rührte sich aber nicht von der Stelle. Ich verstand den Hinweis und verschwand.
    Draußen vor der Werkstatt blies ein starker Wind die Wolken am Himmel vor sich her. Zwischen den Wolkenfetzen fiel das Mondlicht in Streifen auf die Erde. Endlich kam Leif hinaus, und wir liefen zurück zum Gasthof. Mein Bruder war ungewöhnlich still.
    „Möchtest du darüber reden?“, unterbrach ich das Schweigen.
    „Nein.“
    Nach einigen Metern wollte er von mir wissen: „Hast du von Jaymes irgendetwas über die Würmer erfahren?“
    „In der Stadt macht man sich ihretwegen Sorgen. Doch keiner weiß, wo sie sich aufhalten – und ob sie überhaupt in der Nähe sind.“ Ich berichtete ihm von Opals Glastieren. Das magische Leuchten in ihrem Inneren schien ihn zu faszinieren.
    „Hast du Mara von Ferdes Flucht erzählt?“, erkundigte ich mich.
    „Nein. Ich habe ihr nur gesagt, dass sie sehr vorsichtig sein soll.“
    Eine Weile schritten wir stumm nebeneinander her. Meine Tunika schützte mich kaum vor der kalten Nachtluft, und ich wünschte, ich hätte meinen Mantel bei mir. Booruby lag am Rand der Klimazone mit warmen Nachmittagen, denen eisige Nächte folgten.
    „Ich mag sie“, unterbrach Leif schließlich das Schweigen. „Ich habe noch nie jemanden zuvor gemocht. Ich hatte zu viel zu tun und habe mir zu viele Sorgen um dich gemacht, als dass mir eine andere etwas hätte bedeuten können. Ich habe dich nicht schützen können. Ich habe keinen Finger gerührt, um dir zu helfen. Dich zu finden war mir wichtiger, als ein eigenes Leben zu haben.“
    „Leif, du warst acht Jahre alt und wärst getötet worden, wenn du versucht hättest, Mogkan daran zu hindern, mich zu entführen. Du hast dich vollkommen richtig verhalten.“
    „Getötet zu werden wäre leichter gewesen. Keine Schuldgefühle. Keine Sorgen. Keine Angst. Sich um jemanden zu kümmern, ist schrecklich und wunderbar zugleich. Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, es mit jemand anderem zu versuchen. Wie kommst du damit zurecht?“
    „Ich sehe die schönen Seiten und leide unter den schrecklichen. Und ich weiß, dass die irgendwann vorbei sein werden.“
    „Hast du Valek gleich gemocht, als du ihn zum ersten Mal gesehen hast?“
    „Nein. Am Anfang war unsere Verbindung rein geschäftlich.“ Bei unserem ersten Zusammentreffen hatte Valek mir angeboten, entweder gehenkt oder die nächste Vorkosterin zu werden. Meine Familie wusste zwar, dass ich als Vorkosterin für den Commander gearbeitet hatte, aber sie kannte die Hintergründe nicht. Eines Tages würde ich ihnen von Reyads Folter erzählen.
    „Wann haben sich deine Gefühle für ihn geändert?“
    Diese Frage war weniger leicht zu beantworten. „Ich glaube, als er das erste Mal mein Leben gerettet hat.“ Ich erzählte Leif vom Feuerfest in Ixia und dass Irys vier Mörder angeheuert hatte, um mich zu töten, weil ich mit meinen magischen Fähigkeiten, über die ich keine Kontrolle hatte, die Kraftquelle zu zerstören drohte.
    „Dann hat Master Jewelrose also versucht, dich zu ermorden, als du sie kennengelernt hast? Du hast mir doch erzählt, dass Valek dich auch zweimal hatte töten lassen wollen. Himmel, Yelena, du scheinst den Leuten nicht gerade sehr sympathisch zu sein, was?“
    „Das waren andere Umstände“, verteidigte ich mich.
    „Es klingt alles so kompliziert. Vielleicht sollte ich mich besser doch nicht mit Mara einlassen.“
    „Das wäre der einfachste Ausweg. Sicher, aber langweilig. Was gefällt dir an ihr?“
    „Sie duftet wie der Dschungel an einem perfekten Tag. Es ist ein Aroma wie von der Ylang-Ylang-Blume, gemischt mit einem Hauch von frischem Grün und etwas Nussig-Erdigem. Wenn einen dieser Duft umgibt, fühlt man sich so … geborgen und zufrieden. Es gibt ihn nur an den trockenen, sonnigen Tagen, und die sind so selten wie ein schneeweißer Valmur.“ Leif holte tief Luft. „Sie hat ein besänftigendes, freundliches Wesen.“
    „Klingt so, als sei sie einen Versuch wert. Es gibt bestimmt eine Menge Regentage, aber die Sonnentage machen sie allemal wett.“
    „Sprichst du aus Erfahrung?“
    „Ja.“
    Endlich erreichten wir den Gasthof „Zu den Drei Geistern“ und traten ein.

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