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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Erinnerung an zwei Männer an, die eine Frau ausgeraubt hatten. Sie waren so sehr damit beschäftigt gewesen, ihre Taschen zu durchsuchen, dass sie die sich ganz leise heranschleichende Kiki gar nicht bemerkt hatten. Leise deshalb, weil sie sich wie alle Sandseeds-Pferde weigerte, Hufeisen zu tragen.
    Kiki hatte sich umgedreht und ihre Hinterbeine mit enormer Treffsicherheit eingesetzt. Die beiden Männer waren einen halben Häuserblock weit durch die Luft geflogen, und die Frau floh, nachdem sie Kiki mit aufgerissenen Augen angestarrt hatte, in die entgegengesetzte Richtung. Ich fragte mich, warum sie so spät noch unterwegs gewesen war.
    Vermutlich erzählt sie überall herum, dass sie von einem Geisterpferd gerettet wurde, sagte ich zu Kiki. Vielleicht ändern sie den Namen des Gasthauses jetzt in „Vier Geister“ .
    Ich mag Geister. Sehr ruhig .
    Siehst du Geister ?
    Ja .
    Wo ?
    Hier. Dort. Überall .
    Hier ? Ich schaute mich um. Die Straße war menschenleer. Ich sehe keine .
    Das kommt noch . Sie beschnupperte meinen Mantel und steckte die Nüstern in die Taschen. Ich mag auch Pfefferminz .
    Ich gab ihr ein paar. Möchtest du mir mehr über die Geister erzählen ?
    Nein .
    Sie trat tiefer in den Schatten der Gasse, und ich kehrte in den Gasthof zurück. Die Flamme in der Laterne flackerte, als ich noch einmal die Küche und die Zimmer im oberen Stock durchsuchte, ehe ich mich neben den Kamin setzte. In der Asche glommen noch einige Funken. Ich versuchte, meine Furcht zu ignorieren, und legte einige Holzscheite nach, um das Feuer noch einmal anzufachen und Teewasser heiß zu machen. Ich musste allerdings achtgeben, dass die Flammen nicht zu groß wurden, um den Flammenmenschen am Erscheinen zu hindern.
    Oder orientierte sich seine Größe an der Höhe des Feuers? Die Vorstellung, ein knapp ein Meter großer Flammenmensch könnte aus dem Feuer springen, belustigte mich. Aber meine gute Laune verschwand sofort wieder, als ich mich daran erinnerte, dass er nur einen winzigen Funken benötigte, um ein Feuer zu entfachen.
    In meinem Rucksack suchte ich nach Teeblättern. Dabei fiel mir Opals Paket in die Hände. Meine Neugier war geweckt. Welches Tier hatte sie wohl für mich ausgewählt? Ich wickelte es aus dem Tuch. Eine schwarzgraue Fledermaus mit grünen Augen lag auf meiner Handfläche. Die Skulptur wirkte so lebendig, dass ich sie vor Überraschung fast fallen gelassen hätte. Das wäre fatal gewesen, denn selbst mit ihren ausgebreiteten Flügeln hätte die handtellergroße Kreatur nicht fliegen können. Nur Opals Zauberkraft glomm im Inneren der Skulptur, kein echtes Leben. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich silberne Flecken auf ihrem Körper und den Flügeln.
    Ein erregendes Prickeln durchfuhr meinen Arm. Ein Geschöpf der Nacht zu sein wäre jetzt von Vorteil. Würde ich jetzt, da die Stadt schlief, Marrok oder Cahil ausfindig machen können? Ich schöpfte Kraft, sandte mein Bewusstsein aus und stieß auf eine verwirrende Abfolge von Traumbildern. Wieder zu viele Menschen, um etwas klar erkennen zu können. Ich zog mich zurück.
    Das Wasser begann zu kochen. Zögernd verstaute ich die Statue wieder in meinem Rucksack und zog den Tee hervor. Mit der dampfenden Tasse in der Hand schaute ich in das kleine Feuer und überlegte, ob ich Kontakt zu Bain Bloodgood suchen sollte. Vielleicht hatte der Zweite Magier einen Tipp für mich, wie ich es anstellen musste, unter so vielen Seelen eine bestimmte zu finden.
    Die Zitadelle lag drei Tagesritte entfernt – zu weit für mich, um unter normalen Umständen Kontakt aufzunehmen. In meiner Verzweiflung erschien mir die Distanz sogar noch größer zu sein – und ich wusste auch gar nicht, in welche Richtung ich mich wenden musste. Wahrscheinlich würde Bain sowieso schlafen und sein mentaler Schutzschild undurchdringlich sein. Ich beschloss, mit meinem Versuch bis zum Morgen zu warten.
    Mein Körper sehnte sich nach Schlaf. Ich drehte ein paar Runden durch den Raum, um wach zu bleiben. Sobald ich mich hinsetzte, wurde meine Aufmerksamkeit von den tanzenden Flämmchen in Beschlag genommen. Sie flackerten im gleichen Rhythmus, in dem mein Herz schlug. Es sah aus, als gehorchten die Flammen einer gewissen Choreografie – als ob sie mir etwas mitteilen wollten. Etwas Wichtiges.
    Ich kniete mich vor das Feuer. Orangefarbene und gelbe Finger winkten mir zu. Komm , forderten sie mich auf. Komm zu uns. Umarme das Feuer .
    Ich rückte näher. Wellen heißer Luft liebkosten

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