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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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soliden Glasklumpen, aber wenn ich das versuche, sehen sie aus wie unförmige Beulen. Um einen Becher oder eine Vase herzustellen, muss man Luft in die Glasmasse hineinblasen. Irgendwie schaffe ich das nicht. Ich puste mir jedes Mal die Lunge aus dem Leib und werde knallrot im Gesicht, und trotzdem gelingt es mir nicht. Um das Material nicht zu verschwenden, forme ich die Masse zurecht. So kommt das Ergebnis zustande. Daher wirkt mein Tier nicht nur lebensnah; es bleibt auch ein Funke in seinem Inneren, selbst wenn das Teil abgekühlt ist.“
    Ich überlegte einen Moment. „Aber irgendwann kühlt auch das Innere aus. Warum bleibt das Leuchten?“
    Ratlos hob sie die Arme. „Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil mein Herz in ihnen steckt.“
    Die Antwort schoss mir durch den Kopf. „Magie.“
    „Nein. Master Jewelrose hat mich geprüft. Meine Macht hat nicht ausgereicht, um im Bergfried zu bleiben.“
    Ich lächelte. „Sie sollte dich noch mal prüfen.“ Ich erinnerte mich an Dax’ Bemerkung über dunkle Kräfte. Wäre Opal als eine Zaltana zur Welt gekommen, wäre die Prüfung anders ausgefallen. „Auf jeden Fall hast du genug Energie, um Feuer in deinen Statuen einzufangen.“
    „Aber warum kann es sonst niemand sehen?“
    „Vielleicht muss der Betrachter über magische Talente verfügen, um das Feuer sehen zu können“, mutmaßte ich. „Wenn das so ist, solltest du die Tiere auf dem Markt in der Zitadelle verkaufen, wo viele Magier hinkommen.“
    Sie wirkte nicht überzeugt. „Offenbar laufen mir nicht allzu viele Magier über den Weg. Könntest du nicht eine meiner Figuren mitnehmen, um zu sehen, ob deine Theorie stimmt?“
    „Unter einer Bedingung.“
    „Was immer du willst.“
    „Ich bezahle dich dafür, damit ich sie behalten kann.“
    „Du brauchst mir kein …“
    Ich hob die Hand und unterbrach sie. „Du hast gesagt ‘Was immer du willst’.“
    Sie lachte. „Einverstanden, aber ich überlasse sie dir zum Einkaufspreis. Ich weiß auch schon, welches Stück ich dir mitgebe. Es steht in der Werkstatt.“
    Opal lief die Treppe hinunter und verschwand durch die Tür. Die kalte Nachtluft, die mir entgegenströmte, erinnerte mich daran, dass es Zeit wurde, zum Gasthof zurückzukehren. Bei Opals Eltern bedankte ich mich für das Essen. Sie erzählten mir, dass Leif mit Mara in die Werkstatt gegangen sei.
    Dort traf ich auf Opal, die mir ein Paket überreichte. Das faustgroße Teil hatte sie in Tücher gewickelt, um das empfindliche Glas zu schützen. Es passte genau in meine Hand.
    „Öffne es später“, bat sie mich. „Eigentlich wollte ich dir ein anderes geben, aber das hier … hat darum gebeten. Ich weiß, das klingt verrückt.“
    „Ich habe schon verrücktere Sachen gehört. Wenn ich wieder im Bergfried bin, schreibe ich dir, damit du weißt, wie das Experiment ausgegangen ist.“ Vorsichtig verstaute ich Opals Paket in meinem Rucksack, schnallte die Riemen um meine Schultern und gab ihr Geld für die Statue. „Weißt du, wo Leif ist?“, fragte ich.
    Sie wurde rot. „Ich glaube, er ist ganz hingerissen von Mara. Die beiden sind hinten im Mischraum. Eigentlich sollte sie Sand abwiegen.“
    Ich bahnte mir einen Weg vorbei an Brennöfen, Arbeitstischen und Fässern voll mit Rohstoffen. Die heiße Luft brannte auf meiner Haut. Hellgrauer Rauch stieg von den glühenden Kohlen auf und verschwand durch die Schornsteine ins Freie. Zum Befeuern ihrer Öfen benutzte Opals Familie eine spezielle weiße Kohle, die in den Smaragd-Bergen abgebaut wurde. Sie war sauberer als die schwarze Variante und erreichte beim Verbrennen zweitausend Grad, die nötig waren, um den Sand zu schmelzen.
    An der Wand am anderen Ende des Hinterzimmers stand ein Tisch voller Rührschüsseln. Leif und Mara standen über eine große Schüssel gebeugt, aber anstatt auf die Mischung zu schauen, sahen sie einander in die Augen. Die Gesichtsmasken, die dafür sorgten, dass sie die staubfeinen Partikel nicht einatmeten, hingen ihnen lose um den Hals.
    Zögernd blieb ich stehen. Maras Hände waren sandig und Leifs Haare voller Sandkörner. Er sah jünger aus, und sein Gesicht strahlte vor Entzücken. So hatte ich ihn noch nie zuvor erlebt, und ich fragte mich, ob es im Bergfried ein Mädchen gab, das ihm am Herzen lag. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich von gewissen Dingen in seinem Leben überhaupt keine Ahnung hatte.
    Diskret zog ich mich zurück. Als ich sicher war, dass sie mich nicht mehr sehen konnten, rief ich

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