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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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waschen.“
    Roze holte tief Luft.
    „Meine Damen, bitte“, beschwichtigte Bain. „Die Angelegenheit ist verzwickt genug. Vergesst eure Streitigkeiten. Versuchen wir, uns ein Bild über die Lage zu verschaffen.“
    Roze behielt ihren Kommentar für sich. Beeindruckend! Sie nickte Bain steif zu. Er glättete die Falten seines Umhangs, ehe er fortfuhr. „Yelena, du hast Ferdes Seele zerfetzt.“
    „Ich …“
    „Unterbrich mich nicht!“
    Der strenge Ton in Bains Stimme ließ die Haare auf meinem Arm zu Berge stehen. Er war der zweitmächtigste Magier im Raum. „Jawohl, Sir.“
    Ein wenig besänftigter setzte Bain seine Belehrungen fort. „Deine übereilten Handlungen haben für Unmut in der Ratsversammlung gesorgt. Zum einen hast du ohne ihre Erlaubnis gehandelt. Zweitens hat deine Fähigkeit, eine Seele zu zerstören, große Besorgnis ausgelöst, auch in mir. Du hast ihr Vertrauen verloren. Deshalb sind die Erkenntnisse, zu denen du durch Ferde gelangt bist, unbrauchbar.“
    Ich sah zu Zitora hinüber, aber sie wich meinem Blick aus.
    „Dir wird hiermit der Befehl erteilt, dich aus den Angelegenheiten von Sitia herauszuhalten, während wir uns mit dieser neuen Bedrohung seitens der Daviianer beschäftigen. Roze hat ihr Einverständnis gegeben, dass du mit Gede arbeiten kannst, um das Ausmaß deiner Kräfte zu erforschen, und dann werden wir noch einmal darüber nachdenken, wie du uns in Zukunft behilflich sein kannst.“ Mit einer Handbewegung erteilte Bain mir die Erlaubnis zu reden.
    Am liebsten hätte ich heftig protestiert, aber ich besann mich eines Besseren und bemühte mich um eine sachliche Antwort. Dieses Treffen war eine Farce. Sie wollten mich nicht anhören, sondern mir nur Befehle erteilen.
    „Was ist mit Cahil? Du kannst ihm doch unmöglich Glauben schenken“, appellierte ich an Bain.
    „Es gibt keinen Beweis dafür, dass er gelogen hat. Er hat die volle Unterstützung der Ersten Magierin.“
    „Er ist immer selbstsüchtig gewesen“, erklärte Roze. „Ihm kommt es nur auf eine einzige Sache an. Die Daviianer im Kampf gegen Sitia zu unterstützen steht in vollkommenem Widerspruch zu seinen Absichten. Er braucht unseren Rückhalt für seinen Feldzug, um die Herrschaft in Ixia zu übernehmen. Ein Land, das in einen Bürgerkrieg verstrickt ist, wäre ihm überhaupt keine Hilfe.“
    Rozes einsichtige Logik verursachte mir mehr Sorgen als ihr Zorn. „Was ist mit dem Flammenmenschen?“
    Ein heller Feuerball löste sich aus den Flammen und schwebte über uns. Ich blinzelte in das grelle Licht. Eine Hitzewelle wehte mir ins Gesicht. Roze ballte ihre Finger zur Faust, und der Feuerball verschwand. Dann öffnete sie die Hand, und mit einer Geste löschte sie das Kaminfeuer, sodass wir im kalten Halbdunkel saßen.
    „Ich bin nicht ohne Grund die Erste Magierin, Yelena. Die Beherrschung des Feuers ist meine größte Fähigkeit. Du brauchst den Flammenmenschen nicht zu fürchten. Ich werde mich um ihn kümmern.“ Flammen loderten auf. Der Kamin strahlte erneut Licht und Wärme aus.
    Ich konnte meine Skepsis nicht verbergen.
    „Glaubst du im Ernst, ich würde den Daviianern und diesem Flammenmenschen erlauben, die Kontrolle über Sitia zu übernehmen? Sie würden sich niemals in angemessener Weise um mein Land kümmern. Nein. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit sie keine erlangen. Dazu gehört auch, dass ich euch vor dem Flammenmenschen beschütze.“
    Jetzt machte sie mir wirklich Angst. „Du sähest mich am liebsten tot.“
    „Stimmt. Ich finde, dass du eine Bedrohung für Sitia bist, aber noch ist es nur ein Gefühl. Deshalb bekomme ich keine Unterstützung von der Ratsversammlung, um dich hinrichten zu lassen. Aber sobald ich nur den Hauch eines Beweises habe, gehörst du mir.“
    Das klang eher nach der Roze, die ich kannte und hasste. Wütend starrten wir uns an.
    Bain räusperte sich. „Wenn du auf die Ratsversammlung hörst und bei Gede Sandseed Unterricht nimmst, Kind, wirst du das Vertrauen der Ratsmitglieder zurückgewinnen.“
    Die ganze Zeit hatte ich mich danach gesehnt, mehr über meine Fähigkeiten in Erfahrung zu bringen. Ferde stellte nicht länger eine Bedrohung dar, und die Ratsversammlung wusste über die Daviianer Bescheid. Was kümmerte es mich, wenn sie Cahil unbedingt Glauben schenken wollten? Die Armee des Commanders würde Cahil schon in Schach halten können. Ich hatte den Krieg vermeiden wollen, doch die Ratsversammlung konnte ich nicht überzeugen.

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