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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Warum war ich nicht einmal egoistisch und hielt mich aus der Politik heraus, während ich meine Energien auslotete?
    Also stimmte ich zu. Aber das flüchtige Gefühl der Erleichterung wich schnell neuen Zweifeln. Mondmanns Bemerkung, ich würde der Sklave eines anderen werden, hallte in meinen Ohren nach.
    Ich kehrte zu meiner Wohnung zurück, die in Irys’ Turm im Bergfried lag. Sie hatte mir drei der zehn Stockwerke zur Verfügung gestellt. Müde trottete ich die Stufen hinauf, ebenso besorgt wie frustriert. Hoffentlich hatte Roze recht mit ihrer Prahlerei, dass sie mit dem Flammenmenschen fertig würde. Bains Bücher über die Efe beschrieben Machtsymbole und Blutrituale, aber er hatte nichts darüber gefunden, wie man sich vor ihnen schützen konnte. Und nirgendwo war von einem Flammenmenschen die Rede. Dax hatte die Bücher zum größten Teil übersetzt; ein paar Kapitel lagen allerdings noch vor ihm. Er wollte sich am Nachmittag damit beschäftigen. Meine Sorge war nicht zuletzt auch auf eine Bemerkung von Dax zurückzuführen, die er über Gelsi gemacht hatte. Sie war Bains zweite Schülerin und Ferdes vorläufig letztes Opfer gewesen. Gerade noch rechtzeitig hatte ich ihm das Handwerk legen können, Gelsi wiederbelebt und ihr ihre Seele zurückgegeben.
    Als ich mich bei Dax nach ihr erkundigt hatte, war seine Antwort so ausweichend gewesen, dass meine Neugier erst recht geweckt worden war.
    „Um die Wahrheit zu sagen“, hatte Dax geantwortet, „sie ist nicht mehr die Alte.“
    „Inwiefern?“, hakte ich nach.
    „Sie ist abweisender geworden. Unglücklich.“ Er machte eine hilflose Handbewegung. „Sie hat keine Freude mehr am Leben. Sie beschäftigt sich lieber mit dem Tod. Es ist … schwer zu erklären. Master Bloodgood arbeitet mit ihr. Wir hoffen, dass es ein vorübergehender Zustand ist und nicht …“ Dax zuckte ratlos mit den Schultern „… von Dauer. Vielleicht kannst du mal mit ihr reden?“
    Ich hatte ihm versprochen, sie zu besuchen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte ich zwei Menschen die Seelen zurückgegeben, die tot gewesen waren. Gelsi und Stono. Beide hatten sich verändert, als sie ins Leben zurückkehrten. Hatte ich möglicherweise etwas Falsches getan, während die Seelen in meinem Besitz waren? Meine Angst wuchs, als ich mir vorstellte, was ich gemeinsam mit Gede über meine Fähigkeiten als Seelenfinderin entdecken könnte.
    Die Erinnerung an Rozes Angriff verursachte mir ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Mein Flammen-Ich hatte eine seelenlose Armee zusammengestellt. Gelsi und Stono gehörten zwar nicht dazu, aber immerhin hatte Stono mir angeboten, für mich zu töten.
    Mein Kopf war voll von diesen düsteren Gedanken, als ich meine Wohnung betrat. Obwohl mir drei Etagen zur Verfügung standen, besaß ich nur für eine ausreichend Möbel. Einen Kleiderschrank, einen Schreibtisch, ein schmales Bett und einen Nachttisch, die verloren in dem runden Raum standen. Wenn ich Zeit hatte, würde ich noch einiges besorgen müssen. Im Moment jedoch war es wichtiger, Seelen zu finden statt Vorhänge. Danach könnte ich mich darauf konzentrieren, Yelena, die allmächtige Vorhangfinderin, zu sein, die innerhalb von einer Stunde einen Raum perfekt einrichten konnte.
    Ich musste laut lachen.
    „Was ist so komisch?“, hörte ich eine Stimme hinter mir. Ihr Klang ließ mein Herz schmelzen.
    Valek lehnte am Türrahmen, die Arme über der Brust verschränkt, als ob sein unvermitteltes Auftauchen die normalste Sache der Welt wäre. Er war in eine graue Tunika und Hosen gekleidet, wie sie die Dienstboten im Bergfried trugen.
    „Ich dachte gerade an Vorhänge.“ Langsam ging ich zu ihm hinüber.
    „Und das ist so lustig?“
    „Sehr – wenn ich mir überlege, an was ich sonst so denke. Vorhänge können sehr amüsant sein. Aber Ihr, Sir, seid das Beste, was mir während des ganzen Tages begegnet ist, während der ganzen Woche und, wenn ich es recht bedenke, während der ganzen Jahreszeit.“ Noch zwei Schritte, und ich lag in seinen Armen.
    „Das ist der schönste Empfang, der mir heute bereitet wurde.“
    Ich konnte mir sehr gut vorstellen, was er an diesem Tag alles angestellt hatte. Sein Talent, unentdeckt in jedes Gebäude zu gelangen, machte ihn zum meistgefürchteten Mann in Sitia. Und seine Unempfänglichkeit für Zauberei beunruhigte die Meister-Magier. Auf diese Weise war er Commander Ambroses wirkungsvollste Waffe im Kampf gegen sie geworden.
    „Will ich wissen, warum

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