Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
anderen beiden gewesen sein? Prompt fiel mir die Antwort ein.
„Sag mir bloß nicht, dass Ari und Janco deine Partner waren.“
Sie verdrehte die Augen. Mit meiner Vermutung hatte ich also recht gehabt.
„Janco war schon vorher so eingebildet. Jetzt muss er ja geradezu unerträglich sein“, meinte ich.
„Valek hat die Bedingungen inzwischen geändert. Seit Janco und Ari zu seinen Stellvertretern befördert wurden, müssen andere Soldaten, die Anspruch auf diese Position erheben, Ari und Janco schlagen. Aber nicht mehr als sechs dürfen gleichzeitig gegen sie antreten. Valeks Stellvertreter sollten in der Lage sein, drei Gegner zu bezwingen. Wenn ein Soldat Valek zu einem Zweikampf herausfordert, muss er zunächst einen von uns besiegen.“
„Dass Janco sich in Valeks Abwesenheit um die Staatsgeschäfte kümmert, ist eine ziemlich beunruhigende Aussicht.“
„Nicht so beunruhigend wie du, wenn du um Gnade bittest.“ Maren schwang ihren Streitkolben.
Ich wehrte sie ab und holte zum Gegenschlag aus. Kurz darauf fochten wir einen neuen rasanten Zweikampf aus. Dieses Mal blieb ich jedoch konzentriert. Ich schlug gegen ihre Füße, sodass sie zu Boden stürzte, und trat auf ihren Kolben, ehe sie seitwärts wegrollen konnte. Diesen Kampf gewann ich, und dafür erntete ich ein paar anerkennende Bemerkungen von meinem Bruder, der sich unter die Zuschauer gemischt hatte. Mondmann und die anderen standen weiter entfernt. Mit ausdruckslosem Gesicht schaute er mir zu.
„Soll’s beim Gleichstand bleiben?“ Ohne auf eine Antwort zu warteten, begann Maren mit der dritten Runde.
Wir kämpften, bis wir uns in eine ausweglose Situation hineinmanövriert hatten.
Ehe wir zum vierten Mal gegeneinander antreten konnten, unterbrach Leif uns. „So gern ich auch dabei zusehe, wie meine Schwester geschlagen wird – wir müssen unbedingt mit dem Commander reden. Hier verschwendest du nur deine Zeit.“
Maren musterte Leif mit einem zweifelnden Blick. „Ich stelle überhaupt keine Ähnlichkeiten fest.“
Ich machte Maren mit meinem Bruder bekannt. „Ich hasse es, Leif recht geben zu müssen, aber wir müssen tatsächlich los.“
Maren schüttelte den Kopf. „Zuerst möchte General Rasmussen mit dir reden. Diese Soldaten haben den Befehl, dich so lange hierzubehalten, bis er die Erlaubnis zur Weiterreise gibt.“
„Aber ich habe doch schon …“
„… alles gesagt. Bis auf das, was du mit dem Commander besprechen musst.“
„Das ist geheim.“
„Das habe ich befürchtet.“ Maren lehnte sich gegen ihren Streitkolben. „Der General ist mit den Jahren … vorsichtiger geworden. Er wird dich erst dann gehen lassen, wenn du ihm die Gründe für deinen Besuch in Ixia genannt hast.“
An der Art, wie sie das sagte, spürte ich, dass mehr hinter der Geschichte steckte. Sie stand in den Diensten des Commanders, half jedoch auch dem General. Wahrscheinlich berichtete sie alles, was sie von ihm erfuhr, sofort an Valek weiter.
„Dann lass uns zum General gehen“, schlug ich vor.
„Sehr schön. Ich werde für morgen ein Treffen arrangieren.“
„Morgen? Wir haben dringende Geschäfte zu erledigen.“
„Tut mir leid. Der General zieht sich immer früh zurück. Heute Abend wird er niemanden mehr empfangen.“
Leif wollte protestieren, doch ich berührte seinen Arm, um ihn daran zu hindern. Hatte Maren etwa den ganzen Nachmittag mit mir gekämpft, um uns davon abzuhalten, sofort mit dem General zu reden? Wie auch immer – bestimmt gab es dafür gute Gründe.
„Na schön. Dann warten wir eben bis morgen. Wie lange brauchen wir bis zu seinem Haus? Vielleicht wäre es das Beste, schon heute Abend aufzubrechen?“
„Nein. Morgen früh ist besser. Mit den Pferden braucht ihr etwa einen halben Tag.“ Maren brachte uns zu einem Ziegelhaus mit einem Stall in der Nähe. „Ihr könnt in unseren Gästezimmern bleiben. Reisende aus MD-6 übernachten gerne hier.“
Die Burganlage befand sich am südlichen Rand von MD-6, zweieinhalb Tagesritte nördlich von der Zitadelle in Sitia entfernt. Es erstaunte mich immer wieder, dass die beiden Machtzentren so nahe beieinanderlagen, während die politischen Systeme durch Welten voneinander getrennt waren.
Wir betraten das Haus. Die Einrichtung war sparsam, aber behaglich. Wächter bezogen vor der Tür Stellung. Ein Lieutenant folgte uns ins Innere.
„Betten! Es gibt Betten mit Federkissen!“, rief Leif aus einem der Schlafzimmer.
„Hinter dem Haus liegt Holz, und das
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