Yoga als Therapie
deren weiche Gewebe werden am wenigsten beansprucht. Die neutrale Haltung muss von dem Begriff der „neutralenZone“ unterschieden werden. Dies ist „die Zone, in der die Bewegung am Anfang des Bewegungsspektrums stattfindet, bevor irgendein wirksamer Widerstand von der Muskulatur oder der Wirbelsäule geleistet wird“ ( Norris 2000 , S. 9). Je instabiler ein Segment der Wirbelsäule ist, desto größer ist die neutrale Zone.
Das Konzept der neutralen Position kann auf den gesamten Bewegungsapparat angewendet werden. Für die neutrale Position der Lendenwirbelsäule ist die neutrale Zone zwischen Kreuzbein und fünftem Lendenwirbel von Bedeutung. Um sie herzustellen, kippt man das Becken innerhalb eines als angenehm empfundenen Bereichs nach vorne und hinten und spürt, was dabei geschieht. Allmählich werden die Bewegungen immer kleiner, bis eine mittlere Position erreicht ist. Liegt man auf dem Rücken, so ist dies oft die entspannteste Position für den Bauch und die Lendengegend. Im Sitzen und im Stehen ist die neutrale Position die Basis für eine möglichst mühelose Aufrichtung. Ist sie erreicht, so ist die Wirbelsäule bei allen Bewegungen stabil, auch bei Bewegungen von Beinen und Armen. Sie bildet ein gutes Fundament für das Aufrichten und Verlängern der Wirbelsäule, wodurch die Nährstoffversorgung der Bandscheiben unterstützt und genügend Raum für die Nervenwurzeln geschaffen wird. Die neutrale Position wird in vielen der hier vorgestellten Bausteinübungen und Āsanas eingenommen. Je nach Kontext wird sie unterschiedlich beschrieben, zum Beispiel als Kippen oder Stabilisieren des Beckens, als Anheben vom Unterbauch aus oder als Korrektur der Rippenbogenhaltung.
Um in derRückenlage die optimale neutrale, entspannte Position einzunehmen, braucht man eventuell eine entsprechende Unterstützung. Sollen die Beine höher liegen, legt man eine zusammengerollte Decke oder eine Kissenrolle unter die Knie, oder man legt die Unterschenkel auf die Sitzfläche eines Stuhls. Hals und Kopf können mit einem Kissen oder einer gefalteten Decke unterstützt werden ( Kap. 7 , Śavāsana). Es gibt auch verschiedene andere Methoden, um sich im Liegen zu unterstützen ( Lasater 1995 ). Unter Umständen muss man ein wenig experimentieren, um die beste Methode herauszufinden. Um aus der Rückenlage hochzukommen, streckt man den rechten Arm über den Kopf und dreht sich dann so auf die Seite, dass der Kopf auf dem Arm aufliegt. Dann zieht man beide Knie an, stellt die linke Hand vor der Brust auf den Boden und bleibt in einer neutralen Position der Lendenwirbelsäule einige Atemzüge lang bequem auf der Seite liegen. Bevor man sich mit der linken Hand zum Sitzen hochdrückt, streckt man das linke Bein ein wenig. Natürlich kann man dieselbe Bewegungsfolge auch auf der linken Seite auführen. Ausführlich mit dem Übergang zwischen verschiedenen Körperhaltungen befasst hat sich übrigens Moshe Feldenkrais (2006) .
Auch in derBauchlage muss der Körper eventuell an verschiedenen Stellen unterstützt werden. In diesem Buch wird die Bauchlage nicht zur Entspannung verwendet, sondern als Ausgangs- und Endposition bestimmter Übungen. Um daraus hochzukommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Besonders angenehm ist die folgende sanfte Methode: Man streckt einen Arm nach vorne aus, dreht sich auf diese Seite und drückt sich mit der anderen Hand vom Boden ab wie beim Hochkommen aus der Rückenlage beschrieben.
Mehrere Bausteinübungen und Āsanas werden im Sitzen auf dem Boden ausgeführt. Da diese Haltung nicht für alle Personen geeignet ist, kann man sie modifizieren. Ist man nicht in der Lage, auf einem Klotz oder Kissen zu sitzen, können viele der Übungen gemacht werden, indem man sich auf einen Stuhl oder die Behandlungsliege setzt. Hat man Schwierigkeiten, vom Boden aufzustehen, kann man sich dabei an einem Stuhl oder Tisch festhalten.
Die Rückenlage mit angezogenen Knien ( Übung 1.4 , Abb. 6.4 ) ist die Ausgangs- und Endposition für die Mobilisierung der Lendenwirbelsäule und die Kräftigung der Bauchmuskulatur. Außerdem ist sie eine Entspannungshaltung.
DerVierfüßlerstand ( Übung 1.14 , Abb. 6.28 ) und seine Varianten werden mehrfach mit unterschiedlichen Schwerpunkten verwendet. Unter Umständen ist es angenehm, die Knie mit einer weichen Unterlage wie etwa einer gefalteten Decke abzupolstern. Dadurch kommt auch das Becken höher, wodurch der Rücken näher an der Horizontalen ist.
Die Vorbeuge
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