Yoga als Therapie
verfeinerte Herangehensweise entwickelt sich eine wirklich gekonnte Praxis. Die Geschwindigkeit der Bewegungen und die Zeitspanne, wie lange eine Position gehalten wird, können gesteigert werden, um die Ausdauer zu verbessern.
Von Bausteinübungen sprechen wir, weil sie wie Bausteine zum Aufbau komplexerer Übungen verwendet werden können. Sie betonen einen bestimmten Körperbereich und vermitteln detailliert, wie man im Einklang mit den genannten Prinzipien arbeitet und die selbst gesteckten Ziele erreicht. Sobald man die relevanten Bausteinübungen gemeistert hat, kann man sie zu komplexeren Aufgaben kombinieren und sich neue Ziele stecken. Letztendlich führt das zur Praxis der klassischen Āsanas. In den Bausteinübungen wird besonders viel Wert aufMobilisierung,Dehnung,Kräftigung undEntspannung gelegt. Geübt werden darin auchKoordination undGleichgewicht, die dann in den Āsanas stärker zum Tragen kommen.Synchronisation wird besonders bei der Partner- oder Gruppenarbeit entwickelt. Bewegungen verschiedener Körperteile zu synchronisieren spielt eine wichtige Rolle bei der Āsana-Praxis.
Im Yogaunterricht können die Bausteinübungen dazu eingesetzt werden, die Teilnehmer Schritt für Schritt zum Verständnis der komplexeren Āsanas hinzuführen.
Zusammengefasst haben die auf der Basis klassischer Āsanas entwickelten Bausteinübungen folgende Ziele:
•Sie vermitteln wichtige Einzelheiten der Āsanas, die kombiniert und in komplexere Aufgaben integriert werden können.
•Sie helfen dabei, das Wesen der Āsanas zu begreifen.
•Sie führen zu einem achtsamen, präzisen Übungsansatz.
Es gibt wesentlich mehr Möglichkeiten, die verschiedenen Körperbereiche zu bewegen und zu korrigieren, als hier vorgestellt werden können. Wer mit diesem Buch übt, hat vielleicht Lust, sich selbst Varianten auszudenken, sobald er einige der Übungen gelernt und begriffen hat. Auch im therapeutischen Kontext können je nach der Diagnose und Bedürfnissen einzelner Patienten neue Übungen entwickelt werden.
Fast alle Übungen sind mit Fotos illustriert. Manche der feinen Bewegungen sind darauf zwar nicht ohne weiteres erkennbar, können jedoch aus der Beschreibung erschlossen werden.
Häufig vorkommende Haltungen und Bewegungen
In den Übungsanweisungen beziehen wir uns auf individuelle Maßangaben wie die Fußlänge oder die Handbreite des jeweiligen Übenden, da die Körpermaße keinem einheitlichen Standard entsprechen. Vor allem für die parallele Ausrichtung der Oberschenkel wird die Anweisung „Füße hüftbreit auseinander“ verwendet; das entspricht der Anweisung „Knie eine Faustbreit auseinander“.
Für die Fußhaltung werden gelegentlich die AusdrückeDorsalflexion undPlantarextension verwendet ( Übung 10.3 , Abb. 6.194 ). Dorsalflexion ist die Bewegung im Sprunggelenk Richtung Fußrücken. Wenn man flache Schuhe trägt, befindet der Fuß sich hauptsächlich in Dorsalflexion. Plantarextension ist die Bewegung des Fußes im Sprunggelenk Richtung Fußsohle; je höher der Schuhabsatz, desto stärker befindet der Fuß sich in Plantarextension. In Dorsalflexion hat der Fuß mehr Stabilität, wogegen er in Plantarextension stärker verletzungsgefährdet ist.Inversion ist die Bewegung des Fußes einwärts ( Übung 10.3 , Abb. 6.195 ),Eversion hingegen eine Auswärtsbewegung ( Abb. 6.196 ). In beiden Fällen findet keine Rotation der Hüfte und der Kniegelenke statt ( Kingston 2001 ).
Supination undPronation desEllbogengelenks sind die Rotation der Speiche an der Elle. In der Supination wird der Unterarm so gedreht, dass die Handfläche nach vorne und der Daumen nach außen zeigen. In der Pronation wird der Unterarm so gedreht, dass die Handfläche nach hinten und der Daumen nach innen zeigen. Auch die gemeinsamen Oberflächen der Handwurzelknochen erlauben gewisse komplexe Supinations- und Pronationsbewegungen ( Kingston 2001 ).
Die Grundhaltung für viele Übungen ist die neutralePosition. Dazu Norris (2000 , S. 10): „In der neutralen Position befindet die Lendenwirbelsäule sich in der Mitte zwischen vollständiger Beugung nach vorne und vollständiger Beugung nach hinten, wie sie durch das Kippen des Beckens nach hinten und vorne erzeugt werden. […] Die neutrale Position beansprucht die Körpergewebe nur minimal. Da in ihr auch die Haltung optimal ausgerichtet ist, ist sie im Allgemeinen die Position, in der die Rumpfmuskulatur am effizientesten arbeiten kann.“ Das heißt, auch die Gelenke und
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