Yoga-Anatomie
Befestigungen des Zwerchfells mit den Fingern zu erspüren. Können Sie mit den Fingerspitzen die Sehnenplatte erreichen? Das ist nicht möglich, da sie sich mitten im Körper befindet. Das Herz selbst ist fest mit ihr verbunden. Dass die Sehnenplatte als zentral bezeichnet wird, ist angemessen, und umso verwunderlicher ist es, hier von »Ansatz« zu sprechen, da dieser Ausdruck doch für distale Strukturen reserviert ist.
Die unteren Fasern: Die unteren Muskelfasern des Zwerchfells sind an flexiblen Knorpeln und Bändern befestigt. Die Spitze des Schwertfortsatzes besteht hauptsächlich aus Knorpeln. Der Rippenknorpel ist elastisch und flexibel und durch viele Gelenke – einige der über 100 Gelenke, die für die Beweglichkeit des Brustkorbs zuständig sind – mit den Rippen verbunden. Das Rippenbogenband ist ein langes, schnurartiges Band, das an den Spitzen der fliehenden Rippen befestigt ist. Auf der Vorderseite der Lendenwirbelsäule verläuft das vordere Längsband, das sowohl mit der Vorderseite der Bandscheiben als auch mit den Lendenwirbeln verbunden ist.
Wenn wir davon ausgehen, dass sich der Brustkorb frei bewegen kann, spricht vieles dafür, dass auch die unteren Befestigungen des Zwerchfells ein erhebliches Bewegungspotenzial haben. Sogar die Zwerchfellschenkel haben dieses Potenzial bei Bewegungen der Lendenwirbelsäule und gleichzeitiger Aktivität der Psoasmuskeln (den inneren Hüftmuskeln), die ebenfalls an den oberen Lendenwirbeln befestigt sind.
Die oberen Fasern: Das Zentrum des Zwerchfells und das Herz sind seit jeher miteinander verbunden. Das Gewebe, aus dem später die Sehnenplatte wird, entsteht während der embryonalen Entwicklung außerhalb der Brusthöhle. In diesem frühen Stadium trägt es die Bezeichnung Septum transversum und grenzt direkt an das sich bildende Herzgewebe. Bei der Einstülpung des Embryos in der vierten Schwangerschaftswoche bewegen sich Herz und Septum transversum aufeinander zu und wandern in die Brusthöhle. Sobald das Septum transversum dort seinen Platz gefunden hat, wachsen die Zwerchfellmuskelfasern von der Innenseite der Bauchdecke aus zu ihm hin. Die enge Verbundenheit mit dem Herzen steht also am Beginn der Zwerchfellentwicklung und rechtfertigt die Bezeichnung der Sehnenplatte als Ursprung.
Aufgrund seiner festen Verankerung am Herz kann sich die zähe, faserige Sehnenplatte nur sehr eingeschränkt in der Brusthöhle auf und ab bewegen (etwa 1,5 bis 2,5 Zentimeter). Also haben auch die oberen Befestigungen der Zwerchfellmuskeln an der Sehnenplatte nur wenig Bewegungspotenzial. Die Muskeln, die sich an jeder Seite der Sehnenplatte erheben, sind dazu befähigt, recht stark auf die inneren Organe des Bauches zu drücken, und das (nicht die Abwärtsbewegung der Sehnenplatte selbst) ist hauptsächlich für die Auswölbung des oberen Bauches verantwortlich, die gemeinhin auch als Bauchatmung bezeichnet wird.
Fazit: Aus den eben dargelegten Gründen ziehen wir den Schluss, dass herkömmliche Texte die strukturelle Unterscheidung zwischen Ursprung und Ansatz des Zwerchfells verkehrt herum vornehmen, indem sie distale Strukturen (untere Befestigungen) als Ursprung und proximale Strukturen (obere Befestigungen) als Ansatz darstellen. Diese Irreführung bezüglich der Strukturen führt zu einer Verwirrung bezüglich der Funktion, da man davon ausgeht, dass Muskelansätze beweglich, Muskelursprünge dagegen fest sind. Wir werden das in Kürze untersuchen.
Organverbindungen
Die Untersuchung von Ursprung und Ansatz des Zwerchfells gibt auch Aufschluss über die Strukturen, mit denen es verbunden ist. Aber anders als andere Muskeln ist das Zwerchfell mit einer Vielzahl von Strukturen verbunden. Deshalb sprechen wir von Organverbindungen.
Als Triebfeder der Brust- und Bauchhöhle ist das Zwerchfell auch Ankerpunkt für das Bindegewebe, das die Brust- und Bauchorgane umgibt. Die Bezeichnungen dieser wichtigen Strukturen merkt man sich am einfachsten als die drei Ps:
• Pleura , das Lungenfell, das die Lungen umschließt,
• Pericardium , der Herzbeutel, der das Herz umschließt,
• Peritoneum , das Bauchfell, das die Verdauungsorgane umschließt.
Es leuchtet ein, dass die Formveränderungen von Brust- und Bauchhöhle eine starke Wirkung auf die Bewegungen der darin enthaltenen Organe ausüben. Das Zwerchfell ist die Hauptquelle dieser Bewegungen, aber das Bindegewebe bietet dem Zwerchfell ebenso Widerstand und Stabilität. Diese Wechselbeziehung ist ein Beispiel
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