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Yoga-Anatomie

Yoga-Anatomie

Titel: Yoga-Anatomie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Leslie u Matthews Kaminoff
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Technik der Reinigung ( kapala bedeutet »Kopf« und bhati bedeutet »Licht« oder »Leuchten«), bei der kräftige, willkürliche Ausatmungen im Mittelpunkt stehen. Dazu muss der untere Bereich des Brustkorbs angehoben und offen gehalten werden, damit die untere Bauchregion freie rhythmische Formveränderungen ausführen kann. Hierbei bleiben die äußeren Zwischenrippenmuskeln, die eigentlich als Inspiratoren gelten, während der Ausatmung aktiv.
    Atemhilfsmuskeln im Brust- und Bauchbereich
    Die Bauchhöhle und ihre Muskulatur kann man sich als Wasserballon vorstellen, der rundum von elastischen Fasern umgeben ist, die in alle Richtungen verlaufen (Abb. 1.14).

    Abb. 1.14 Die Formveränderung der Bauchhöhle (ähnlich die einem Wasserballon) wird von zahlreichen, in alle Richtungen verlaufenden Muskelschichten moduliert.
    Die Verkürzung oder Streckung dieser Fasern bewirkt in Koordination mit Zwerchfellkontraktionen die unendlich vielfältigen Formveränderungen, die mit der Atmung einhergehen. Steigt der Tonus des Zwerchfells während der Einatmung an, so muss der Tonus einiger Bauchmuskeln abfallen, damit sich das Zwerchfell bewegen kann. Wenn Sie sämtliche Bauchmuskeln auf einmal kontrahieren und dann einzuatmen versuchen, werden Sie feststellen, dass das ziemlich schwierig ist, denn Sie haben dem Bauch kaum Möglichkeit gelassen, seine Form zu ändern.
    Die Bauchmuskeln beeinflussen die Atmung nicht nur, indem sie eine Formveränderung der Bauchhöhle zulassen oder begrenzen. Da diese Muskeln auch direkt mit dem Brustkorb verbunden sind, haben sie direkten Einfluss darauf, wie er seine Form verändern kann.
    Am unmittelbarsten auf die Atmung wirken jene Bauchmuskeln, die an derselben Stelle entspringen wie das Zwerchfell: die quere Bauchmuskulatur ( M. transversus abdominis ). Diese unterste Schicht der Bauchdecke erwächst sich aus dem Rippenknorpel am unteren Rand der Brustkorbinnenseite. Die Fasern des M. transversus abdominis sind im rechten Winkel verschränkt (oder verwoben) mit den Fasern des Zwerchfells, dessen Fasern vertikal verlaufen, während die des M. transversus abodminis horizontal liegen (Abb. 1.15). Dadurch wird der M. transversus abdominis zum direkten Gegenspieler der Brustkorbweitung durch das Zwerchfell. Eine gleichartige Schicht horizontaler Muskeln erstreckt sich hinter dem Brustkorb, nämlich der M. transversus thoracis , und hält das Brustbein.
    Auch die anderen Schichten der Bauchdecke haben ähnliche Gegenstücke im Brustraum. Aus den äußeren schrägen Bauchmuskeln werden die äußeren Zwischenrippenmuskeln, aus den inneren schrägen Bauchmuskeln werden die inneren Zwischenrippenmuskeln (Abb. 1.16). Von all diesen Muskelschichten zwischen Brust und Bauch sind nur die äußeren Zwischenrippenmuskeln in der Lage, das Brustvolumen zu erweitern. Alle anderen verringern das Brustvolumen, indem sie entweder den Brustkorb herabdrücken oder die oberen Befestigungen des Zwerchfells emporschieben.
     

    Abb. 1.15 Innenansicht der Brustwand: Die verschränkten Stränge von Zwerchfell und M. transversus abdominis liegen exakt im rechten Winkel zueinander. Diese Paarung von Spieler (Agonist) und Gegenspieler (Antagonist) für Einatmung und Ausatmung unterliegt strukturell dem yogischen Konzept von Prana und Apana.

    Abb. 1.16 Die Muskelschichten von Bauch und Brust gehen ineinander über: Aus den äußeren schrägen Bauchmuskeln werden die äußeren Zwischenrippenmuskeln (a), aus den inneren schrägen Bauchmuskeln werden die inneren Zwischenrippenmuskeln (b) und aus dem M. transversus abdominis werden der M. transversus thoracis und die innersten Zwischenrippenmuskeln (c).
    Weitere Atemhilfsmuskeln
    Brust-, Hals- und Rückenmuskeln können das Volumen des Brustkorbs vergrößern (Abb. 1.17 und 1.18), aber sie sind dazu weitaus weniger geeignet als das Zwerchfell und die äußeren Zwischenrippenmuskeln. Ihre Ineffizienz rührt daher, dass der Sitz und die Befestigung dieser Muskeln ihnen nicht genügend Zugriff auf den Brustkorb bieten und ihr Hauptzweck gar nicht in der Atmung besteht. Sie sind in erster Linie dazu da, den Kopf und den Hals, den Schultergürtel und die Arme zu bewegen. Dazu müssen sie proximal (zur Körpermitte hin) fixiert sein und distal (zur Peripherie hin) beweglich. Damit diese Muskeln den Brustkorb weiten können, muss sich dieses Verhältnis umkehren: Die distalen Ansätze müssen durch weitere Muskeln fixiert werden, damit die proximalen Ursprünge mobilisiert

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