Yoga-Anatomie
positionieren, damit sie so effektiv wie möglich agieren können.
Gewebe des Skelettsystems: Knochen und Bänder
Unsere Knochen sind unglaubliche Konstruktionen. Sie sind stark genug, um den Kräften, denen wir sie aussetzen, standzuhalten, leicht genug, um sich mit ihnen im Raum zu bewegen, und widerstandsfähig genug, um sich an Belastungen aus allen drei Raumdimensionen anzupassen.
Auch die Bänder leisten Erstaunliches. Sie sind flexibel genug, um dreidimensionale Gelenkaktionen zuzulassen, und stark genug, um enorme Kräfte über das Gelenk hinweg von Knochen zu Knochen zu leiten.
Bewegung findet im Skelettsystem auf vielerlei Ebenen statt. Auf der zellulären Ebene bauen einzelne Zellen das Knochengewebe und die Fasern der Bänder ständig ab und auf. Auf der Gewebeebene besitzt jeder Knochen und jedes Band bis zu einem gewissen Grad die Fähigkeit, die Form zu verändern, wenn Kräfte durch sie geleitet werden. Auf der Systemebene entstehen Bewegungen dort, wo zwei oder mehr Knochen aufeinandertreffen: in den Gelenken.
Gelenke
Im Skelettsystem bezeichnet der Begriff Gelenk den Ort, an dem die Oberflächen von zwei oder mehr Knochen zueinander in Beziehung treten und ein Gelenk miteinander bilden. Ein Gelenk ist eher ein Geschehen als ein Ort, da seine Existenz von Bewegung und Veränderung abhängt. Wo Bewegung stattfindet, und ist sie noch so klein, da ist auch ein Gelenk.
Die herkömmliche Klassifikation der Gelenke richtet sich nach der Struktur des Gewebes, das die beiden Knochen verbindet. Dabei kann es sich um Knorpel, faseriges Gewebe, Gelenkflüssigkeit oder eine Kombination aus allen drei handeln. Gelenke können darüber hinaus auch funktionell nach dem Grad ihres Bewegungsumfangs sowie biomechanisch nach der Anzahl der beteiligten Knochen und der Komplexität des Gelenks eingeteilt werden.
In der Asana-Analyse betrachten wir die Bewegung der sogenannten echten Gelenke, der beweglichsten Gelenke des Körpers. (Einige dieser Gelenke sind allerdings teilweise knorpelig oder faserig.)
Echte Gelenke
Ein echtes Gelenk besteht – von innen nach außen betrachtet – aus den Knochen, die miteinander agieren, der Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) dazwischen, der Synovialmembran (oder Gelenkinnenhaut), die die Gelenkflüssigkeit produziert, und dem Bindegewebe, das die ganze Struktur schützend umgibt (Abb. 3.2).
Betrachtet man die aufeinandertreffenden Knochenenden genauer, sind diese Gelenkflächen mit einer schützenden und stoßdämpfenden Schicht, dem Hyalinknorpel, überzogen. Diese Hyalinknorpelschicht ist sehr glatt, damit die Knochenenden ohne viel Reibung aneinander vorbeigleiten können.
Zwischen diesen Hyalinknorpelschichten wirkt die Gelenkflüssigkeit wie ein Schmiermittel, das die Reibung zwischen den Gelenkflächen verringert. Daneben verteilt die Gelenkflüssigkeit in geringem Maße auch die Druckkräfte im Gelenk und fungiert als flüssiges Siegel zwischen den Gelenkflächen, um sie, wie Öl zwischen zwei Glasscheiben, aneinander zu binden. Die Gelenkflüssigkeit wird von der Synovialmembran schützend umgeben, die wiederum mit beiden Knochen verbunden ist. Diese Membran definiert auch die Grenzen der Gelenkhöhle: Alles, was außerhalb der Synovialmembran liegt, ist außerhalb der Gelenkhöhle.
Abb. 3.2 Alle echten Gelenke bestehen aus: den Gelenkflächen der Knochen, dem Hyalinknorpel, der Gelenkflüssigkeit, der Synovialmembran und der Gelenkkapsel (nicht abgebildet, aber im Kniegelenk als Meniskus vorhanden).
Die Synovialmembran ist in Bindegewebsschichten eingehüllt, die die Gelenkkapsel bilden und den durch Hyalinknorpel und Gelenkflüssigkeit ermöglichten Bewegungsspielraum eingrenzen. Gleich außerhalb der Gelenkkapsel liegen Fasern, die verdickt und in Gurtform angeordnet sind: die Gelenkbänder. Diese Bänder lenken die vom Gelenk übertragenen Kräfte und halten seine Bewegungen in der Spur. Über all diesen Bestandteilen liegen die Muskeln, die das Gelenk überspannen.
Ausbalancierte Gelenkhöhle
In einem gesunden, gut funktionierenden Gelenk ist der Raum zwischen den beiden Knochen über den gesamten Bewegungsumfang hinweg gleichmäßig verteilt, also ausbalanciert. Balance ist nicht dasselbe wie Symmetrie und eine ausbalancierte Gelenkhöhle ( balanced joint space 1 ) bedeutet nicht, dass die Gelenkhöhle an jedem Punkt des Bewegungsumfangs gleichmäßig verteilt ist.
Eine ausbalancierte Gelenkhöhle kommt durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener
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