Yoga-Anatomie
Faktoren zustande, zu denen die Gelenkknorpel an den Gelenkflächen der Knochen, die Viskosität der Gelenkflüssigkeit, die Widerstandsfähigkeit der Gelenkkapsel und der umgebenden Bänder und die gelenknahen Muskelkontraktionen gehören. Im weiteren Sinne wird diese Balance auch durch den Flüssigkeitshaushalt, die Effizienz des Kreislaufs, die Fähigkeit des Nervensystems, Gelenkaktionen wahrzunehmen, und das Ausmaß an geistiger Aufmerksamkeit bestimmt.
Die Hyalinknorpelschicht am Ende jedes Knochens kann enorme Kräfte auffangen und in die Knochen-Trabekeln weiterleiten, die tragenden, schaumartigen Strukturen des Knochens. Diese Kräfte werden über die Gelenke von Knochen zu Knochen übertragen, bis sie auf eine Oberfläche treffen, die sie absorbieren kann, wie etwa der Erdboden, oder sie entladen sich in einer räumlichen Bewegung, etwa einem Ballwurf. Kräfte können auch auf andere Körperstrukturen übertragen werden oder auf wenig hilfreiche Weise in Weichteilen verschwinden.
Wenn die Gelenkhöhle nicht über den gesamten Bewegungsumfang hinweg ausbalanciert ist und die Kraftübertragung nicht über die Gelenkflächen verteilt wird, kommt es zur Abnutzung des Hyalinknorpels. Wie andere Gewebe erneuert sich auch der Hyalinknorpel ständig und kann kleine Abnutzungserscheinungen reparieren, ohne dass langfristig Schäden zurückbleiben. (Andere Gewebearten im Körper, etwa die Muskeln, erneuern sich schneller als der Hyalinknorpel). Wenn das Ungleichgewicht in der Gelenkhöhle über einen längeren Zeitraum ununterbrochen anhält, kann sich der Hyalinknorpel nicht mehr schnell genug nachbilden, sodass er schließlich beschädigt wird oder sich ganz abnutzt. Ist der Hyalinknorpel erst einmal abgenutzt, reiben sich die Knochenenden aneinander. Diese Reibung regt die Knochen schließlich zu ungleichmäßigem Wachstum an, was für die Knochen wiederum noch mehr Reibung und Belastung bedeutet. Dieser Teufelskreis aus Reibung und Wachstum kann ziemlich schmerzhaft sein und ist einer der Gründe für Arthrose.
Fehlende Balance in der Gelenkhöhle kann aus den verschiedensten Gründen entstehen. Manche Menschen werden mit Gelenken geboren, die sich einfach nicht perfekt zusammenfügen. Häufiger liegt die Ursache in ineffizienten Bewegungsmustern, die zu einer Unausgewogenheit in der Gelenkkapsel und bei den Bändern führen, in überbeanspruchten oder unterforderten Muskeln in der Gelenkumgebung oder in Gewohnheitsmustern des Nervensystems. Diese Gewohnheiten halten sich oft deshalb, weil sie vertraut und nicht bewusst sind. Selbst die sinnvollste Idee, Übung oder Vorstellung kann gefährlich sein, wenn sie zu lange gehegt wird oder andere Ideen ausschließt. Unsere Vorstellungen von Bewegung sind genauso wenig perfekt wie die Knochen und Bänder, mit denen wir geboren wurden. Eine geläufige Anweisung lautet beispielsweise, dass man die Schultern nach hinten ziehen soll, um den Brustkorb vorn zu öffnen. Diese Anweisung ist nützlich für die Menschen, deren Schultern nach vorn zum Brustkorb geglitten sind. Wenn aber ein Problem mit der Wirbelsäule vorliegt, kann das Zurückziehen der Schultern den Nacken und den oberen Rücken überanstrengen, ohne dass das zugrunde liegende Problem mit der Wirbelsäule angegangen wird. Die Anweisung mag auch ein- oder zweimal Wirkung zeigen, aber wer über einen längeren Zeitraum die Schultern nach hinten zieht, wird irgendwann so weit nach hinten geraten, dass er in die andere Richtung aus dem Gleichgewicht gerät.
Gelenkaktionen
Es ist ein fundamentaler Irrtum zu denken, dass unser menschlicher Körper so funktioniert wie die von Menschen gebauten Konstruktionen. Menschliche Gelenke werden oft mit Bauteilen aus maschinell gefertigten Gelenken verglichen, wie einem Scharnier oder Kugelgelenk. Aber die Mechanik eines menschlichen Gelenks ist nicht dieselbe wie die zwischen Bauteilen aus Holz, Metall, Keramik oder Plastik, was auch an den Materialeigenschaften liegt. 2
Mag es auch oberflächlich praktisch erscheinen, die Funktionsweise des Ellenbogens mit der eines Scharniers zu vergleichen, so engt diese Parallele doch unsere Vorstellung von der Beweglichkeit dieses Gelenks ein. Nichts im Körper ist vollkommen glatt oder gerade oder weniger als dreidimensional, auch nicht die Gelenkflächen der Knochen. Da diese Gelenkflächen immer uneben und konturiert sind, ist jede Gelenkaktion dreidimensional.
Die konventionellen Begriffe, mit denen die Aktivität der
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