Yoga fuer alle
Weisheit, Erleuchtung und Erlösung mit der Schlange assoziiert. Und selbst unter den abgeklärtesten Wissenschaftlern stimmen einige zu, dass die Schlangensymbolik mit der sich spiralförmig um sich selbst drehenden Doppelhelix der DNA in Beziehung gebracht werden kann.
Häufig finden wir eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Dies ist ein uraltes Symbol für die mystische Kehrtwendung; eine Umkehrung der Aufmerksamkeit um einhundertachtzig Grad. Die Schlange hat sich sich selbst zugewandt: Das Bewusstsein ist auf sich selbst zurückgefallen. Das Gleiche geschieht bei der Erleuchtung: Die Energie richtet sich auf sich selbst. Der Kreis ist geschlossen. Der ganz ursprüngliche Zustand, in dem noch keine Gegensätze und noch keine Unterscheidungen existieren, ist erlebbar; ein Urzustand der Einheit.
Die Kundalini steht also symbolisch für das gesamte Energiepotenzial und alle persönlichen Möglichkeiten; für die schöpferische Urkraft des Universums oder die spirituelle Energie des Menschen. Symbolisiert durch eine schlafende Schlange, die in unerwecktem Zustand zusammengerollt an der Basis der Wirbelsäule, im Wurzel-Chakra, ruht. Alle Methoden, die Kundalini zu wecken, sind Methoden, das volle Potenzial zu entfalten, ein ganzer Mensch zu werden. Somit ist Kundalini reine menschliche Energie.
Die Schlangen-, Erkenntnis- oder Kundalini-Kraft ist die Energie der Sushumna. Fließt Prana frei, so entfaltet sich die göttliche Urenergie im Körper. Mit fortschreitender Bewusstseinsentwicklung beginnt die Kundalini, als wachsender Strom in Sushumna nach oben zu steigen. Auf ihrem Weg vom Beckenboden zum Scheitel wird der Körper zunehmend von der göttlichen Essenz durchstrahlt. Dabei öffnet die Kraft der Kundalini die Chakren und ermöglicht die Freisetzung von Energie. Somit steht die Entwicklung unseres Bewusstseins in direktem Zusammenhang mit der energetischen Frequenz, mit der Prana in unserem Körper schwingt. Erreicht die Kundalini schließlich das Scheitel-Chakra, so tritt ein Zustand jenseits von Raum und Zeit ein, den die Yogis Samadhi, Erleuchtung, nennen. Befreiung – Mukti – wird möglich. Der Kreis schließt sich.
Allerdings ist meist nur ein kleiner Teil der Kundalini aktiv. Und selbst dieser Teil fließt oft nicht ungestört. Durch die in diesem Buch beschriebenen Übungseinheiten lernen wir, diese tief in uns schlummernde Kraft zu wecken, zu kanalisieren und so unser volles menschliches Potenzial zu leben.
Der Atem – Das Windrad für Bewegung und W a n del
Der Atem ist der Kraftstoff des Lebens. Ohne Atem erlischt das Leben nach wenigen Minuten. Jeder Atemzug variiert in Tiefe und Dauer, je nachdem, wie intensiv die körperliche oder mentale Betätigung ist. Die Einatmung versorgt den Körper mit Sauerstoff. Die Ausatmung entsorgt die Stoffwechselschlacken in Form von Kohlendioxid. Jeder Atemzug durchdringt als wellenartige Bewegung den ganzen Körper. Das Zusammenspiel von Atemimpuls und -muskulatur wird beeinflusst durch Körperhaltung, Muskelspannung und Durchlässigkeit für die Atembewegung. Daraus entwickeln sich Lebensfreude, Wohlbefinden und Gelassenheit. Der Atem dient darüber hinaus als Brücke zwischen Körper und Verstand, weil er sowohl unbewusst durch das vegetative Nervensystem gesteuert wird als auch bewusst kontrolliert werden kann.
Wer den Atem wirksam und effektiv einzusetzen weiß, besitzt den Schlüssel für eine vertiefte Yogapraxis, denn dies führt direkt zur Dehnung, kräftigt und fördert Ausdauer und Balance. Eine Variation von »Ujjayi«-Atemtechniken – auch als siegreicher oder ozeanischer Atem bezeichnet und eine Form der tiefen Brustatmung – verlängert den Atem durch den Stimmritzenverschluss und ist so besser kontrollierbar: Das Ausweiten der Lungen während der Einatmung und das Zusammenpressen der Lungen während der Aus atmung helfen, in die Haltungen hineinzukommen, und wirken gleichzeitig beruhigend. Bei Asanas, die ein enges Zusammenfalten des Körpers bzw. Kompaktheit und Vorwärtsbeugen erfordern, wird der Körper während der Ausatmung bewegt und gedehnt, während mit der Einatmung die Asana gehalten bzw. entspannt oder ausgerichtet wird. Umgekehrt werden Dehnübungen, die den Lungen- und Brustraum vergrößern, während der Einatmung ausgeführt, eine Entspannung und Ausrichtung dieser Bereiche erfolgt mit der Ausatmung.
Tatsächlich ist der Atem der zentrale Bestandteil der Praxis: Wir üben die Haltungen für den Atem, nicht
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